Felix Perrefort / 01.02.2022 / 16:00 / Foto: Prime Ministers Office / 39 / Seite ausdrucken

Trucker Convoy Protest: Trudeaus Narrativ bröselt

Am Wochenende fand ein gewaltiger Corona-Protest in der Hauptstadt Kanadas statt. Premierminister Trudeau zog sich an einen geheimen Ort zurück und erklärte die Demonstranten zu einer kleinen radikalen Minderheit. Die Reaktionen sprechen allerdings dagegen. 

Mehr als zehntausend Kanadier protestierten am Wochenende in der kanadischen Hauptstadt Ottawa gegen die Corona- und Impfpolitik. Der gewaltige Konvoi sorgte im Vorfeld für beeindruckende Videoaufnahmen. Auf dem Weg wurden sie von allerlei Menschen begrüßt und bejubelt. Nationalflaggen Kanadas wurden geschwenkt, Schilder gezeigt, die sich gegen Trudeau, insbesondere gegen die Impfpflichten richteten und eine freie Impfentscheidung einforderten. Die Forderung nach Freiheit zielte dabei vielfach über sie hinaus auf die Corona-Restriktionen insgesamt. 

Premierminister Justin Trudeau flüchtete am Samstag mit seiner Familie an einen geheimen Ort, aus Sicherheitsbedenken, wie es heißt. Nun habe er symptomlos Covid-19 und isoliere sich deswegen. Von dort äußerte er sich gestern erstmals in einer fünfzehnminütigen Rede zu den Protesten, im Anschluss beantwortete er die Fragen zugeschalteter Journalisten. 

Trudeau bekundete ausdrücklich keine Verhandlungsbereitschaft und beleidigte den Protest wie schon zuvor als randständige Minderheit („fringe minority“). Seine Argumentationslinie: Die kanadische Mehrheit im Allgemeinen sowie die Trucker im Besonderen hätten sich vorbildlich verhalten und stünden hinter Trudeaus Politik, was sich an der besonders hohen Impfquote von 90 Prozent gezeigt habe. Demgegenüber stünde jene Minderheit, die nicht nur kein Vertrauen in die Wissenschaft habe, sondern sich mit Extremisten gemein mache. Wie Bundespräsident Steinmeier den Spaziergängern attestiert Trudeau dem Protest also einen undemokratischen, gewaltbereiten und hasserfüllten Kern, der ihn insgesamt delegitimiere. 

Sehr viel Gegenwind für Trudeau 

Globalnews.ca berichtet von „mehreren Fällen von Nazi-Flaggen, Flaggen der Konföderierten und kanadischen Flaggen mit Hakenkreuzen, die am Wochenende von Einzelpersonen in der Menge geschwenkt wurden“ und zitiert Erin O’Toole, der die kanadische Opposition anführt: „Trotz der Panikmache der Premierminister und anderer haben wir an diesem Wochenende nur eine Handvoll inakzeptabler Vorfälle erlebt. Hasserfüllte Flaggen. Respektlosigkeit gegenüber dem Grabmal des unbekannten Soldaten“. Das verurteile er unmissverständlich. 

Auf die Frage eines Journalisten, ob es denn fair sei, sich auf die wenigen inakzeptablen Demonstranten zu fokussieren, um dann alle anderen über einen Kamm zu scheren, antwortet er wortgewaltig und exaltiert. Unterm Strich behauptet er, dass das Ausmaß an verwerflichen Handlungen größer als bei anderen Protesten gewesen sei, denen er ihr demokratisches Recht nicht abspreche. Auf die Frage einer Journalistin, ob er sich mit den realen Bedenken bezüglich der Sicherheit der Vakzine beschäftige, antwortet er, sie resultieren lediglich aus Online-Desinformation und Verschwörungstheorie („microchips“). 

Auf seinem Twitter-Profil stellen sich die Kräfteverhältnisse anders dar, als Trudeau behauptet. Immensen Gegenwind bekommt er dort in Form von Kommentaren, die die Multikulturalität und Friedlichkeit der Proteste betonen, ihn persiflieren oder einfach nur verspotten. Auf seiner Facebook-Seite erhält er zwar durchaus viel Unterstützung, aber auch dort sehr viel Spott. Bei City News Toronto fallen die Reaktionen sogar mehrheitlich negativ aus.

Eine kanadische Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 64 Prozent der Bürger Mississaugas die Trucker unterstützen, zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch diese Umfrage. Noch deutlicher fällt hier das Ergebnis aus. Weitere Befragungen waren zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels noch nicht abgeschlossen. 

