Henryk M. Broder / 10.08.2008 / 12:23 / 0 / Seite ausdrucken

Jubelperser am Werk

Vor ziemlich genau vier Jahren, am 15.8.2004, wurde in der iranischen Stadt Neka ein 16 Jahre altes Mädchen wegen “unkeuschen Verhaltens” durch Erhängen hingerichtet. Kurz darauf, am 26. August, erschien in der SZ ein Artikel von Katajun Amirpur über “Eine Hinrichtung, die weniger grausam sein soll”, in dem es u.a. hieß, die Steinigung sei “faktisch abgeschafft”, es habe “anderthalb Jahre lang keine Steinigung mehr in Iran gegeben”. Frau Amirpur zitierte namenlose iranische Menchenrechtler, die allein die Tatsache, “dass man darüber nachdenkt, die Steinigung durch andere Strafen zu ersetzen, als einen Schritt in die richtige Richtung” sehen - nämlich “als Abkehr vom angeblich unflexiblen Korsett des islamischen Rechts”. http://www.henryk-broder.de/html/tb_haengen.html
Das islamische Recht mag enorme Flexibiltät zeigen, indem es Steinigen durch Hängen ersetzt, nur die Mühlen der Mullahs mahlen langsam. Und deswegen dauert es eine Weile, bis das humane Hängen an die Stelle des grausamen Steinigens tritt. Jetzt ist es endlich so weit. “Ein Gottestaat kommt zur Vernunft”, jubelt Bahman Nirumand in der taz, der erst vor vor kurzem im Atomstreit “versöhnliche Töne aus Teheran” vernommen hat. Es sei “ein bemerkenswerter Schritt”, dass jetzt “die Steinigung und das Handabhacken bei Diebstählen” abgeschafft werden sollen, “ein Erfolg für die iranische Zivilgesellschaft”. http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/ein-gottesstaat-kommt-zur-vernunft Und in vier Jahren ist wieder Katajun Amirpur an der Reihe, mit einem Bericht über die iranische Zivilgesellschaft, die es durchgesetzt hat, dass bei öffentlichen Hinrichtungen durch Erhängen auch Sanitäter dabei sein müssen - falls ein Strick reisst.

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