Gastautor / 04.03.2010 / 00:21 / 0 / Seite ausdrucken

Kein Weltuntergang und trotzdem weiter wie bisher

Von Eva Ziessler

Es wäre eine enorme Erleichterung, so Al Gore in der New York Times, sollte sich herausstellen, dass uns keine unvorstellbare, die menschliche Zivilisation gefährdende Katastrophe bevorsteht, die umfangreiche Präventivmaßnahmen zum Schutz der Menschheit erfordert. Es würde von uns genommen die schwere Bürde, von unseren Enkelkindern als kriminelle Generation verteufelt zu werden, die selbstsüchtig alle eindeutigen Warnungen in den Wind geschlagen habe, dass das Schicksal der Enkel in ihren Händen liege. Deshalb wünsche auch er, Al Gore, von ganzem Herzen, dass die Erderwärmung eine Illusion gewesen sei.

Aber selbst dann, wenn sein Herzenswunsch in Erfüllung gehen sollte, so der ehemalige US-Vizepräsident weiter, müssten wir die von ihm und der UN angeregten „umfangreichen Präventivmaßnahmen“ weiterhin verfolgen.

Mmh, wie bitte?, fragt sich der geneigte Leser und versucht zu verstehen: Die unvorstellbare Katastrophe erweist sich als Illusion—und trotzdem sollen wir die umfangreichen, zur Abwendung der vermeintlich bevorstehenden Katastrophe ersonnenen Maßnahmen weiterbetreiben? Warum denn das? Weil es, so klärt Gore uns auf, um Arbeitsplätze geht, und zwar um die „wichtigsten“ Arbeitsplätze im 21. Jahrhundert, um Arbeitsplätze in der Solar- und Windenergie, in der geothermischen Energie und anderen, erneuerbaren Energien.—Und da hatte ich armer Naivling doch immer geglaubt, wir hätten Unsummen für die Erforschung erneuerbarer Energien und die Subventionierung sonst nicht marktfähiger Solar- und Windanlagen nur deshalb ausgegeben, um die von Al Gore & Co angedrohte, unmittelbar bevorstehende Katastrophe gerade noch rechtzeitig abzuwenden. Und nur deshalb sind doch diese Jobs entstanden.

Nochmal ganz langsam, nur für mich, damit ich es verstehe. Angenommen, Regierungen weltweit hätten die Fahrradproduktion hoch subventioniert und alle Bürger zum Fahrradfahren gezwungen— als einzige Möglichkeit, den kollektiven Herztod der Bevölkerung zu verhindern. Nun stellt sich heraus, dass die Wissenschaftler falsch gelegen haben. Auch ohne Radfahren droht niemandem der Herztod. Und nun wird uns gesagt, die Jobs in der Fahrradherstellung sind die wichtigsten Arbeitsplätze im 21. Jahrhundert? Ergo, wir müssen weiterhin Fahrräder produzieren, die niemand kaufen oder fahren will? Das klingt mir doch sehr nach einem logischen Fehler, dem sogenannten Zirkelschluß.

Nun ja, vielleicht war die Logik ja noch nie Al Gores Stärke. Muss ja auch nicht sein. Denn schließlich wäre es für ihn bloß ärgerlich und nicht einmal übermäßig tragisch, wenn der Rest der Welt logisch denken und deshalb die „umfangreichen Präventivmaßnahmen“ zurückfahren sollte: Gore hat nämlich sein Portfolio diversifiziert. Schmieren die Aktien der Atom- und Alternativenergieunternehmen ab, so bleiben ihm ja noch die anderen, mit oder ohne Katastrophe zukunftsträchtigen Anlagen, wie Apple Macintosh & Co.

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