Es steht gar nicht gut um das Narrativ der kanadischen Bundesregierung. Welche Wellen der Protest noch alles schlägt, wird sich noch zeigen. Schon jetzt gibt es sehr viel Solidarität aus anderen Ländern, teilweise auch in Form von anknüpfenden Trucker-Convoys.    

Foto: By Prime Minister's Office - https://www.gov.uk/government/news/pm-meeting-with-canadian-prime-minister-trudeau-11-june-2021, OGL 3, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106502927

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Elias Schwarz / 01.02.2022

Nicht umsonst nennt man Trudeau Justin Biber. Andererseits hatten sie erst vor ein Paar Monaten Wahlen und haben ihn wiedergewählt. Und jetzt hat er angeblich Covid. Immer noch viel schlauer, als unsere Regierung.

Boris Kotchoubey / 01.02.2022

Was sagt das Staatsrecht über den Fall einer Ministerpräsidentenflucht? In der Ukraine 2014 wurde nach der Flucht Yanukowitschs nach Russland erklärt und Argumentiert: Da der Präsident seinen Posten verlassen hat, hat die Revolution gewonnen, es gibt kein Staatsoberhaupt mehr, also man braucht eine neue temporäre Regierung, Neuwahlen usw. Aus meinem gesunden Menschenverstand ist die Logik vollkommen korrekt: Der Staats- bzw Regierungschef MUSS physikalisch, körperlich präsent sein! Ist er weg - dann ist er weg, Punkt, Basta, vergessen. Sonst kann es z.B. sein, dass eine kriminelle Gruppe den Präsidenten entführt oder gar tötet und von seinem Namen Reden verbreitet, Verordungen erteilt usw. Mit Hilfe von HiTech kann man auch sein bewegtes Bild auf Bildschirme schicken, während er längst im Paradies mit Vorfahren unterhält. Nein: Ist der Chef verschwunden, dann ist er politisch tot.

Jürgen Fischer / 01.02.2022

Kleine radikale Minderheit - hat das nicht der Schmolz auch gesagt?

Bernd Keller / 01.02.2022

Am Rande: Es ist viel mehr unterwegs und in Planung. Weltweit. Selbst in Holland, den Philippinen, Polen,.... Bruxelles ist am 14.2 Gastgeber für die europäische Variante…

rolf schwarz / 01.02.2022

Diese Bidens, Macrons, Trudeaus, Arderns, Draghis, Scholzens, von der Leyens und Co. operieren mittlerweile tatsächlich alle wie ferngesteuerte, seelenlose Roboter. Und sie schaffen es sogar den Verschwörungstheoretikern dieser Erde die letzte Butter vom Brot zu nehmen. Schnell her mit den Trucks!

Robert Ballhaus / 01.02.2022

Trudeau ist - wie Biden, Macron, Draghi, Scholz, Orban etc. p.p. - ein widerlicher Lakai einer menschenfeindlichen globalen sog. Elite. Diese Menschenfeinde sind dabei, den Planeten nach ihrem gusto umzugestalten. ‘Great Reset’ ist die Agenda, die Menschen sind die potentiellen Opfer. Wer sich also nicht gegen die Lakaien der Menschenfeinde wehrt - es geht um Leib & Leben -, der hat leider nichts begriffen und ist quasi schon tot. Widerstand jetzt!

Berta Zimmermann / 01.02.2022

Auf einigen Videos war tatsächlich ein Plakat mit Hakenkreuz zu sehen - in der Mitte des Hakenkreuzes war ein Bild von Trudeau. Ich denke, dass es eher eine Warnung war, dass Kanada mit seinen rigorosen Maßnahmen in die falsche Richtung läuft.

Matthias Böhnki / 01.02.2022

Ich habe mir bei youtube eine ganze Menge von Videos zum Truckerprotest angesehen. Sicherlich imposant, die Dinger in Kolonne mit ordentlich Getöse zu sehen und auch die Unterstützung am Straßenrand inmitten der Pampa von Kanada. Ernüchternd jedoch waren die Bilder der Kundgebung vor dem Parlament, das waren kaum 5000 Menschen - also quasi die Trucker und Ihre Mitfahrer. Aus Ottawa war wohl kaum jemand dabei. Damit kann Trudeau tatsächlich bei seiner Minderheitenlinie bleiben. Als am 4. November 1989 die DDR-Bürger ihren Protest nach Ostberlin getragen hatten, da war auch halb Ostberlin mit von der Partie und es versammelten sich 1 Millionen Menschen, nicht 5000…......................

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