Costa Rica, das sich auf erneuerbare Energien verlässt, hat wegen des Wetters Probleme mit der Energieversorgung und denkt nun darüber nach, Öl und Gas einzusetzen.
Costa Rica in Mittelamerika ist eine Art grünes Utopia: klein, friedlich, freundlich, nachhaltig und multikulturell. Keine Armee, sanfter Regenwaldtourismus und zu 100% erneuerbare Energien. Letzteres stößt allerdings an seine Grenzen wegen des Wetterphänomens El Nino. El Nino sorgt für hohe Temperaturen und ausbleibenden Regen. Das Problem: 70% der Stromerzeugung von Costa Rica kommt aus Wasserkraftwerken und die Stauseen sind ziemlich leer. Auch die Stromerzeugung aus Windkraft ließ zuletzt wegen des Wetterphänomens nach. Es gab sozusagen eine Trockenflaute.
Vor kurzem musste die Regierung Stromrationierungen von drei Stunden täglich ankündigen. Zwar kam es dann doch nicht so weit, weil es gerade rechtzeitig starke Regenfälle gab. Trotzdem wurde klar, dass man sich nicht nur auf alternative Energieerzeugung verlassen kann. Nun denkt Costa Ricas Präsident Rodrigo Chavez darüber nach, die Förderung von Erdöl und Erdgas anzukurbeln, um die Energieversorgung wetterunabhängiger zu machen. Chavez sagte: „Ich halte es für einen Fehler, ein Land daran zu binden, dass es die natürlichen Ressourcen, die ihm von Gott gegeben wurden, nicht nutzen darf“.
Chavez verweist auf Norwegen, das Erdgas nachhaltig fördert und zu den wohlhabendsten, umweltbewusstesten und friedlichsten Nationen der Welt gehört.
Die Lobpreisungen Norwegens halfen allerdings nicht: das nordeuropäische Land zeigte seinem mittelamerikanischen Nacheiferer die kalte Schulter und will nicht bei der Suche nach Öl und Gas helfen, trotz Expertise auf diesem Gebiet. Offiziell heißt es, man habe nicht die nötigen Ressourcen und Norwegen habe sein internationales Öl-Kooperationsprogramm zugunsten des Ausbaus erneuerbarer Energien geschlossen.
Chavez vermutet allerdings Druck von Lobbygruppen hinter der Ablehnung, ohne genauer zu werden.
Auch in Costa Rica sind einige einflussreiche Personen skeptisch. Manuel Morales, Vorsitzender der parlamentarischen Umweltkommission, will das grüne Bild Costa Ricas, das auch für den Öko-Tourismus sehr förderlich ist, nicht beschädigen: „Das Land verfügt über eine Reihe von Spitzentechnologien, eine Reihe von sauberen Energien, eine grüne Agenda, die auf globaler Ebene beispielgebend ist und uns eine Menge Einnahmen beschert“. Allerdings ist Costa Rica weltweit gesehen immer noch relativ arm und trotz wirtschaftlichen Veränderungen weiterhin von der Landwirtschaft geprägt. Der Tourismus trägt 8% zum Bruttoinlandsprodukt bei.
(Quellen: Focus, Tico Times)