Gastautor / 29.08.2021 / 06:15 / Foto: Hennie Stander/Unsplash / 65 / Seite ausdrucken

Die Klimaschutz-Kassierer: Eine Mail aus Uganda

Es geht mir darum, einmal aus der Froschperspektive zu schildern, wie sich die satten woken Aktivisten des so genannten Klimaschutzes gegenüber uns afrikanischen Habenichtsen aufführen.

Von Jan Rudolf Haß

Ich folge dem Podcast Indubio regelmäßig und mit Gewinn. Die Folge „Viel Nebel bei Atmosfair" zum CO2-Ablasshandel fand ich geradezu elektrisierend. Denn wir, meine Frau und ich, betreiben seit 2010 eine Fabrik für Holzkohlenbriketts in Uganda. Primärbrennstoffe sind dort Feuerholz und Holzkohle; nicht zum Heizen, zum Kochen. Das Thema Handel mit Emissionszerifikaten begegnet mir darum immer wieder.

Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums und der Abholzung der Wälder ist Uganda Importeur von Feuerholz. Folge der Abholzung sind Erdrutsche, Erosion, sinkender Grundwasserspiegel. Soweit es die so genannten Klimaschützer betrifft, verschwinden mit den Bäumen natürliche CO2-Speicher. Wir sammeln den Kohlenstaub ein, der an den Verkaufsständen für Holzkohle übrig bleibt, versetzen ihn mit einem Bindemittel und pressen ihn zu Briketts (im Fachjargon heißt das Vendors Waste Charcoal), ein weiterer Rohstoff sind Landwirtschaftsabfälle von Märkten.

Drei Jahre lang war unser Produktionsstandort in der Flüchtlingssiedlung Nakivale unweit der tansanischen Grenze. Dort leben zirka 70.000 Flüchtlinge aus allen Teilen Afrikas. Demnächst gibt es wohl Zuwachs aus Afghanistan (die USA laden in Uganda ab). Bis vor etwa 20 Jahren war die Gegend bewaldet. Jetzt gleicht sie einem Golfplatz. Nahezu der gesamte Baumbestand ist unter Kochtöpfen gelandet. Wie dringend das Problem ist, sah auch der UNHCR und wandte sich an uns. Nach drei Jahren war indes unsere Leidensfähigkeit erschöpft: Zahlungsverzögerungen von sechs Monaten und mehr kann sich niemand leisten. Obendrein handelten Dritte mit Billigung des UN-Flüchtlingswerks mit CO2-Zertifikaten für unsere Briketts. Als Privatunternehmer sollte man sich beser nicht mit den UN einlassen.

Das Gespräch war kurz und unfreundlich

Ende letzten Jahres verlagerten wir die Produktion in die Hauptstadt Kampala. Trotz eines Lockdowns, von dem Karl Lauterbach träumen würde, entwickeln sich die Dinge dort sehr gedeihlich. Der Energiehunger der Dreimillionenstadt ist unstillbar. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen wird dort nämlich in Privathaushalten, Schulen und Restaurants mit Holzkohle oder Feuerholz gekocht.

Unsere Briketts brennen bis zu drei Stunden und haben einen erheblich besseren Brennwert als Holzkohle und Feuerholz. Sie sind gut für die Gesundheit, weil rauchfrei und "gut für das Klima", denn sie verhindern Abholzung. Was lag also näher, als bei bei der gemeinnützigen (!) atmosfair gGmbH einmal nachzufragen, ob wir, die Uganda Green Fire Ltd., in ihr Projektportfolio passen?

Also rief ich am Tag Ihrer Sendung (26. August) dort an. Das Gespräch war kurz und unfreundlich. Als ich einem Herrn, dessen Name mir entfallen ist, sagte, dass wir Holzkohlenbriketts in Uganda herstellen, hörte ich: "Wissen Se, ick hab det nich so mit Grillen." Mit so bestürzendem Sachverstand hatte ich nicht gerechnet. Auch meine Erklärungen und der Verweis auf vorliegende international anerkannte Zertifizierungen halfen nicht weiter. "Wissen Se, Sie brauchen erstmal 'ne Zertifizierung mit 'ner Zehnjahresprognose vom TüV Süd. Für sone Projektentwicklung müssen Se erstmal 500.000 Euro in die Hand nehmen. Wenn Se det jemacht ham, dann könn Se sich wieda melden." Der Kürze halber erspare ich Ihnen die fachlichen Fehler meines Gesprächspartners mit dem herben Berliner Charme.

Obwohl ich behandelt wurde, als wollte ich ein Jahresabonnement für Jehovas Wachtturm verkaufen, war die Unterhaltung lehrreich. Entgegen der Außendarstellung liegt der atmosfair gGmbH offenbar nichts an konkreten Klimaschutzprojekten (vergleiche Wikipedia). Dieses Unternehmen verkauft staatlich gefördert und steuerbegünstigt Ablass. Den Zutritt haben aber nur Begüterte aus der ersten Welt. Dort, wo es wirklich etwas zu tun gibt, etwa in Afrika, sehen die Herrschaften nicht hin. "Klimagerechtigkeit" ist nur ein Schlagwort für Internet und Fernsehdiskussionen.

Die satten woken Aktivisten des so genannten Klimaschutzes

Uganda Green Fire Ltd. ist nicht auf das Wohlwollen der atmosfair gGmbH angewiesen. Wir verdienen unsere ugandischen Schillinge mit unserem Produkt. Einem Dutzend Mitarbeitern und unseren Verkaufsagenten verhelfen wir mit klassischen kapitalistischen Methoden zu einem Auskommen. Das ist in Uganda anspruchsvoller als in Deutschland. Deswegen empfinde ich für die parasitären Existenzen des so genannten Klimaschutzes eher Verachtung.

Keineswegs will ich einen Kaufmannsroman schreiben. Es ging mir darum, einmal aus der Froschperspektive zu schildern, wie sich die satten woken Aktivisten des so genannten Klimaschutzes gegenüber uns afrikanischen Habenichtsen aufführen.

Kleiner Nachtrag zum Verständnis: Unser ugandisches Unternehmen verdanken wir dem Zufall. Gemeinsam mit lokalen Partnern habe ich es 2010 gegründet, weil das deutsche Außenministerium kurzfristig die Visa unserer ugandischen Adoptivkinder widerrief. Irgendwie musste ich seinerzeit in Uganda Geld verdienen. Die Kinder, damals 2 Jahre alt, konnten wir schließlich nicht zurücklassen. Seither sind wir Uganda, dieser liebenswerten aufgeklärten Kleptokratie, eng verbunden.

 

Kontakt zum Autorhass@ugf.one

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Gerald Schwetlik / 29.08.2021

Erleuchtender Bericht aus der Praxis. Danke dafür! Ich hätte nichts anderes erwartet. Aber was hilft es? Nüscht, wie der woke Berliner von atmosfair sagen würde. Die linke verlogene Blase hat den Weg durch die Institutionen hinter sich und sitzt überall an den Kontrollhebeln. Obwohl einem der menschliche Verstand deutlich mitteilt, dass wir hier in Germany nicht den Planeten im Alleingang retten werden, wählt man die Leute, die das versprechen.

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