Der Mann sieht aus wie eine Mischung aus Reinhold Messner und Richard Branson, bloß etwas älter und ausgeblichener. Er ist auch mindestens so weit herumgekommen wie die beiden, und vor allem: er hat denselben Blick ins Weite, den visionären Gestus des wahrhaften Globaldenkers und Mutter-Erde-Propheten. Nur daß der 74-jährige Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld noch nicht ganz so bekannt ist. Aber das wird sich geben.
Denn der Irrsinn, mit dem er die Welt beglücken möchte, hat ein so gewaltiges PR-Potential, daß es schon mit dem Teufel zugehen müßte, wenn Politik und Medien nicht voll darauf anspringen. Herr von Schwarzenfeld möchte nämlich ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für den Frieden, mitten in Berlin. In der Tat ist Berlin eine so friedenszeichenarme Stadt, daß sich der Senat und zahllose Sponsoren nachgerade darum reißen, in dieses Projekt, das, wie Herr von Schwarzenfeld so goldig schreibt, „frei von historischer, politischer und ideologischer Belastung“ ist, involviert zu werden.
Es handelt sich um das Aufstellen von Steinen. Steine sind ja in besonderer Weise friedenstiftend; jedenfalls hat man von einem Krieg der Steine noch nichts gehört. Die von Schwarzenfeldschen Steine, fünf an der Zahl, werden aus fünf Kontinenten herangeschafft, wobei Begriffe wie Hoffnung, Frieden, Liebe, Erwachen und Vergebung fallen. Das erhöht ihre Symbolkraft, und sicherlich beschleunigt und verlängert es zugleich den Frieden.
Angeblich ist von Schwarzenfeld Bildhauer. Allerdings scheint er diese Tätigkeit bisher hauptsächlich auf seinem Schiff ausgeübt zu haben, mit dem er die Welt umsegelt. Auf dem internationalen Kunstmarkt läßt sich jedenfalls keine Spur seines bildhauerischen Werks entdecken. Doch in Berlin kann auch ein künstlerischer Nobody mit Hilfe des Senats und Volker Hassemers groß rauskommen; er darf sogar zig Tonnen von Gestein im Tiergarten aufstellen, gleich auf der Wiese zwischen dem Sony Center und dem Brandenburger Tor.
Die ganze Aktion ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie weit man es mit reiner Scharlatanerie bringen kann, wenn man Politiker und Journalisten in aller Herren Länder nur lange genug schwindlig redet. Sogar der für seine antisemitischen Ausfälle bekannte Ex-Erzbischof Desmond Tutu aus Südafrika beehrt von Schwarzenfelds Friedensfeier mit einer Festansprache. Da fügt es sich, daß das Holocaust-Mahnmal nur 220 Meter von der steinernen Konkurrenz entfernt ist. So kann man dessen Reputation parasitieren und gleichzeitig die eigene friedliebende Gutheit dagegen ausspielen – natürlich ganz „frei von historischer, politischer und ideologischer Belastung“.
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