Danke! Exzellente Analyse.
Wie genau sich die Dinge zwischen der EU und Großbritannien entwickeln werden, ob es zum “Brexit” überhaupt kommt und was dieser, falls er kommt, für die verbliebenen EU-Mitglieder bedeuten wird, kann heute seriös niemand sagen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man aber bereits heute sagen können, dass die Herrn Varoufakis zugeschriebene Sentenz, “Die Deutschen werden zahlen” auch in diesem Falle zum Tragen kommt. Einer muss schließlich den durch einen Austritt Großbritanniens ausgelösten Nettozahler-Schwund ausgleichen und wer wäre besser als Deutschland dafür prädestiniert?
Bei allem Respekt. Der Autor verkennt die Realität. Die Engländer haben sich von dem weltweit größten Binnenmarkt verabschieden. Dabei genossen sie Privilegien, die sonst kein anderes Land in Anspruch nahm. Das dieser Austritt ein Schuss ins Knie, leuchtet bereits dem dümmsten Engländer ein. Der Autor scheint das noch registriert zu haben. Denn er verwechselt die NATO mit der EU. Die Verpflichtungen in der NATO haben nun überhaupt nichts mit der EU zu tun. Sie miteinander zu verknüpfen, zeigt wieder einmal, dass deutsche Intellektuelle in einem Wolkenkuckucksheim sitzen.
Die Abschreckung durch einen Nuklearschirm funktioniert am zuverlässigsten, wenn das potentielle Ziel eines Angriffs selbst den Finger am Knopf hat - und nicht darauf angewiesen ist, dass Dritten die Verteidigung “gemeinsamer Werte” oder auch nur ein angenommenes “nationales Interesse” so wichtig ist, dass sie selbst die nukleare Vernichtung riskieren, um uns zu verteidigen. Da genau das im Ernstfall zuverlässig nicht geschehen wird, kann die Lösung nur lauten, vertragsbrüchig zu werden und den eigenen nuklearen Schutzschirm aufzubauen. Not kennt kein Gebot, wenn die Voraussetzungen des 2+4-Vertrags und des Atomwaffensperrvertrags nicht mehr gegeben sind. Die passenden Raketen und Gefechtsköpfe liefert notfalls Israel im Austausch gegen ein paar deutsche Träger-U-Boote, sollte man im Lande Wernher von Brauns, Otto Hahns und Albert Einsteins inzwischen zu dumm geworden sein, Atomraketen selbst zu bauen.
Für diese Forderungen können wir doch locker unsere Bewaffnung um die atomare Komponenete ergänzen. Fürs erste ein paar nukleare Sprengköpfe aus China, Indien oder Pakistan. Dann ein Kooperationsabkommen mit solchen Ländern über die gemeinsame Forschung und Entwicklung von Raketen und modernen Sprengköpfen auch für unsere U-Boote. Dann eine Entwicklungsinitiative mit Russland andenken und eine Gegenrechnung für Trump bezüglich der Nutzung dt, Gebiete für militäridsche Aktionen weltweit. Sicherlich warden die beiden Atommächte sehr schnell ihre Schutzzusicherungen sofort aufleben lassen. Ach ja, da ist ja noch die serbische Option für Deutschland. Wir übernehmen kostenlos überflüssige Nuklearwaffen von Russland und lassen sie in Deutschland zusammen mit den Russen modernisieren. Wenn uns der Westen nicht mehr nuclear schützen will…. dann warden wir das selber tun müssen - auch mit ABC Waffen. Der entsprechende Vertrag über deren Verzicht war ja nur durch den US/GB/GF Schutz möglich.
Mal davon abgesehen, dass Britannien in Kennerkreisen als durchaus hoffnungsvolles Weinanbaugebiet der Zukunft gilt, darf man die in dem Artikel genannten Zahlen, egal ob sie nun die Kosten für den Brexit oder für die NATO beschreiben, in dieselbe Kategorie einsortieren wie die Weltkriegsreparationsforderungen der Regierung Tsipras oder das Vermögen Dagobert Ducks: Als Fantastillionen. Immerhin: Zu den wenigen NATO-Staaten, die das 2 %-Ziel nun wirklich garantiert übererfüllen, zählen Griechenland und die Türkei; für die These, dass mehr Verteidigungsausgaben automatisch zu mehr Sicherheit führen, sind diese beiden Beispiele allerdings keine sehr gute Referenz.
Berlin meint Verteidigung ganz nach ideologischem Belieben umdefinieren zu können durch Vermischung der Schubladen Defensive (hier) und Prävention (dort). Freilich sind die Angelsachsen noch realistisch genug um effektive Waffenstärke unterscheiden zu können von Traumtänzerei à la Taka-Tuka-Land. Nur der wohlstandsverwöhnte deutsche Michel lässt sich mit Fake Defense in Form von Besenstielen und Entwicklungshilfe zufrieden stellen. Das ist der moderne Ablasshandel: Für ein gutes Gewissen zahlen wir Geld an jeden, der bereit ist es anzunehmen. Intellektuell sind wir ohnehin schon seit längerem unbewaffnet.
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