Wenn Sie wirklich Frieden zwischen Israelis und Palästinensern oder ganz allgemein zwischen Muslimen und Juden im Nahen Osten wollen, dann sollte die Hamas Ihr Feind sein. Woher ich das weiß? Als Teenager war ich selbst Mitglied der Muslimbruderschaft, von der letztlich die Hamas abstammt. Uns wurde beigebracht, dass es die Pflicht der Muslime sei, die Juden zu vernichten.
Überall im Westen gibt es zahlreiche Menschen, die Israel selbst für die Gräueltaten in Israel verantwortlich machen – und die Täter offen unterstützen. Der Leiter des Community Security Trust (Londoner NGO, die sich gegen Antisemitismus engagiert, Anm. d. Red.), der Hassverbrechen gegen britische Juden überwacht, sagte: „Antisemiten werden durch den Anblick toter Juden erregt ... Die Ermordung israelischer Zivilisten durch die Hamas hat sie erregt. Wir haben Berichte über Leute erhalten, die an Synagogen vorbeifuhren und 'Tötet die Juden' riefen.“ Antisemitische Vorfälle in Großbritannien seien derzeit dreimal so hoch wie zur selben Zeit im vergangenen Jahr, fügt die Wohltätigkeitsorganisation hinzu.
Ein „Free Palestine“-Graffiti wurde auf eine Eisenbahnbrücke in Golders Green, einem jüdischen Viertel im Norden Londons, geschmiert, während in der Oxford Street eine junge Frau – die möglicherweise in England radikalisiert wurde – dabei gefilmt wurde, wie sie Plakate herunterriss, die für die sichere Rückkehr der von der Hamas als Geiseln genommenen Babys plädierten. „Free Palestine, f*** you!“, schrie sie einen Passanten an, der es wagte, sie zur Rede zu stellen.
Am vorletzten Donnerstagabend setzte die Polizei in Paris Tränengas und Wasserwerfer ein, um Hunderte von Menschen bei einer Pro-Palästina-Kundgebung zu vertreiben, bei der die Demonstranten „Israel ist ein Mörder“ und „Beendet die Belagerung von Gaza“ skandierten. Vor dem Opernhaus in Sydney zündeten etwa 1.000 Demonstranten Fackeln an und schwenkten palästinensische Flaggen – und einige wurden dabei gefilmt, wie sie riefen: „Vergast die Juden.“
Juden werden verantwortlich gemacht
In den USA unterzeichneten unterdessen 31 Studentengruppen in Harvard einen offenen Brief, in dem behauptet wurde, das „israelische Regime“ sei „voll und ganz für die sich entfaltende Gewalt verantwortlich“, während die kalifornische Stanford-Universität ein Banner zeigte, auf dem erklärt wurde, dass Palästina „mit allen Mitteln“ befreit würde – ein düsterer Slogan, der stillschweigend das Abschlachten von Kindern durch die Hamas bei der Verfolgung ihrer Ziele rechtfertigt.
Die Chicagoer „Sektion“ der Black-Lives-Matter-Bewegung ließ sich nicht lumpen und postete ein Bild eines Gleitschirms mit dem Slogan „I stand with Palestine“. Der Hinweis bezog sich natürlich auf die Gleitschirmflieger der Hamas, die am vorletzten Samstag über das israelische Supernova-Musikfestival herfielen und mindestens 260 junge Menschen vergewaltigten und abschlachteten.
Kurz gesagt, Antisemiten auf der ganzen Welt sind durch diese Krise ermutigt worden, und die Juden werden wieder einmal für das Massaker an ihnen selbst verantwortlich gemacht. Und das überrascht mich nicht im Geringsten. In meiner Kindheit wurde ich mit dem schädlichen Antisemitismus der islamistischen Bewegung konfrontiert, der in den letzten Wochen auf so hässliche Weise zutage getreten ist.
Juden als Monster
Geboren in Mogadischu, Somalia, verbrachte ich meine ersten Jahre auf der Flucht vor den politischen Unruhen, nachdem mein Vater wegen seiner Tätigkeit als Regierungsgegner inhaftiert worden war. Wir zogen von Land zu Land, bevor wir uns in Kenia niederließen. Die schlimmste Beleidigung in der somalischen Gemeinschaft war es, als „Jude“ bezeichnet zu werden, auch wenn keiner von uns einen solchen kannte. „Jude“ genannt zu werden, war so abscheulich, dass einige sich berechtigt fühlten, jeden zu töten, der sie mit dieser „Beleidigung“ entehrte.
