Redaktion / 01.12.2023 / 11:00 / 0 / Seite ausdrucken

Serie „Wir haben es gesagt“. Heute: Orit Arfa

Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Heute Orit Arfa aus dem Jahre 2016 mit „Deutschland, ich bin verrückt nach Dir!“

Diese Reihe von Beiträgen betrifft alle Gebiete. Beispielsweise bei Themen wie Migration, Energiewende, Covid und Antisemitismus, um nur einige Stichworte zu nennen. Beim Thema Antisemitismus sagen wir seit langem voraus, was jetzt die sogenannten Mainstream-Medien schreiben. Diese Beitragsfolge soll auch eine Vergewisserung für Sie, liebe Leser, sein, dass Sie das richtige Medium lesen. Es gab und gibt immer wieder Versuche, uns zu diskreditieren und politisch zu stigmatisieren. Die Zeit und die Tatsachen arbeiten aber für uns. 

Heute veröffentlichen wir einen Beitrag vom 05.08.2016 von Achgut.com-Autorin Orit Arfa unter dem Titel „Deutschland, ich bin verrückt nach Dir!“, der damals sehr viel Aufsehen errregte. Ein Zitat daraus: „Natürlich sind unter den Flüchtlingen und Einwanderern viele gute, hilflose Menschen, aber Du hast auch Leute ins Land gelassen, die mit den dunkelsten Seiten Deiner Vergangenheit sympathisieren und nicht mit dem freien, zukunftsgewandten Deutschland.“

Orit Arfa wurde 1977 in Los Angeles geboren und schreibt regelmäßig für die „Jerusalem Post“, das „Jewish Journal of Los Angeles“ und den „Jewish News Service“. Ihr zweites Buch, „Underskin“, handelt von einer deutsch-jüdischen Liebesgeschichte. Und hier ihr Text von 2016:

Deutschland, ich bin verrückt nach Dir!

Liebes Deutschland,

in mir brodeln Gefühle, von denen ich Dir erzählen möchte. Gefühle, die ich nicht recht verstehen kann, Gefühle, die nur wenige Menschen verstehen werden, Gefühle, von denen manche Freunde sagen, dass sie falsch und widersinnig sind. Und dass ich wahrscheinlich einen Therapeuten brauche.

Es fühlt sich vor allem komisch an, Dir zu schreiben: Deutschland, ich bin verrückt nach Dir! Als die deutsche Mannschaft eines der EM-Spiele gewonnen hatte, fühlte es sich an, als wenn diese Mannschaft meine Mannschaft wäre. Als Deutschland das Halbfinale verlor, war ich untröstlich.

Ja, ich liebe sogar die deutsche Sprache!

Als Berlinerin auf Zeit spaziere und radle ich diesen Sommer durch die deutsche Hauptstadt, ich genieße das Tramfahren und die herrlichen Biergärten, wunderschöne Parks und nette Menschen, die mich herzlich willkommen heißen – das heilt viele der Wunden, die ich mir im terrorgeplagten Israel in den letzten Jahren zugezogen habe.

Ich möchte für Dich kämpfen

Ich verstehe diese Gefühle selbst nicht. Vor allem, nachdem ich gerade erst in Auschwitz war. Zu sehen, wie Du, Deutschland, vor Jahrzehnten mein Volk – nackt, erniedrigt, schmerzerfüllt und gequält – in die Gaskammern getrieben hast. Meine polnischen Großeltern väterlicherseits überlebten Auschwitz nur, weil sie zähe Körper hatten.

Und trotzdem: So unfassbar, wie es ist – ich habe angefangen, Dich zu lieben, Deutschland. Ich. Die israelische Patriotin. Die Zionistin. Die stolze Jüdin. Ich, dieses Mädchen mit den dunklen Locken (ein Erbe der mütterlichen Seite, die aus dem Irak stammt). Vielleicht liegt es daran, dass unsere Schicksale so tief miteinander verbunden sind, was Dir passiert, passiert auch mir, weil so viel von dem, was ich bin, davon geformt wurde, was Du meinem Volk angetan hast. Was Du meinen Großeltern und ihren Familien angetan hast. Du hast Dich mit Deinen Taten auseinandergesetzt, mein Volk beschäftigt es noch immer, was ihm angetan wurde.

