Eran Yardeni, Gastautor / 25.04.2013 / 02:23 / 0 / Seite ausdrucken

Feministinnen und Dinosaurier

Eran Yardeni

Über das folgende Gespräch, geführt von zwei Philosophie-Studenten aus der Hebräischen Universität in Jerusalem, könnte man eine 1000-seitige Doktorarbeit schreiben. Der Eine ist ein gottloser Jude, wie Freud sich selbst und die anderen atheistischen Juden genannt hat, der Andere ein eifriger jüdischer Gläubiger.

Der Erstere behauptet, es gibt keinen Gott, der Letztere eifert für seine Existenz. Nach einer Stunde wirken die Beiden ziemlich erschöpft, wie zwei Boxer, die nicht stark genug sind um zu siegen, dafür aber zu eitel um zu verlieren, und wollten sich schon verabschieden. Dann stand plötzlich der Atheist auf, hämmerte mit der Faust auf den Tisch und schrie: Wie kann man so blöd sein, um zu behaupten, dass die Welt erst vor 5773 Jahre geschaffen wurde, während jeder weiß, dass die Datierung von Dinosaurierskeletten bei Millionen Jahren liegt!

Der Orthodox blieb ganz cool und erwiderte: Gott hat die Welt vor 5773 Jahren geschaffen und zwar mit den Dinosaurierskeletten schon drin. Dadurch wollte er den Glauben des Menschen auf eine Probe stellen.

Jetzt lass uns über Feminismus sprechen. Und zwar vor dem Hintergrund der Veröffentlichung der „am stärksten nachgefragten Ausbildungsberufe“, ermittelt von der Bundesagentur für Arbeit. Diese Daten erzählen uns, was wir schon wissen: Frauen und Männer sind unterschiedlich und dementsprechend haben sie auch unterschiedliche Präferenzen und Prioritäten.

Während im Ausbildungsjahr 2011-2012 rund 24.700 junge Frauen sich für eine Karriere als Bürokauffrau entschieden haben, fühlten sich 19.300 Männern ausgerechnet von Kfz-Mechatronik-PKW-Technik angezogen. Während 11.700 auszubildende Frauen Frisörinnen werden wollten, sahen 10.000 auszubildende Männer ihre Zukunft als Bürokaufmann. 

Wie erwartet, kommen jetzt die Feministinnen und sagen: Es ist nicht so einfach, denn um diese Daten zu verstehen, müssen wir zuerst eine kleine einfache Frage beantworten und zwar: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Mit anderen Worten: Entscheiden sich Männer und Frauen unterschiedlich, weil sie einfach unterschiedlich sind, d.h. weil sie andere Prioritäten und Dispositionen haben, oder geht es hier um Rollenbilder, die das kollektive Bewusstsein und die berufliche Zukunft beider Geschlechter vorbestimmen?

Die Feministinnen entscheiden sich für die letztere Erklärung. Sie behaupten, ohne überhaupt die Problematik zu verstehen, dass das Ei zuerst war. Woher aber kam das Ei?

Diese Leichtsinnigkeit führt das moralische Ideal der Gleichberechtigung von Mann und Frau ad absurdum. Denn es scheint, dass die Feministinnen eine klare Vorstellung haben, wie eine Frau sein soll. Wer abweicht, der wird Selbstunterdrückung vorgeworfen oder, schlimmer noch, eine unbewusste Verinnerlichung der männlichen Bestimmung der Frauenrolle. In diesem Sinne ist die feministische Diktatur genau so chauvinistisch wie die männliche Tyrannei.

Der Gedanke, dass Differenzen unbedingt auf Diskriminierung zurückzuführen sind, ist eine der zentralen epistemologischen und politischen Voraussetzungen der feministischen Weltanschauung. Das ist auch der moralische Hintergrund, vor dem Frauen von anderen Frauen diffamiert werden, weil sie „falsch“ entschieden haben.

In diesem Zusammenhang soll auch die Einführung einer Frauenquote verstanden werden: Jemand hat entschieden, dass er weiß bzw. dass sie weiß, dass Frauen genau dieselbe Ambitionen haben wie Männer. Und wenn sie prozentual weniger als 50% der Führungspositionen besetzen, dann kann das nur mit Diskriminierung erklärt werden. Und deshalb brauchen wir die Quote. Genau wie Gott die Dinosaurierskeletten braucht, um den Menschen auf Probe zu stellen. 

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