Als Teenager in Nairobi in den 1980er Jahren schloss ich mich der Muslimbruderschaft an – der 1928 in Ägypten gegründeten streng sunnitischen islamistischen Bewegung, von der letztlich die Hamas abstammt. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich mit meinen Mitstreiterinnen in Moscheen saß, Israel verfluchte und zu Allah betete, die Juden zu vernichten. Wir waren ganz sicher nicht an einer friedlichen „Zweistaatenlösung“ interessiert: Uns wurde beigebracht, dass wir Israel von der Landkarte getilgt sehen wollen.
Als ich 16 war, war Schwester Aziza die Religionslehrerin meiner Schule. Sie las uns die reißerischen Beschreibungen des Korans über das ewige Feuer vor, das Fleisch verbrennt und die Haut auflöst – der Ort, der für Juden reserviert ist. Schwester Aziza beschrieb die Juden als Monster, mit Hörnern auf dem Kopf, aus denen Teufel herausflogen, die die Welt verderben würden. Die Juden kontrollierten alles, sagte sie uns, und es sei die Pflicht der Muslime, sie zu vernichten. Für einen Teenager, der heimlich westliche Liebesromane las, war das ein starkes Stück, aber ich glaubte jedes Wort.
Pathologischer Hass des Islamismus
Schwester Aziza forderte uns auf, uns der Verdammung des Schriftstellers Salman Rushdie anzuschließen, und ich schäme mich zu sagen, dass ich an der Bücherverbrennung teilnahm (der indisch-britische Schriftsteller hatte in seinem Werk „Die satanischen Verse“ das Leben Mohammeds dargestellt, daraufhin verurteilte der damalige Obersten Führer des Iran, Ruhollah Chomeini, Rushdie mittels einer Fatwa 1989 zum Tode, Anm. d. Red.). Ich war überzeugt, dass Rushdie getötet werden sollte, aber die Szene war mir trotzdem unangenehm.
Diese Saat des Zweifels wuchs in den nächsten Jahren, als ich mich fragte, warum Frauen in manchen muslimischen Familien wie bloßes Eigentum behandelt wurden, wenn Allah so gerecht war. Mit der Zeit verwandelten sich meine Fragen in offene Rebellion gegen die Muslimbruderschaft, den Islam und schließlich auch gegen meine Familie. Mein Vater schickte mich 1992 zu Verwandten nach Deutschland, damit ich von dort nach Kanada zu einem entfernten Cousin reisen konnte, dem er mich versprochen hatte. Ich floh vor dieser Ehe in die Niederlande, wo ich Asyl beantragte. Schließlich wurde ich Mitglied des niederländischen Parlaments und ließ mich später in Amerika nieder.
Ich habe meine Religion aufgegeben, aber ich habe nie die durch meine Kindheit erlangte Klarsicht auf den pathologischen Hass des Islamismus auf Juden sowie auf Muslime, die als Ketzer betrachtet werden, und auf Nicht-Muslime im Allgemeinen verloren. Der ehemalige ägyptische Präsident Mohamed Morsi – ein ehemaliger Führer der Muslimbruderschaft – erklärte, dass Muslime „unsere Kinder und Enkelkinder im Hass auf Juden erziehen“ sollten. Seine Organisation hat genau das getan – und diese verabscheuungswürdige Gesinnung ist der Hintergrund für die jüngsten Anschläge der Hamas.
Versuch, den Frieden zu stören
Die Wahrheit ist jedoch, dass die Hamas ebenso wenig ein Freund der Palästinenser ist wie ein Freund Israels. Diejenigen, die den Konflikt als einfachen Territorialstreit zwischen einem Kolonialstaat und einer enteigneten Minderheit betrachten, verkennen, was die Hamas wirklich ist: eine Bande völkermordender islamistischer Schläger, die von einem theokratischen, antisemitischen Regime im Iran unterstützt wird.