Ich spüre Deine Herzlichkeit, egal, was die Antisemitismus-Statistiken sagen. Ich habe wundervolle Momente in diesem kreativen, verrückten, wunderschönen Berlin erlebt. 

Und jetzt, da der Terror auch Dich betrifft, trifft es mich so viel stärker als bei jedem anderen europäischen Land, das vom Terror heimgesucht wird. Wenn ich höre, wie Freunde sagen, dass Du es verdient hast. Dass Deutschland nun die Rechnung dafür erhält, weil es seine Grenzen so bedingungslos für Einwanderer aus muslimischen, antisemitischen Ländern geöffnet hat. Wenn ich das höre, teile ich Deinen Schmerz und ich möchte für Dich kämpfen. So sehr, wie ich für Israel kämpfen möchte.

Jihad gegen Ungläubige

Und so spüre ich das dringende Bedürfnis, Dir zu sagen: Es ist okay. Es ist okay, wieder härter durchzugreifen. Es ist okay „brutal“ zu sein. Damit meine ich nicht, zu morden, zu plündern und Konzentrationslager zu bauen. Ich meine damit, dass Du achtsam sein sollst. Und nicht so furchtbar politisch korrekt, dass Du noch nicht einmal aussprechen kannst, dass der radikale Islam der Feind ist. Geschweige denn, ihn bekämpfen.   

Die Medien sagen, dass die Motive des Münchner Todesschützen und des Axt schwingenden ISIS-Fans aus Afghanistan und des syrischen Attentäters, der eine Polin mit einer Machete abschlachtete, „unbekannt“ sind. Aber, liebes Deutschland, wir kennen doch das Motiv oder zumindest die Ideen und Werte, die diesen Taten als Inspiration dienten: Es ist der Jihad gegen Ungläubige. Diese Angriffe „einsamer Wölfe” sind lediglich die neuste Kriegstaktik, die darauf abzielt, feindliche Linien zu verwischen und uns alle zu lähmen.

Deutschland, gib auf Dich Acht

Liebes Deutschland, Du dachtest, es sei nobel, die Grenzen zu öffnen, aber Du hast einen Weg der langsamen Selbstzerstörung gewählt. Und vielleicht liegt das auch daran, dass Du Dich selbst, ganz tief drin, wegen Deiner Vergangenheit hasst. Oder dass Du, wie manche meiner Freunde sagen, tief in Dir drin bereit bist, Dich nochmals selbst zu zerstören, wenn es nur den latenten Judenhass, der in Dir schlummert, befriedigt. 

Vielleicht hättest Du Dich im Kampf gegen den Jihad noch stärker an Israels Seite stellen sollen. Vielleicht hättest Du den Antisemitismus, der in Dein Land eingewandert ist, wachsamer betrachten sollen. Natürlich sind unter den Flüchtlingen und Einwanderern viele gute, hilflose Menschen, aber Du hast auch Leute ins Land gelassen, die mit den dunkelsten Seiten Deiner Vergangenheit sympathisieren und nicht mit dem freien, zukunftsgewandten Deutschland. 

Trotzdem hast Du das nicht verdient. Und deswegen: Es ist in Ordnung, dass Du Dich verteidigst, als patriotische Nation gegen den islamischen Terror und seine Anhänger. Mehr noch: Ich bitte Dich eindringlich darum, weil ich mich endlich wieder sicher fühlen möchte. Ich bitte Dich darum, mir diese Sicherheit zu geben, weil Du mir in der kurzen Zeit schon so viel Freude gegeben hast. Vielleicht wage ich es auch zu sagen, dass Du es mir und meiner Familie schuldig bist. Aber vor allem bist Du es Dir selbst schuldig. 

