Gastautor / 20.04.2024 / 10:00 / Foto: Bwag / 23 / Seite ausdrucken

Doppelmoral beim Plagiats-Skandal

Von Michael Pammer.

Wenn Plagiatsvorwürfe jemanden betreffen, der auf der „richtigen Seite“ steht, spielen viele Medien sie lieber herunter - wie im aktuellen Fall Alexandra Föderl-Schmid (siehe Bild) von der Süddeutschen Zeitung.

Eine Berufungskommission an einer österreichischen Universität. Beim entscheidenden Termin erscheint ein Professor mit zwei Papierstapeln: Kopien aus den Werken der Bewerber I und II. Der Text lautet gleich, Werk II ist jünger, ein bibliographischer Verweis fehlt. Allgemeine Empörung. Nächster Termin: Bewerber II hat die Bewerbung zurückgezogen. Vermutlich hat jemand telefoniert.

Das war vor vierzig Jahren, als man angeblich Plagiate noch nicht so genau genommen haben soll. Tatsächlich waren die Maßstäbe immer dieselben. Das sollte auch heute so bleiben, unabhängig von politischen Gesichtspunkten. Wenn der Kommissar (Johannes Hahn) oder die Ministerin (Christine Aschbacher) vorgeführt wird, beide von der falschen Seite, johlt das Online-Forum. Wenn es die Journalistin trifft, die auf der richtigen Seite steht, wie im aktuellen Fall Alexandra Föderl-Schmid, ist plötzlich alles anders.

Eindrücklich, mit welchen Epitheta der Plagiatsgutachter Stefan Weber je nachdem bedacht wird. Solange es die Richtigen trifft, ist er ein „berühmter Plagiatsjäger“ (Barbara Tóth, Falter 2011), der „Plagiatsexperte“ (Armin Thurnher, Falter 2021) und der „Jäger des verborgenen Quatsches“ (ORF 2017). Neuerdings ist er der „selbst ernannte Plagiatsjäger“ (wieder Barbara Tóth, Falter), der „Gekränkte“ (Moritz Ablinger, Profil), der „Inquisitor“ (Franz Miklautz, Kärntner Monat), der „umstrittene Plagiatsprüfer“ und „Verfemte“ (Alexander Kühn, Spiegel).

Tatsächlich ist er einfach ein Gutachter, der gegen Honorar und nach gleichbleibenden Kriterien arbeitet. Gutachten gegen Honorar verfassen auch andere, zum Beispiel Historiker oder Juristen oder Ziviltechniker. Bei Weber wurde das erst im aktuellen Fall ein Thema.

Was ist schon relevant?

Wirklich schlimm in Österreich (und der Slowakei) ist die Rolle der betroffenen Universitäten. Zum Vergleich: In Deutschland wurde einem Verteidigungsminister, einer Bildungsministerin, einer Familienministerin, einer EU-Parlamentarierin, jeweils im Amt, von ihren Universitäten der Doktorgrad wegen Plagiats entzogen. In Österreich gab es immer Persilscheine. Am weitesten lehnte sich noch die Universität Wien hinaus: Die Dissertation des nunmehrigen Kommissars würde nun (2011) „nicht mehr angenommen“ werden. Die Maßstäbe waren aber doch immer dieselben, auch 1987, oder nicht?

Im aktuellen Fall gab die Universität Salzburg bekannt, dass „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ festzustellen sei. Andererseits, was ist dort schon relevant? Über die Entscheidungsgründe sagte die Universität nichts.

Relevant wäre das Gesetz. § 116 (3) UG bestimmt, dass ein akademischer Grad, der „aufgrund eines Plagiates erlangt wurde“, unberechtigt geführt wird. Der Strafrahmen geht bis € 15.000. Das sollte – und muss, so will es die Verfassung – so exekutiert werden, und zwar in allen Fällen.

Das Gutachten können Sie auf der Seite plagiatsgutachten.com, dem Blog von Doz. Dr. Stefan Weber und seinem Team einsehen.

 

Michael Pammer ist Universitätsdozent für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. Er hat an der Universität Salzburg dissertiert.

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Leserpost

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Wolf Köbele / 20.04.2024

Mein Studium ist auch schon länger her. Bei meinem präsumptiven Doktorvater (es wurde dann nichts mit der Promotion) mußten seine Schüler jeden Monat mindestens einmal antreten und in der Runde erklären, womit sie im Augenblick beschäftigt seien, welche Probleme ihnen begegneten, welche Lösungen sie anstrebten etc. Der Doktorvater kannte selbstverständlich und naturgemäß - sonst wäre er ja unter dem Niveau seiner Studenten gewesen - die jeweilige Literatur und deren Relevanz. Einen Schwindel ließ er nicht durchgehen, in schriftlichen Ausarbeitungen auch keine Grammatik- oder Rechtschreibfehler. Bei seinem Lehrstuhlkollegen war es nicht anders. In Dankbarkeit denke ich auch nach fünfzig Jahren noch an ihn; denn er hat mich davor bewahrt, mich zu verrennen. Sein Name: Prof. Dr. Siegfried Lauffer (1911-1986).