Nützliche Idioten der extremen Linken in den westlichen Ländern, die die Hamas blindlings unterstützen, weil sie sie für eine Gruppe halten, die für die Freiheit kämpft, schaden genau den Menschen, die sie vorgeben zu verteidigen. Sie sagen, sie wollen Frieden – und vielleicht tun das viele von ihnen auch. Aber nur echte Friedensgespräche auf der Grundlage des Abraham-Abkommens von 2020 zwischen Israel und arabischen Ländern haben mühsame, aber unbestreitbare Fortschritte gemacht – trotz der Bemühungen der Hamas.
Bis zu den jüngsten Angriffen der Hamas sah es so aus, als würden sich die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel normalisieren. Dieser mörderische Überfall war ein Versuch, diese Gespräche zum Scheitern zu bringen – und damit jede Chance auf einen dauerhaften Frieden zunichte zu machen.
Völkermörderische islamistische Dystopie
Gewöhnliche Palästinenser wollen eine wohlhabende, funktionierende Gesellschaft aufbauen. Die Hamas, die von der Vernichtung Israels besessen ist, kümmert sich nicht darum. Sie will nur eine völkermörderische islamistische Dystopie schaffen. Es ist schließlich die Hamas, die die Palästinenser im Gazastreifen als Geiseln hält, indem sie Militäreinrichtungen in zivilen Gebieten errichtet und von dort aus Raketen abschießt, wohl wissend, dass bei einem Gegenschlag unschuldige Menschen getötet werden.
Es ist die Hamas, die die Palästinenser verarmen lässt, indem sie humanitäre Hilfe stiehlt, um ihren Terror zu finanzieren. Das ist es, was „mit allen Mitteln“ wirklich bedeutet: äußerste Gefühllosigkeit gegenüber dem Leben der Palästinenser. Wenn Sie wirklich Frieden zwischen Israelis und Palästinensern oder ganz allgemein zwischen Muslimen und Juden im Nahen Osten wollen, dann sollte die Hamas Ihr Feind sein.
Und selbst wenn Sie sich – wie viele im Westen, wie wir jetzt sehen können – überhaupt nicht um das Leben von Israelis oder Juden kümmern, selbst wenn Sie sich nur um das Leben von Palästinensern kümmern, ist die Hamas dennoch Ihr Feind. Schließlich verfolgt die Hamas rücksichtslos alle Palästinenser, die nicht mit ihr übereinstimmen: In einem Bericht des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2022 wurde festgestellt, dass die Hamas neben anderen Übergriffen auch kritische Journalisten festgenommen und angegriffen hat.
Sie ist besonders feindselig gegenüber Personen des öffentlichen Lebens, die mit der rivalisierenden Fatah in Verbindung stehen, der palästinensischen Partei, die 2006 im Gazastreifen abgewählt wurde, aber im Westjordanland noch regiert. Die Hamas schikaniert ihre eigenen Dissidenten und ist in das Haus von mindestens einem jungen kritischen Aktivisten eingedrungen und hat seinen Eltern gesagt, sie sollten ihren Sohn unter Kontrolle halten – andernfalls.
Jahrelang uralten Hass geschürt
Als niederländische Abgeordnete bin ich 2004 und 2005 ins Westjordanland gereist und habe Palästinenser getroffen. In der Öffentlichkeit klopften sie die üblichen Sprüche über Israel als ihren „Unterdrücker“. Aber sobald die Kameras ausgeschaltet waren, sprachen sie wahrheitsgemäßer.
Sie beklagten sich bitterlich über ihre Behandlung durch die Hamas und andere radikale Gruppen und erzählten mir, wie Geld, das eigentlich für die Ernährung des Volkes gedacht war, zur Finanzierung der Aktivitäten dieser Organisationen und des luxuriösen Lebensstils ihrer Führer verwendet wurde. Sowohl Palästinenser als auch andere Araber erzählten mir, wie sehr sie den Konflikt satt haben und wie sehr sie zum Frieden bereit sind. Die Hamas, wie auch andere islamistische Gruppen, hat im Laufe der Jahrzehnte alles getan, um diese Wünsche zu unterdrücken.
