Henryk M. Broder / 22.12.2010 / 01:33 / 0 / Seite ausdrucken

Die doppelte Claudia

Es sind gerade zwei Monate vergangen, seit eine Delegetaion deutscher Parlamentarierer den Iran besuchte, um dort Gespräche über eine verstärkte kulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Islamischen Repubik Iran zu führen. Die Damen und Herren des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik waren von den Zuständen im Iran positiv angetan. Peter Gauweiler (CSU) liess sich sogar dazu hinreissen, die friedliche Koexistenz unter den Anhängern verschiedener Religionen im Iran als vorbildlich zu bezeichnen. Überaus hübsch anzusehen ist ein Bild, auf dem die Damen der Delegation mit Kopftuch zu sehen sind. Luc Joachimsen, Kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, veröffentlichte sogar ein Tagebuch ihrer Reise, dem man vor allem entnehmen konnte, dass der Iran ein Rechtsstaat ist, der sich besonders liebevoll um seine Minderheiten sorgt.

Nun wurde der iranische Filmemacher Dschafar Panahi zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Sein Verbrechen: “Propaganda gegen das System”. Das Urteil zeigt, wie ernst die Iraner die Freiheit der Kultur in ihrem Land nehmen. Peter Gauweiler hat sich zu dem Spruch noch nicht geäußert, er ist mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt, Luc Jochimsen wartet die schriftliche Begründung ab, allein Claudia Roth, Sprecherin für Auswärtige Kulturpolitik der Grünen, hat eine Erklärung abgegeben, in der sie das Urteil verurteilt und die Bundesregierung auffordert, “alles zu unternehmen, damit Jafar Panahi seinen Sitz in der Jury der Berlinale 2011 einnehmen kann”.


Mit anderen Worten: Die Bundesregierung soll denjenigen in den Arm fallen, denen Frau Roth eben noch das Händchen gedrückt hat. Denn auf dem Spiel steht nicht nur die Freiheit eines Filmemachers sondern der ordnungsgemäße Verlauf der Berlinale 2011. So könnte der Kulturaustausch zwischen dem Iran und der Bundesrepublik weiter gehen: Frau Roth bietet sich den Iranern im Austausch gegen Panahi an. Damit wäre allen Seiten geholfen. Die Iraner wären den Filmemacher los und wir Frau Roth.

Siehe auch:
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/oppositionelle_filmemacher_iran_haftstrafen_1.8786400.html

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