Holger Kammel / 20.04.2024

Eine Physiognomie spricht Bände. Bei der Larve, glaubt da noch irgend jemand, daß diese zeitlich verhinderte KZ-Kommandeuse irgend welchen ethischen Werten als Journalistin verpflichtet wäre? Süddeutsche Zeitung, gelegentlich zutreffend als süddeutscher Beobachter bezeichnet, noch treffender als Alpenprawda ist der richtige Betätigungsort für diese Grazie. Vermutlich wäre sie von Joseph Goebbels wegen Ungeeignetheit aus dem Reichsministerium für Propaganda geschmissen worden. Der brauchte bewußte,  intelligente Propagandisten und nicht dämliche, verhetzte Furien. Der nicht erfolgte Selbstmord unter einer österreichischen Brücke hat 2 Vorteile. 1.Jeder Menge unschuldiger Forellen wurde der Tod durch die Giftigkeit des Kadavers erspart 2. Die Beisetzung kostet kein öffentliches Geld.  Empathie? Gewiß nicht. Diese Larve ist auch maximal empathiebefreit. Jeder Regenwurm steht mir näher.

G. Brugger / 20.04.2024

Bei Apollo News gibt es zu der Dame weitere reliotiuseske Details im Artikel “Teilplagiierte Vor-Ort-Reportagen”.

Judith Panther / 20.04.2024

Schadenfreude ist die einzige Freude, die die Föderl-Schmids dieser Welt uns noch gelassen haben. Genießen wir sie.

Okko tom Brok / 20.04.2024

Zivilisatorisch sind wir in wenigen Jahrzehnten um Jahrhunderte zurückgefallen: Es gilt nicht mehr „gleiches Recht für alle“, sondern stattdessen George Orwells „manche Tiere sind gleicher“ aus „Animal Farm“. Das Buch hat überhaupt an seiner Aktualität nichts eingebüßt, womit ich nicht gesagt haben will, dass wir „von Schweinen regiert“ werden! ;-)

Ralf.Michael / 20.04.2024

Papperlapapp…ich habe kein Plagiat verwendet und auch keine Dr.Arbeit kopiert oder gefälscht ! Da hatte ich werder die Zeit noch den Nerv dazu ! Ich habe mir meine beiden Dr.H.C. ganz einfach legal gekauft und auch Bar bezahlt ! Wo ? Weche Universität ? Das wollt Ihr jetzt nicht wirklich Wissen und ich verrate es Euch auch nicht. BäääH !

Christoph Meier / 20.04.2024

Föderl-Schmid war anscheinend am Anfang der Dissertation als Journalistin eingestellt und hatte laut Wikipedia auch im Anfangsjahr schon “den damaligen Chefredakteur des deutschen Nachrichtensenders n-tv” geheiratet. Dann kann man sich vorstellen, dass der Doktorvater sie als Prominente durchwinken lassen wollte. Die Uni will keinen Ärger mit der Presse heute - und wollte analog auch keinen damals. Für die Frau war das eh nur ein Titel, der nicht für eine Unikarriere gedacht war sondern nur als Federschmuck zum Angeben und Aufsteigen. Sie war in Berlin, fern von Salzburg, bestimmt kaum Kommunikation mit dem Doktorvater. Es ging nur noch darum, genügend in Wirklichkeit unbrauchbarer Seiten zu einem generischen Thema vollzuschreiben und rechtzeitig einzureichen. In ihrer Dissertation werden wenige Tage echter Arbeit stecken, wohingegen Normalsterbliche mehrere Jahre harter Arbeit opfern müssen. Man kann sowas akademischen Nepotismus nennen. Wenn sich niemand beschwert, kommen Uni und Föderl-Schmid aber davon.

Emil.Meins / 20.04.2024

Wie immer im Leben, kommt es auf den Standpunkt an, denn dieser verändert den Blickwinkel. Und so kommt jeweils etwas anderes heraus, obwohl man dasselbe betrachtet. Ich las heute in der RNZ einen Leserbrief, wo eine Dame meinte, man solle doch die Antifa nicht ausgrenzen. Sie sei bis vor 2 Jahren am früheren Wohnort bei den “Omas gegen rechts” gewesen u. hätte die Antifa immer gerne bei Aktionen dabei gehabt, ohne Berührungsängste, denn die jungen Leute seien freundlich und höflich. Wer, wenn nicht die Antifa, setze sich seit Jahrzehnten gegen “Rechts” ein? Nach noch etwas mehr blabla kam dann der Aufruf: Keine Angst vor der Antifa, solidarisieren wir uns miteinander! Die Dame hieß zwar anders, muß aber eine Verwandte von Frau Esken gewesen sein. Warum fiel mir dabei der AfD-Mann ein, dem “Aktivisten” mit einem Kantholz eine übergebraten hatten? Ein anderer Leser meinte über Karl Lauterbach, ein vernichtendes Urteil über diesen sei “sehr parteilich”, denn im Unterschied zu seinem Vorgänger Jens Spahn, erscheine er “sehr kompetent” und ginge keinem Problem aus dem Weg. Bei solchen Kommentaren wundert man sich nicht mehr über die letzten Wahlergebnisse, und kann die tagtägliche Gehirnwäsche durch regierungsaffine Medien nur als sehr erfolgreich beglückwünschen. Und Deutschland zu seinem Untergang alles Gute, dank eines so überaus intelligenten Volkskörper (oh, böse, verbotenes Wort!). Man kann den Leuten jeden Müll erzählen, sie glauben es, da es im TV kommt, alle es machen, oder es modern ist. Die Grundlagen werden schon im Kindesalter gelegt, so hat die RNZ eine Kinderseite in einfacher Sprache, die unter “Leben im schlauen Haus” davon fabuliert, nie wieder putzen, kochen und einkaufen zu müssen, das Haus erkennt alle Wünsche, Sicherheitsprobleme gibt es nicht. Und auch der “Faktencheck” wird schon positiv belegt, wenn er die Frage erklärt, ob Kinder teure Hautpflegeprodukte brauchen. Später erklärt er dann die Politik….

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