Rainer Bonhorst / 21.10.2013 / 19:39 / 2 / Seite ausdrucken

Endlich Leben in der Bude

Also, wie dieser Bischof von Limburg schon aussieht! Als sei er eigens als Medien-Buhmann konstruiert worden.  Was hat sich der liebe Gott dabei nur gedacht. So etwas Leptosomes kann doch kein gemütlicher Bischof sein. Ein Bischof sollte doch eher etwas rundlich sein, vielleicht mit einer leicht geröteten Nase. Und überhaupt: Diese aufgerissenen Augen und diese Wangenknochen. So kann man im Medienzeitalter doch nicht in gehobener Position herumlaufen. Ganz abgesehen von dem Namen. Tebartz-van Elst. Das ist ja fast so unmöglich wie Leutheusser-Schnarrenberger. Die konnte man wenigstens noch auf Schnarre verkürzen. Aber den Bischof? Da wird’s gefährlich. Elster läge nahe, ist aber wohl nicht im Sinne des Propheten.

Nun sind die etwas extraterrestrische Erscheinung und der herausfordernde Name nicht der Hauptvorwurf gegen den Limburger, auch wenn beides dem Skandal durchaus dienlich ist. Der Hauptvorwurf ist der der Verschwendung und der Prunksucht. Der ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen. Ja, man kann sogar sagen: Eine gewisse Prunksucht ist – anders als eine übertrieben leptosome Erscheinung – geradezu berufstypisch.

Zwar predigt der neue Papst die arme Kirche. Aber die Armut in den deutschen Bischofssitzen ist bisher nicht drückend. Eher sollte man von einer weit verbreiteten Erlesenheit des Geschmacks sprechen. Und es war bekanntlich schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben. Die Million, die in der Finanzpolitik zur kleinsten Währungseinheit abgesunken ist, gilt auch an einigen deutschen Bischofssitzen, ob München, ob Stuttgart, als ein Betrag im Peanut-Bereich.

Nun hat Bischof Tebartz-van Elst sicher einen besonders feinen Geschmack. Und nicht jeder Bischof wird einen Upgrade-Flug in der ersten Klasse nach Indien mit dem Wunsch begründen, ausgeschlafen anzukommen. Obwohl man andererseits auch nicht jeden Bischof von solchen Wünschen freisprechen möchte. Aber die Frage ist doch: Muss ein solch hoher Anspruch vor den Augen der Öffentlichkeit gepflegt werden? Oder anders ausgedrückt: Wie konnte das alles herauskommen? Warum ist es dem Bischof von Limburg nicht – wie einigen seiner Kollegen - gelungen, eine gehobene Vorstellung von kirchlichem Leben unter dem Radar der Öffentlichkeit zu halten? Ist nicht ganz allgemein und sicher auch im kirchlichen Raum die höchste Tugend die, dass man sich nicht erwischen lässt?

Nun, Gottes Wege sind wunderbar: Der Limburger hat ja alles versucht, seinen sündhaft teuren Geschmack unter der Decke zu halten und ist offenbar gerade deshalb als Sünder erwischt worden. Profan formuliert: Dumm gelaufen. Und nun zappelt er im Netz. Es gibt kein Entkommen. „Schuld oder nicht schuld, er ist nicht mehr tragbar,“ stellte ein bayrischer Hörfunkreporter in schöner Meinungsfreude fest. Das Mediengericht hat getagt. Im Fernsehen hätte man das kernige Urteil noch mit einer Großaufnahme der irrlichternden bischöflichen Augen ergänzt und verstärkt.

Aber was heißt hier nicht tragbar. Limburg ist inzwischen zu einem Wallfahrtsort geworden. Der bischöfliche Prunkbau zieht die Massen an und belebt die Gastronomie des sonst wenig beachteten Ortes. Kann es sich Limburg überhaupt noch leisten, auf seinen Bischof zu verzichten? Endlich eine Attraktion. Endlich Leben in der Bude. Es wird Zeit, dass die Limburger nach Rom pilgern und den Papst um die Rückgabe ihres Protzbischofs bitten. 

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Antje Böttinger / 22.10.2013

Nun, seine weit aufgerissen Augen sind schon etwas beängstigend und gegen das elfte Gebot, “Du” sollst dich nicht erwischen lassen,  hat er offensichtlich auch verstoßen. Über seine weitere Karriere mache ich mir trotzdem keine Sorgen, wenn der meist gehasste Bischof von Regensburg (Gerhard Ludwig Müller) zum Großinquisitor nach Rom berufen wird, wird sich für den “armen” Tebartz-van Elst bestimmt auch ein kleiner Posten in Rom finden lassen (vielleicht in der Finanzverwaltung).:-) Das ist wie in der Politik, da werden auch alle Vollpfosten und Schwachmaten (meist wegen Gier, Selbstüberschätzung, Selbstherrlichkeit, ein gewisser Grad an krimineller Energie), nach Brüssel weggelobt, deswegen kann es ja auch mit diesen Europa nix werden.:-) Wünschen würde ich mir jedoch, dass dieser Bischof dahin versetzt wird, wo Menschen hungern, meinetwegen kann er dorthin auch erster Klasse fliegen.:-)

Guido Wekemann / 22.10.2013

Lieber Herr Bonhorst, es ist eine vertrackte Geschichte: Das eher asketische Äußere des Limburgers sticht auffällig aus den barock wirkenden Bischofskollegen heraus. Wenn sogar die Bundeskanzlerin seine Abberufung oder seinen Rücktritt gefordert hat, so eine Agenturmeldung, soll dann der Mann im katholischen Ornat der Frau von der anderen Konfektion gehorchen? Oder der Papst, selbst wenn er seinem Bischofskollegen einen guten Rat als Seelsorger gibt, löst er dann nicht das ein, was die Bundeskanzlerin fordert. Oder anders herum: Bekommen dadurch die Katholiken eine protestantische Päpstin? Fragen über Fragen! Und Ihr Bild: „Der Limburger hat ja alles versucht, seinen sündhaft teuren Geschmack unter der Decke zu halten ...“ lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Pellkartoffeln und einen räsen Limburger, dazu einen edlen Tropfen - einfach köstlich! gw

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