“Die intellektuelle Elite befriedigt sich mit herablassenden Analysen und überheblichen Urteilen über die sogenannten Populisten, Nationalisten, Abschotter, Ausländerfeinde. Dabei bemerken die Intellektuellen gar nicht, dass sie so die anderen verletzen und erzürnen.“- Das ist leider genau so und ein furchtbares Paradoxon, das sich durch die Geschichte zieht, wie ein roter Faden und in immer neuen Gewändern in Erscheinung tritt. Der Zylinder ist in den Turnschuh gerutscht. Ein politisches links ist mittlerweile ein rechts geworden. In Milde, beharrlich für das Gute einstehen und auch dazu stehen in der Öffentlichkeit, das ist die Kunst der Stunde. Bei all dem nicht in dem selben Hass gefangen sein, den die, die schnell mit dem Wort “Hassprediger” pauschal den politischen Gegner zerstören wollen, und nicht in den Zorn-Irrgarten geraten , der in den Kommentaren von P.I. alles noch schlimmer macht - das ist die schwere Aufgabe. Darum ist ein Seite, wie die “Achse des Guten” so notwendig. Ich empfehle zur Orientierung an einer wahren Utopie und einen wunderbaren Gesellschaftsentwurf den katholischen Katechismus. Der versucht wirklich allumfassend zu sein.
Entschuldigung, aber diese Analyse ist bestensfalls halbrichtig. Der sog. Populismus ist genausowenig ein Aufbegehren jener mit schlechten Zähnen und ausgetretenen Schuhen, wie der Kommunismus ein Aufbegehren jener war, die hungern und frieren mussten. Die mit den schlechten Zähnen könnten sich gar nicht so artikulieren, dass sie Gehör fänden. Da würden schriftliche Statements oder ein entsprechendes Parteiprogramm schon an Rechtschreibung und Grammatik scheitern. Populismus in den USA, Deutschland, Frankreich, Österreich und Holland ist auch kein inhaltlicher Gegenpol zu linksliberalen Gesellschaftsentwürfen, ganz im Gegenteil. Die linksliberale Mitte der Gesellschaft ist zu einer selbsternannten höheren Kaste verkommen, welche hochnäsig einfache Lebensrealitäten leugnet. Man erkennt sich gegenseitig am schichtenspezifischen Code der vorgedachten Phrasen und man hält sich einvernehmlich an die Leitlinien sozial vereinbarter Erwartung. Diese gesellschaftliche Mitte ist mit Blick von oben noch widerwärtiger als von unten. Populismus ist ein Gegenstück zur Political Correctness, nicht des Bildungsbürgertums. Als Populist in diesem Sinne gibt man sich nicht länger zufrieden mit dem Politiker -Typus, welcher uns von jenen Betonköpfen verordnet wurde, die den Marsch durch die Institutionen geschafft haben. Populismus ist ein Stil modernen Zuschnitts, man spricht Klartext und twittert das Wesentliche. Nicht weil die Schuhe ausgetreten sind, sondern weil man die Lichterketten, die Labereien um ihrer selbst willen und das ewige Zeichensetzen nicht einmal mehr als unbeteiligter Zuschauer erträgt. Populismus ist ein Affront gegen etablierte Mittelmäßigkeit. Das macht ihn so erfolgreich.
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