Und sie war erfolgreich. Der schockierende Anstieg des Antisemitismus im Westen ist zu einem großen Teil den fest verwurzelten islamistischen Netzwerken zu verdanken, die jahrelang diesen uralten Hass geschürt haben. Europa muss jetzt vor diesen fünften Kolonnen aufwachen, die schamlos Gewalt und Bigotterie zelebrieren und den Hass auf die jüdische Minderheit in Europa schüren.
Dunkle Zeiten für Israel und für die Welt
Der Westen muss sich auch der moralischen Verderbtheit seiner eigenen Hamas-Anhänger bewusst werden, von linksgerichteten Universitätsstudenten bis zu fahnenschwingenden Straßenschlägern. In der Zwischenzeit müssen die elitären Menschenrechtsorganisationen viel mehr tun, um den Terrorismus beim Namen zu nennen, wenn er ihnen begegnet.
Es ist erschreckend zu sehen, wie Amnesty International behauptet, dass eine der „Hauptursachen“ der Krise „Israels Apartheidsystem, das den Palästinensern aufgezwungen wurde“ sei. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sollte mehr tun, als nur darauf zu beharren, dass keine Ungerechtigkeit eine andere rechtfertigen kann. Damit will ich nicht sagen, dass Israel gegen Kritik immun sein sollte. Ich will damit sagen, dass ein Großteil der Kritik im besten Fall fehlgeleitet und im schlimmsten Fall dünn verschleierter Antisemitismus ist.
Die Hamas kämpft ebenso wie die libanesische Hisbollah, die ISIS in Syrien und im Irak, die nigerianische Boko Haram, die somalische Al-Shabaab und einige andere Gruppen nicht für die Freiheit und den Wohlstand der Muslime, sondern letztlich für die Vernichtung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates. Wenn Palästinenser und andere Muslime für dieses Ziel leiden müssen, dann wird es von diesen Gruppen in Kauf genommen. Wohlmeinende Prominente und Fernsehsender, die aus vorsätzlicher Ignoranz und guten Absichten zögern, die Hamas als Terroristen zu verurteilen, müssen diese Wahrheit erkennen.
Die Hamas ist eine weitere ISIS
Es sind dunkle Zeiten für Israel und für die Welt, aber es gibt auch Grund zur Hoffnung. Die in der vorletzten Woche von Amerika, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland abgegebene eindeutige Erklärung, in der die Hamas verurteilt und gleichzeitig die „legitimen Bestrebungen“ der Palästinenser anerkannt werden, ist ein gutes Zeichen. Die Verurteilung der Hamas durch den Labour-Vorsitzenden Sir Keir Starmer ist besonders zu begrüßen, da seine Partei bis vor kurzem von einem Mann geführt wurde, der diese Schlächter als seine „Freunde“ bezeichnete.
Und wenn Israel und die arabischen Staaten nicht zulassen, dass ihre schlimmsten Instinkte sie beherrschen, können die Verhandlungen fortgesetzt werden – und auf lange Sicht vielleicht sogar den Frieden sichern. Die Hamas ist eine weitere ISIS. Sie sind die Feinde Israels; sie sind die Feinde aller Juden; sie sind die Feinde der Palästinenser; sie sind die Feinde des Friedens und der Freiheit. Sie sind die Feinde der westlichen Zivilisation selbst. Es ist an der Zeit, dass sie als solche erkannt werden.
Um eine Zweistaatenlösung zu erreichen – mit freien und wohlhabenden Palästinensern und einem sicheren Israel – ist der erste, grundlegende Schritt, dass die Menschen aufhören, Parolen zur Unterstützung von Terroristen und Mördern zu skandieren, und dass alle unisono rufen: „Nieder mit der Hamas!“
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Daily Mail.
Ayaan Hirsi Ali ist Politikwissenschaftlerin, derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hoover Institution der Stanford University. Von 2003 bis 2006 war sie Mitglied des niederländischen Parlaments. Im Parlament konzentrierte sie sich auf die Förderung der Integration nichtwestlicher Einwanderer in die niederländische Gesellschaft und die Verteidigung der Rechte muslimischer Frauen. Für ihr Wirken wurde sie mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen geehrt. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, darunter Infidel (2007), Nomad: from Islam to America, a Personal Journey through the Clash of Civilizations (2010) and Heretic: Why Islam Needs a Reformation Now (2015).