Henryk M. Broder / 22.11.2009 / 14:41 / 0 / Seite ausdrucken

Leben mit und ohne Strom - 4

Wenn man wissen will, was Elend ist, muss man sich die Slums in Indien ansehen. Wobei die ihren brutalen Charme vor allem dort entfalten, wo gleich nebenan Luxusanlagen gebaut werden, die “Garden Royale” oder “King’s Palace” heissen. Und was den Besucher aus dem von sozialer Kälte geschüttelten Deutschland am meisten überrascht: Die Reichen stören sich nicht an den Armen, die Armen nicht an den Reichen. Wenn ein VW Phaeton vor einem “sozialen Brennpunkt” parkt, kann der Fahrer davon ausgehen, dass er seinen Wagen unbeschädigt wieder findet, was in Friedrichshain nicht unbedingt der Fall wäre. Was soziale Koexistenz angeht, sind uns die Inder um mehrere Sari-Längen voraus. Dafür gibt keine regelmäßigen “Armutsberichte”, die von arbeitslosen Soziologen erarbeitet werden, keine “Gleichstellungbeauftragten” und keine “Migrantenbeiräte”. Für solche Mätzchen haben die Inder keine Zeit, sie müssen arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Neeti Badwe, die deutsche Literatur an der Uni von Puna unterrichtet, kennt Kant, Hegel, Schopenhauer, Leibniz und sogar Adorno. Sie weiss, was die kritische Theorie will und repressive Toleranz bedeutet. Nur mit dem Begriff “Freizeitgestaltung” kann sie nichts anfangen. “Wenn Sie nichts mit Ihrer freien Zeit anzufangen wissen, warum arbeiten Sie dann nicht länger?” Sie hat auch noch nie “Urlaub gemacht” und - außer auf Dienstreisen - nie in einem Hotel gewohnt. “Warum sollte ich, ich habe überall Freunde und Verwandte.”

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