Der Autor kann alle möglichen nachvollziehbaren Gründe anführen, warum man den Katalanen verbieten sollte, über ihre Zukunft selbst zu entscheiden. Er muss dann aber auch erklären, warum das Selbstbestimmungsrecht der Völker, eines der Grundrechte im Völkerrecht, für die Katalanen nicht gelten soll.
also der Autor möchte nicht, dass die Katalanen abstimmen dürfen und meint, dass sei eine ethische wertvolle Position. Ich habe immer gehörige Zweifel, wenn Menschen gegen Demokratie argumentieren - aus was für konkreten Gründen auch immer, denn sie wollen anderen (Ländern) ihre Meinung vorschreiben. Mein Argument ist immer dasselbe: abstimmen lassen und dann schauen. Wenn es so ausgeht, wie die Auguren prophezeien (Minderheit für Unabhängigkeit) dann bekommt der Autor seinen Willen und demokratische Werte sind bewahrt worden. Verliert er, bekommt er seinen Willen nicht und demokratische Werte sind bewahrt worden.
Früher gab es die Basken und die Nordiren, die nannte man ungeniert Terroristen. Auch zwischen Flamen und Wallonen knisterte es zuweilen lauter als national. Sogar von uns Ostdeutschen hatten viele zeitweilig das Gefühl, wir müssten unsere Idendität retten. Aber als Jugoslawien zerfiel, fand die bürgerliche Moral das großartig. Als der Zerfall der Ukraine sich ankündigte, jubelten alle vorsichtig und vorauseilend, als sich die Krim und die russisch dominierten Ostgebiete abspalteten, spie der Westen Gift und Galle. An Estland und Königsberg wagt gar keiner zu denken. Die Schotten, Norditaliener und Katalanen werden belächelt und die Kurden allseits mit militärischen Drohungen domestiziert. Nur die Bayern, ein wirklich eigensinniges und gottesfürchtiges Volk mit klar umgrenzten Sprachraum, die sind sowas von vernünftig! Vernünftig national.
Diese Separatisten sind Linke(wie so gut wie alle in Europa).Stellen sie sich mal vor dort würden Rechte regieren?Es wäre von einem Nazi Putsch die Rede.
Also mit dem Separatismus ist das so eine Sache. Wann prangern wir Separatismus an und wann erkennen wir an, das es ein Selbstbestimmungsrecht der Völker gibt? Beispiele gefällig? Gern doch. Trotz Volksabstimmungen durfte Rest-Österreich nach dessen Zerschlagung durch die Siegermächte von WK1, sich eben nicht mit dem Deutschen Reich vereinen und durften die Sudetendeutschen sich eben auch nicht mit Österreich vereinen. Da galt dieses Selbstbestimmungsrecht der Völker den Siegern nun nichts mehr, weil es nicht in ihrem Interesse war. Nach dem “Zerfall” Jugoslawiens machte das Kosovo sein Selbstbestimmungsrecht geltend und gründete seinen eigenen Staat, was von Serbien natürlich unter deren Rechtsverständnis als Separatismus abgelehnt wurde. Die Tschechen und Slowaken trennten sich 1992 auch (mal) wieder unter dem Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Natürlich waren die Slowaken aus Sicht der Mehrheit der Tschechen Separatisten, hingen sie doch mehrheitlich der Doktrin ihres einstigen Präsidenten Benes an, der eine Tschechoslowakische Nation erfunden, und diese den Siegermächten von WK1 erfolgreich als Kern eines künftigen Staatsgebildes verkauft hatte. Und dann hätten wir dann auch noch die Krim, wir hätten Irland mit Nordirland, wir hätten Schottland, wir hätten Korsika, Südtirol, wir hätten die Färöer, wir hätten Grönland na usw. Von diversen Gebieten in China, wie Tibet u.a. mal ganz zu schweigen, denn das ist zu weit weg, als das es uns wirklich berührt. Und ganz nebenbei halten die Briten und die Franzosen ja bis heute sogenannte Überseeterritorien. Wenn die selbstständig werden wollen, sind das dann auch Separatisten? Was will ich damit sagen. Lasst die Völker selber entscheiden wohin und mit wem diese gehen wollen. Das geht uns gar nichts an. Nicht die Spur. Wenn ein Volk seinen eigenen Weg gehen will, dann soll es das tun. Mit den Folgen muss es dann auch klar kommen. Was maßen wir uns eigentlich an.
Sehr geehrter Herr Held, das ist ja alles richtig, aber ebenfalls richtig ist, dass das internationale Recht auf Selbstbestimmung das Recht „aller Völker“ ist, „frei über ihren politischen Status zu entscheiden sowie ihre wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung frei zu bestimmen (International Covenant on Civil and Political Rights) Wenn es uns denn opportun erscheint (denken Sie an die Unabhängigkeit vom Kosovo, bei der wir keine Bedenken hatten), verschieben sich wie immer unsere Prioritäten. Und auf einmal kann man auf eine schwierige Frage mit diversen “Graustufen”, bei der man eigentlich verschiedene Argumente abwägen müsste, mit einem glasklaren “Nur so ist es richtig” antworten. Ich würde es bevorzugen, wenn, zumindest hier auf der Achse, sozusagen als Fels in der Brandung, die Sachverhalte ausgewogen, mit für und wider dargestellt werden. Die Befürworter des Referendums sind keine Idioten (zumindest nicht alle…) Hier sehe ich noch etwas Entwicklungspotential in Ihrem, ansonsten wie immer gut recherchierten Artikel
Verhielte Brüssel sich nicht neutral, käme der Vorwurf, die EU mische sich in nationalstaatliche Belange ein. Ich zitiere Ihren Griechenland-Artikel vom 17.07.15: “Das nation building von außen scheitert. Ohne Souveränität geht es nicht.”
Ich bin ehrlich entsetzt über diesen Artikel. Ich weiß ja nicht wie der Autor tickt und welches Verständnis er von Spanien hat. Die Katlanen kämpfen seit vielen Jahren für mehr Autonomie und habe lange gebraucht, daß sie überhaupt ihre eigene Sprache wieder benutzen dürfen, was sich jetzt z.B. auf Straßenschildern ausdrückt. Egal wie man zu solchen Autoniembestrebungen steht, Spanien gibt es faktisch nicht genauso wenig wie eine einheitliche spanische Sprache!! Katalonien hat ein eigene Kultur und eine völlig eigenständige Sprache. Das ist etwas völlig anderes als die kulturellen Unterschiede in Deutschland! Die Aggression, die von der spanischen Zentralregierung gegenüber den Unabhängigkeitsbestrebungen Katalonien ausgeübt wird, hat vor allem einen Grund: Katalonien gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen des ansonsten ziemlich heruntergewirtschafteten Landes.
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