Im vergangenen August sorgte die SPD-Führung für einen Proteststurm, als sie entschied, die sogenannte „Historische Kommission“ (HiKo) abzuschaffen. Offiziell begründete man die Maßnahme mit Geldsorgen, vielleicht wollte man aber auch historischen Ballast abwerfen, der Koalitionen mit der SED-Nachfolgepartei Die Linke im Wege stehen könnte. Die HiKo wurde 1982 unter der Führung des damaligen Parteivorsitzenden Willy Brandt eingerichtet und beriet den SPD-Parteivorstand und andere sozialdemokratische Gremien in Fragen der Geschichts- und Erinnerungspolitik. In der Kommission dienten namhafte Historiker wie Hans Mommsen, Jürgen Kocka oder Heinrich August Winkler.
Nach der Ankündigung der Auflösung wandten sich mehr als 1000 Historiker und andere Interessierte in einem offenen Brief an die SPD-Chefin Andrea Nahles. Sie forderten eine Revision der Entscheidung, doch das Willy-Brandt-Haus reagierte kaum. Jetzt hat jedoch offenbar ein Umdenken stattgefunden. Laut tagesspiegel.de will Dietmar Nietan, der nach der HiKo-Auflösung zum Beauftragten für historische Fragen ernannt worden war, bald eine Nachfolgeorganisation vorstellen. Nietan, der auch Bundesschatzmeister der SPD ist, habe Einladungen an Historiker und Politiker versandt, die einem „Geschichtsforum in der SPD“ angehören sollen. Das neue Gremium solle „jünger und weiblicher“ als die alte HiKo sein und neue Impulse für die SPD setzen.