Es lebe die Meinungsfreiheit. Ein dreifaches hoch, hoch, hoch! auf unsere Demokratie und die bestens funktionierende Diskurskultur. Ich wäre gerne bei dieser “Diskussion” dabei gewesen, um diese selbstgefälligen, heuchlerischen und an Propagandastilmitteln unnahbare, durch Konformität und Parteitreue kaum zu übertreffenden “Intellektuellen” ein wenig mit konstruktiven Fragen im Bezug auf “gender-, hautfarben- und abstammungsgerechte Sprache aus dem eigenen Gedankenkonstrukt zu katapultieren. Bedauerlicher Weise lebe ich in München und muss arbeiten. Danke für die Zusammenfassung dieser äußerst diversen Diskussion. Ich bin jeden Tag wieder verblüfft. Aber es geht immer noch dümmer, noch korrekter, noch absurder. Chapeau.
Darf man sich auch als alter weisser Mann diskriminiert fühlen? In einer Liste für richtiges Gendern wurde “jagende Person” anstelle von “Jäger” empfohlen. Nun ist es aber die Person. Also müsste es besser heissen “das jagende menschliche Wesen”, oder etwa nicht??
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht, möchte ich Folgendes anmerken. Sprachwissenschaft befasst sich damit, Sprache und ihre Entwicklung zu beschreiben und die verschiedenen Vorgänge zu analysieren und zu kategorisieren, und dies stets unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (historische, soziale, geographische, kognitive und viele weitere). Die (historische) Sprachwissenschaft hat viel für ein besseres Geschichtsverständnis geleistet. Auch sind Erkenntnisse und Methodik der Sprachwissenschaft enorm nützlich für das Lehren und Erlernen von Fremdsprachen sowie für die moderne Datenverarbeitung (man denke nur an Such- und Übersetzungsmaschinen). Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Sprachwissenschaft Normen für Sprache festzulegen und somit Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung zu nehmen. Punkt.
Als Frau benutze ich für mich allein nur noch die männliche sprachliche Form (“Ich bin ein Held” o.ä.). Auch wenn ich um den Fehler weiß und ich eigentlich ein Sprachfanatiker bin. Aber dient ja der “inklusiven Sprache” ..., Und gerade “Studierende” (kann ich nur sein, wenn ich es in genau dem Moment tue) ist ja nicht weniger falsch. Dies sollte doch erst recht Linguisten ein Dorn im Auge sein. Zudem: Aus dem Polnischen und dem Hebräischen weiß ich es ganz genau, dass für Gruppen, in denen verschiedene Geschlechter vorhanden sind, der Einfachheit halber die männliche Form genutzt wird. Warum hier so ein Theater? Zu dem Duden-Produkt “Eine Frage der Moral” hatte ich ja bereits eine Meinung abgegeben. Ich will keine “moralische”, sondern eine aussagekräftige Sprache. Und dies kann die in meinen Augen wundervolle deutsche Sprache mit all ihren differenzierenden Abstufungen - ganz ohne “gendern”. Die Möglichkeiten der Sprache werden schlicht vielfach nicht genutzt, weil Worte gedankenlos verwandt werden (ich schließe mich hier nicht aus). Als Christ bin ich übrigens auch gegen die “Bibel in gerechter Sprache”. Ursprüngliche Texte werden noch mehr verfälscht, als sie durch etliche Übersetzungen sowieso schon wurden. Und ganz ehrlich: Es ist ganz einfach auch der Zeit damals geschuldet, dass die Frauen nicht erwähnt wurden, da ihre Rechte sehr beschränkt waren. Dies hat sich jetzt glücklicher Weise geändert - aber wo ist das Problem im Kontext? Werden alle Leser der Bibel für so blöd gehalten? Nicht zuletzt: Wer Zusammenhänge und den Kontext in einem Satz nicht erkennen kann oder will, sollte entweder seinen Intellekt oder sein Selbstbild überprüfen. Bei schweren Selbstsicherheits-Störungen sollte ggf. ein Arzt zu Rate gezogen werden.
Bei RTL gab es vor 20 Jahren als Teil der Comedyserie “Samstag Nacht” einen Sketch: “Zwei Stühle, eine Meinung”. Was damals urkomisch als Parodie auf Talk Shows gedacht war, in denen tatsächlich noch verschiedene Meinungen geäußert wurde, ist heute schon Realität.
Solche Veranstaltungen sind Testballons. Irgendwo im Hintergrund sitzt eine unscheinbare Figur, der ihren Namen auf einer Liste ankreuzt, wie in “Viva Zapata “. Auf dem Podium wird heftig ” onaniert”, eine Art Einschwörung auf den Kurs für die, die angstgepeitscht sind. Schauen Sie zu, aber rennen Sie nicht ins Messer. Mit dem Wunsch zu lenken, schleppen die immer auch Tonnen von Sand ins Getriebe, der deren Besessenheit irgendwann ersticken wird. “Mangels Sonne wisse im Eis zu reifen”. ( Henri Michaux)
Unter dem Begriff “Richtig gendern” waren doch hier auf der Achse bereits einige Bonmots in Umlauf. Statt Bankräuber sollte doch in Zukunft bitte der Begriff “Mensch , der einem Bankinstitut Schaden zufügt” oder so ähnlich verwendet werden.
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