Cora Stephan / 29.05.2015 / 12:36 / 7 / Seite ausdrucken

Rettet das Klima! Aber wovor?

Hauptsache, wir haben darüber gesprochen? Nun, sie reden wieder: beim Petersberger Klimadialog soll der Weltklimagipfel in Paris vorbereitet werden, auf dem im Dezember ein weltumspannendes Klimaschutzabkommen beschlossen werden soll – und zwar von allen 190 Nationen. Ein Ding der Unmöglichkeit, möchte man meinen. Doch diesmal soll gelingen, was in Kopenhagen 2009 so schmählich scheiterte, weshalb man versucht, schon vorher Einigkeit herzustellen – indem man darüber redet. Aber worüber eigentlich?

Denn nichts ist klar. Ändert sich das Klima? Das tut es eigentlich immer, fragt sich nur, in welche Richtung. Wird es also wärmer? Darüber gibt es keinen wirklich belastbaren Beweis, denn sofern wir es tatsächlich mit einer allgemeinen Klimaerwärmung zu tun gehabt haben, hat sie in den letzten Jahren Pause gemacht. Doch wie kann man sich, ohne dass man weiß, ob es wirklich weltweit wärmer wird, auf ein Ziel einigen, zumal auf ein so willkürliches wie jenes, die Erwärmung auf 2 Grad zu beschränken? Überdies ist man sich ja selbst über die Faktoren, die Klimaveränderungen begünstigen, in der wissenschaftlichen Welt nicht einig. Dennoch glauben die Lobbyisten des Klimawandels, die Angst vor einer globalen Erwärmung schüren, nicht nur, dass sie schädlich wäre – als ob es das mittelalterliche Klimaoptimum nicht gegeben hätte, das für die meisten Menschen ein Glücksfall war. Sie verkünden auch, dass solche Erwärmung sich dem Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländer verdanke, den man deshalb reduzieren müsse – durch Reduktion des Energieverbrauchs.
Und darauf sollen sich 160 Nationen einigen? Ein Land wie Indien, das auf Platz 3 steht, was den Ausstoß von CO2 betrifft, argumentiert überzeugend, sein primäres Ziel sei, seine Bevölkerung durch Industrialisierung von der Armut zu befreien, weshalb sein Verbrauch an Strom und Treibstoff eher noch steigen müsse. Energiesparen ist also ein Luxus, den sich nur reiche Länder leisten können. Den allergrößten Luxus erlaubt sich Deutschland auf der Suche nach neuen und möglichst sauberen Energiequellen.

Musterknabe Deutschland als Vorbild und Avantgarde? Hierzulande nimmt der Ausbau „sauberer“ Energielieferanten in rasendem Tempo zu, das noch rasanter wäre, wenn sich die Bürger nicht immer häufiger gegen die Errichtung mächtiger Windkraftanlagen im Naturschutzgebieten oder vor ihrer Haustür auflehnen würden. Aus schnödem Egoismus? Weil sie der Verschandelung deutscher Kulturlandschaften nicht länger zusehen wollen? Oder weil sie mittlerweile wissen, dass ihr Land sich durch die überstürzte „Energiewende“ von 2011 ins Abseits gebracht hat?

Tatsächlich lag Deutschland ja einst vorne bei der Erzeugung treibhausgasarmer Energie. Überall auf der Welt war deutsche Expertise gefragt, wenn es um Entwicklung und Bau von Atomkraftwerken ging. Doch nach der Reaktorhavarie von Tschernobyl stürzte die Zustimmung in Deutschland ins Bodenlose ab – und nach der Erdbebenkatastrophe in Japan im Frühjahr 2011 leitete Kanzlerin Merkel die Kehrtwende ein. Seither überlässt Deutschland die Atomkraft seinen Nachbarn und kapriziert sich darauf, ein hochindustrialisierte Land von so unzuverlässigen Elementen wie Wind und Sonne abhängig zu machen. Dank Hochsubventionierung haben die sogenannten „alternativen“ Energien jede andere, stabilere Energieversorgung durch Gas- oder Kohlekraftwerke unrentabel gemacht. Dabei reduziert keine einzige Windkraftanlage den Ausstoß dessen, was man als schädliche Treibhausgase identifiziert hat, da sie Emissionszertifikate billiger macht – also den Erwerb der Berechtigung, CO2 in die Welt zu pusten. Fällt das keinem unserer Naturschützer auf? Stört sich niemand an dem enormen Flächenverbrauch durch Wundkraftanlagen, ganz zu schwiegen von der nächtlichen Lichtverschmutzung und den tödlichen Folgen für Fledermäuse und Vögel?

