Barack Obama hat ein Problem. Teile der deutschen Medien haben ihn nicht mehr lieb. Ausgerechnet jene, die seine Präsidentschaft quasi mit herbeigeschrieben haben - jedenfalls in ihrer Eigenwahrnehmung –, sind ja schon seit längerem von ihm abgerückt. (Ich besuchte mal Kollegen, die ihre vor sich hinwelkenden Obama-Ikonen und „Yes we can“-Poster schamhaft mit Büchern oder Zeitschriftenstapeln zugestellt hatten.) Jetzt ist er vielen ehemaligen Fans ganz und gar unheimlich geworden.
Alles hat er falsch gemacht. Statt Guantánamo zu schließen, die Gefangenen laufen zu lassen und Al Kaida auf diese Weise den Frieden zu erklären, hat er die Hoffnungen der guten Europäer ruiniert. Vom amerikanischen Grundübel, dem Kapitalismus, will er auch nicht wirklich ablassen. Die Klimakatastrophe scheint ihn wenig zu jucken. Und bis dato hat er noch keine echte Begeisterung für Deutschlands Energiewendepläne gezeigt. Mit De-Industrialisierung ist da drüben einfach kein Blumenpott zu gewinnen.
Schlimmer noch, Obama höchstpersönlich „gibt den Befehl zum Töten“, wie die „Hamburger Morgenpost“ entsetzt berichtet. Der Friedensnobelpreisträger „entscheidet über Leben und Sterben“, zeichnet „jede Woche eine „Todesliste“ ab, praktisch wie ein Mafiaboss. Gewalt in Namen der USA einzusetzen, „mache ihm nicht viel aus“, zitiert das Boulevardblatt, das Hermann Gremliza in einem luziden Moment „die dümmste Zeitung der westlichen Welt“ genannt hat, einen Sicherheitsberater des Präsidenten. Drohnen, „lautlose Killerflugzeuge“ (MoPo), fliegen mit Billigung Obamas „gnadenlose Attacken“ gegen „Top-Terroristen“. Warum versucht Obama es nicht mal mit der gnädigen Tour, etwa mit dem Abwurf von Kaugummi (Wrigley´s) und Bibeln (Neues Testament)? Aber so sind die Amis eben: ziehen immer gleich den Colt.
Das Perfide an den Drohnen-Einsätzen ist, dass Obama dabei „vor US-Bürgern nicht halt macht – auch der in den USA geborene Hassprediger Anwar al-Awlaki wurde per Rakete getötet.“ Diesen, bis zu einer Verurteilung als unschuldig zu betrachtenden, Bürger der Vereinigten Staaten hätte eine US-Botschaft auffordern müssen, stante pede in die USA zu reisen, um sich dort einem rechtsstaatlichen Verfahren zu stellen, das ist wohl klar.
Ferner werden durch Drohnenbeschuss manchmal womöglich auch „zivile Opfer“ getötet, wie die MoPo anprangert - ein Schaden, der bei anderen Formen der Kriegsführung sicherlich ausgeschlossen werden kann. Als so eine lasergesteuerte Hellfire-Rakete kürzlich ein Auto traf, worin der Libyer Abu Jahia al-Libi saß (MoPo: „das jüngste Opfer der US-Drohnenangriffe“) – wer sagt denn, dass dabei nicht auch Unschuldige ums Leben gekommen sind? Wusste der Fahrer überhaupt, wen er da kutschierte? War vielleicht noch jemand anders zivil im Wagen, ein Anhalter etwa? Obama überprüft das doch gar nicht!
„Oft“, weiß die MoPo, würden „ganze Gehöfte“ getroffen, in denen sich ein Top-Terrorist aufhält. Deren Bewohner könnten völlig ahnungslose Zivilpersonen sein! Top-Terroristen, wenn in entlegenen Bergregionen unterwegs, quartieren sich mit ihren Frauen und sieben schwerbewaffneten Leibwächtern bekanntlich häufiger mal bei ihnen unbekannten Menschen ein. Vielleicht unter dem Vorwand, Urlaub auf dem Bauernhof machen zu wollen.
Kurz, das mit den Drohnen kann so eigentlich nicht weitergehen. Aber hört Obama auf die deutschen Medien? Dreimal nein. Im Gegenteil, seine Leute wollen den Einsatz der „Killer aus der Luft“ (MoPo) sogar noch ausweiten. Seufzend schließt die Mopo ihren Bericht mit dem Satz: „Der Albtraum für die Führer von Al Kaida hat kein Ende.“ Eines steht für die Hamburger Redakteure und viele andere deutsche Medienschaffende fest: so einen Albtraum wie Obama wählen sie nicht noch mal.