Der haitianische Präsident Jovenel Moïse ist in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) in seiner Residenz überfallen und tödlich verletzt worden, meldet stern.de. Seine Ehefrau Martine Moïse sei bei dem Angriff verletzt worden, habe die Regierung des Karibikstaats mitgeteilt. Die Angreifer hätten Spanisch gesprochen, habe es in der Mitteilung weiter geheißen.
Ex-Premierminister Claude Joseph habe den Angriff als «hasserfüllt, unmenschlich und barbarisch» verurteilt und die Bevölkerung zur Ruhe aufgerufen. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage nach seinen Worten unter Kontrolle. «Es werden alle Maßnahmen ergriffen, um den Fortbestand des Staates zu gewährleisten und die Nation zu schützen», habe es in der Mitteilung weiter geheißen. «Die Demokratie und die Republik werden obsiegen.» Joseph war bis Dienstag Regierungschef, bevor er von Ariel Henry abgelöst worden sei.
Haiti stecke in einer tiefen politischen Krise. Da eine für Oktober 2019 vorgesehene Parlamentswahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moïse ausgefallen sei, hatte Haiti seit Beginn der neuen Legislaturperiode im Januar 2020 kein Parlament mehr. Moïse habe seither per Dekret regiert. Haiti gelte als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre.
Proteste gegen Moïse hätten es in den vergangenen Jahren immer wieder lahmgelegt. Ihm seien Korruption und Verbindungen zu gewalttätigen Banden vorgeworfen worden. Kämpfe solcher Banden um die Kontrolle über Teile der Hauptstadt Port-au-Prince hätten nach UN-Zahlen seit Anfang Juni fast 15.000 Menschen in die Flucht getrieben. Rund 4,4 Millionen der gut 11 Millionen Haitianer bräuchten demnach humanitäre Hilfe.