Die Antwort ist womöglich ganz einfach. Wer sich für Kernkraft ausspricht – wie kürzlich ein Autor der FAS  – begibt sich ins soziale Abseits. Gegen Atomkraft zu sein ist gesellschaftlicher Mainstream. Auch wenn die Vernunft dabei auf der Strecke bleibt: wir leben in einem Land, in dem es üblich geworden ist, nicht von der Erdbebenkatastrophe in Japan zu sprechen, der Tausende von Menschen zum Opfer fiel, sondern die Tragödie von 2011 unter dem Namen „Fukushima“ als Atomkatastrophe auszugeben. Dabei ist nicht ein einziger Mensch durch die Reaktorhavarie ums Leben gekommen – bei der durch das Erdbeben verursachten Explosion einer Erdölraffinerie hingegen starben Dutzende.

Verglichen mit allen anderen Energiequellen ist die Atomkraft noch immer die sicherste. Und der Atommüll? Neue Generationen von Atomkraftwerken sind in der Lage, ihren Abfall wiederzuverwerten, man könnte also die Suche nach dem auf Jahrtausende sicheren Endlager aufgeben.  Doch es wird in Deutschland wohl keine Renaissance der Atomkraft dank einer neuen Generation von AKW geben. Allein das Wort „Atom“ ist bei uns aus historischen Grünen angstvoll besetzt, und auch die angeblich naturwissenschaftlich-rationale Kanzlerin gibt Bürgerängsten nach, wenn es eine Landtagswahl zu gewinnen gilt. Überdies dürften mögliche Investoren nicht nur aus der abrupten „Energiewende“ 2011 gelernt haben: Deutschland ist nicht mehr das Land, in dem jene Vertragssicherheit herrscht, die ökonomische Risiken kalkulierbar macht.

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Hans Koller / 31.05.2015

CO2 Anteil an der Atmosphäre 0,04%, davon werden 4% also 0,0016% vom Menschen verursacht. Der Anteil an der Atmosphäre ist viel zu gering um damit eine Wirkung auf das Klima zu erreich, versucht mal besoffen zu werden mit einem Bier das 0,04% Alkohol hat. CO2 ist schwerer als Luft, wie sollte es also über unseren Köpfen die Erdabstrahlung abhalten??? CO2 fällt auf den Boden, damit die Pflanzen es in Sauerstoff umwandeln können. Warum werden im Winter die Häuser nicht mit CO2 angereichert? Bereits 0,01% würde die Temperatur in den Häusern um 2°C erhöhen und wir müssten nicht mehr die Häuser von 14°C auf 20°C erhöhen sondern nur von 16°C auf 20°C erhöhen, wir könnten also 1/3 der Heizenergie sparen. Nun ja warum macht das niemand? Weil das CO2-Märchen Humbug ist und nicht funktioniert. Mir kann und konnte noch kein Lehrer auch nicht an den Fachhochschulen erklären wie CO2 wirkt, die wissen nicht mal den Co2-Anteil an der Atmosphäre, aber sonst können die alles erklären Atomgewichte und Auswirkungen etc., denkt mal darüber nach und fragt mal die Lehrer aus. Ich möchte keine Horrorstorys über Eisbären hören, sondern eine Physikalische und Chemische Erklärung für das CO2-Märchen. Glauben kann ich in der Kirche, von Lehrern und Wissenschaftlern erwarte ich mehr als nur Glauben, ich erwarte Wissen.

Carsten Mabank / 31.05.2015

“Neue Generationen von Atomkraftwerken sind in der Lage, ihren Abfall wiederzuverwerten” Bei Atomkraft-Befürwortern scheint sich leider hartnäckig der Mythos zu halten, dass man mit Wiederaufbereitung und Transmutation den Atommüll, ganz einfach, und natürlich kostengünstig, schwupp-di-wupp, verschwinden lassen könnte. Das entspricht allerding nicht der Realität. Was man erreichen kann ist die Reduzierung der Halbwertzeit, so dass man den Atommüll “nur” noch einige hundert statt 10.000 Jahre und länger lagern müsste. Das ist natürlich grundsätzlich erstmal hervorragend. Denn die Idee, dass es möglich wäre Atommüll auch nur 1000 Jahre sicher zu lagern, ist geradezu abstrus. 100 Jahre mag da noch halbwegs realistisch erscheinen. Für das hier und jetzt ändert das aber relativ wenig. Es fällt immer noch Atommüll an. Dieser muss weiterhin über Generationen gelagert werden. Er könnte weiterhin in die Umwelt oder in die Hände von Terroristen gelangen. Es mangelt unserer Gesellschaft offenbar erheblich an dem Willen, das Thema wissenschaftlich anzugehen, statt Emotions- und Ideologie-Aufgeladen, wie es allenortes von selbsternannten “Experten” jeglicher Coleur betrieben wird.

