Kaum ein Landesvater hat so sehr für Impfpflicht und Lockdown geworben wie Markus Söder – nun kommen ganz andere Töne aus Bayern.
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Personal im Gesundheitswesen sei "völlig überholt" und "strapaziere die Einrichtungen", sagt Markus Söders Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Er schickte diese schriftliche Klage zusammen mit seinen Kollegen aus den anderen beiden Freistaaten Thüringen und Sachsen an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, verbunden mit der Bitte diese nicht noch einmal zu verlängern. Zustimmung kam mittlerweile auch vom Amtskollegen Manne Lucha (Grüne) aus Baden-Württemberg. Gerade für Bayern, dessen Ministerpräsident zu den eifrigsten Trommlern für Lockdown und Impfung zählte, sind das ungewohnte Töne. Die seit dem 1. Oktober geltende Booster-Pflicht (drei Spritzen) für Gesundheitspersonal will das größte Bundesland ganz "undeutsch" sogar einfach ignorieren.
Der Kollege aus dem Ländle betonte, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht als Vorstufe der gescheiterten allgemeinen Impfpflicht gedacht gewesen sei. "Deshalb können wir nun den Beschäftigten im Gesundheitswesen beim besten Willen nicht dieses Sonderopfer abverlangen."
Bayerns Holetschek aber erklärt den eigentlichen Beweggrund: "Wir brauchen jede verfügbare Arbeitskraft in Medizin, Pflege und Eingliederungshilfe. Wir können es uns nicht erlauben, mit einer mittlerweile völlig überholten Maßnahme diesen Bereich weiter zu strapazieren, indem wir dringend benötigtes Fachpersonal aber auch Auszubildende in andere Berufe oder ins benachbarte Ausland verdrängen." Die Impfpflicht hat also offenbar zahlreiche Fachleute schlicht verjagt. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will sich trotz des Appells eine Verlängerung offenhalten.