Ich will, dass Du weißt, dass selbst die Enkel von Holocaustüberlebenden Dich lieben können und Dir sagen, dass Du immer noch eine eiserne Faust haben darfst, wenn es nötig ist. Und dass Du stolz auf das sein kannst, was Du bis jetzt erreicht hast, und was  Du noch erreichen wirst. Seltsam, dass ausgerechnet ich Dir das sage. Ich kann es mir immer noch nicht erklären. Aber bitte, Deutschland, gib auf Dich Acht. Und auch auf mich.

Alles Liebe, Deine Orit.

 

Liebe Leser,

sorgen Sie dafür, dass es diesen Journalismus weiterhin gibt. Wenn Sie heute lesen wollen, was die gegenwärtige Politik für die Zukunft bedeutet, dann sitzen Sie bei Achgut.com weiterhin in der ersten Reihe – und nicht bei den Öffis. Und das ganz ohne Zwangsgebühr!

Deshalb: Erzählen Sie auch Ihren Bekannten und Freunden von Achgut.com, teilen Sie unsere Beiträge auf den sozialen Medien, sorgen Sie dafür, dass immer mehr Menschen von unserer in dieser Form einmaligen Medien-Plattform erfahren. Und spenden Sie oder erwerben Sie eine Patenschaft. Uns gibt es nun trotz aller Anfeindungen seit fast 20 Jahren, sorgen Sie dafür, dass unsere Stimme auch weiterhin zu hören ist!

Jetzt spenden

Ein weiterer Weg, uns zu unterstützen, ist die Bestellung eines Buches aus unserer Achgut-Edition direkt in unserem Shop. Weihnachten steht bevor. Gerade erschienen ist Boris Reitschusters biografisches Werk „Meine Vertreibung“, das ein bezeichnendes Bild der deutschen Medienlandschaft entwirft. 

Jetzt bestellen

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Redaktion / 23.02.2024 / 12:00 / 44

Hochhausbrand in Valencia: Sterben für den Klimaschutz?

Das Hochhaus in Valencia stand wegen der brennbaren Dämmfassade in kurzer Zeit in Flammen. Im Namen des Klimaschutzes sind so schon viele Menschen umgekommen. Achgut.com…/ mehr

Redaktion / 31.01.2024 / 16:00 / 5

Serie „Wir haben es gesagt“. Heute: Stefan Frank

„Es ist klar: Wer Geld in ein Gebiet schickt, das von der Hamas kontrolliert wird, der schickt es an die Hamas – die damit eine…/ mehr

Redaktion / 03.01.2024 / 16:00 / 5

Serie „Wir haben es gesagt“. Heute: Dirk Maxeiner

Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Man konnte alles wissen, wenn man nur…/ mehr

Redaktion / 22.12.2023 / 08:00 / 3

Der Achgut-Adventskalender (22): Familie

Weihnachten mit der Familie kann einige Konflikte hervorrufen, aber auch die Gelegenheit zur Versöhnung bieten. So wie bei „Kevin allein zu Haus“. / mehr

Redaktion / 21.12.2023 / 08:00 / 3

Der Achgut-Adventskalender (21): Messias

Das Leben des Brian und der Messias. / mehr

Redaktion / 20.12.2023 / 16:00 / 6

Serie „Wir haben es gesagt.“ Heute: Hans Hofmann-Reinecke

Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Man konnte alles wissen, wenn man nur…/ mehr

Redaktion / 20.12.2023 / 08:00 / 3

Der Achgut-Adventskalender (20): Festmahl

„Was gibt es Weihnachten zu essen?“, fragen Helga & Marianne. / mehr

Redaktion / 19.12.2023 / 08:00 / 4

Der Achgut-Adventskalender (19): Weihnachten

„Weihnachten“ von Theodor Fontane Noch einmal ein Weihnachtsfest, Immer kleiner wird der Rest, Aber nehm ich so die Summe, Alles Grade, alles Krumme, Alles Falsche,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com