Cora Stephan / 31.05.2015

Ja, “Wundkraft” ist ein Tippfehler - aber ich stehe dazu!!

Bernd von Klebelsberg / 29.05.2015

Die Verschmutzungen und Schäden durch Nutzung der fossilen Energieträger sind nicht zu übersehen. Die resultierenden bekannten und sichtbaren Folgen sollten eigentlich ausreichen um sich von der archaischen Methode -Energiegewinnung durch Verbrennung- abzuwenden. Das nervtötende ritualisierte Bejammern des “Klimawandels” ist dazu nicht nötig. Möchte man wirklich in dieser Region Europas der Umweltverschmutzung durch fossile Brennstoffe entgegentreten, was zu wünschen wäre,  sollte man sich dringendst von der Angstlust-Retrodenke der 1970iger verabschieden und die Kernkraft möglichst intensiv nutzen. Wie Deutschland der über soviel Verbohrtheit staunenden Welt gerade beweist, ist der Weg zum Ausstieg aus den Fossilen mit Gebet, Wundergläubigkeit an Wind und Sonne und irren Milliardensummen nicht zu schaffen, zumindest nicht ohne die “Schattenkraftwerke”. Das sind die, die man nicht sieht und nicht merkt weil sie das tun was sie sollen: 24/7 Strom bereitstellen und zwar 80% des notwendigen Bedarfes zu jeder Zeit. Mit Kernkraft und Kohle, während sich die Propeller drehen oder auch nicht. Insofern war der Artikel in der FAS dringend notwendig und erfreulicherweise bringt der Verfasser neben technisch physikalischen Kenntnissen auch Vernunft in die Diskussion. Ich habe den Artikel in so einem Ökorestaurant gelesen und wurde nicht mit Birkenstocks beworfen. Das lässt immerhin hoffen.  

Andreas Döding / 29.05.2015

“Wundkraftanlagen” -sicher ein Tippfehler, aber ein sehr schöner und bedeutungsschwangerer :-)

Heinrich Rabe / 29.05.2015

Die naturwissenschaftlich-rationale Kanzlerin rechnet nicht in Gigatonnen CO2, Rem oder Milliarden Euro, sondern in Wählerstimmen. Wir können davon ausgehen, dass sie über den technischen, wirtschaftlichen und umweltseitigen (Un-)Sinn der Energie-“Wende” bestens im Bilde ist. Die Priorität liegt aber weder auf der Rettung des Klimas noch auf einer langfristig effektiven, effizienten und strategisch sicheren Energielösung für Deutschland, sondern auf kurz- bis mittelfristiger Wiederwahl. Eine Nebenbedingung dafür ist, dass “die Wirtschaft” dabei in den jeweils nächsten 5 Jahren nicht komplett zusammenbricht. Mehr nicht. Wenn die Kanzlerin ihrer Wahlforschung entnimmt, dass eine bestimmte Position keine Wählerstimmen bringt oder sogar Stimmenverluste bedeutet, wird sie diese Position räumen und öffentlich das Gegenteil vertreten. Egal was sie vielleicht insgeheim fachlich darüber denkt. Dieser moderierende, Verantwortung vermeidende Politikstil ist in einer postmodernen Konsensdemokratie nun einmal extrem erfolgreich, egal wie sehr sich einzelne Wählergruppen auch inhaltliche Verläßlichkeit, kontrollierbare Ziele oder Führung wünschen würden.

Klaus Kalweit / 29.05.2015

Bei uns auf dem Dorf gehen die Grünen mit der Zeit. Sie bieten nächtliche Führungen an, die Fledermäuse zu beobachten, darunter einige vom Aussterben bedrohte Arten. Originalton: Beobachten Sie die Fledermäuse, bevor sie ausgestorben sind. Der Witz ist folgender: Im Umkreis stehen hier 70 Windmühlen dank des grünen Bürgermeisters, jetzt sollen es noch mehr werden, sogar in Landschaftsschutzgebieten. Ich habe mich mit zwei Bemerkungen massiver Angriffe ausgesetzt, die auch öffentlich über Leserbriefe geführt wurden. Zum einen habe ich einen Zusammenhang zwischen dem Aussterben der Hautflügler und den Windkraftanlagen hergestellt, zum anderen habe ich für Kernkraftwerke der neuen Generation geworben. Jetzt habe ich die Nase voll, das militante Gebaren der Grünen am eigenen Leibe kennengelernt, ich schweige lieber und man läßt mich wenigstens in Ruhe.

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