Gastautor / 15.09.2012 / 10:15 / 0 / Seite ausdrucken

Die Diskriminierung als politische Waffe im Kampf der Kulturen

Eran Yardeni

Über den Film “Innocence of Muslims” wurde schon alles gesagt. Von der Dummheit des Drehbuches über das niedrige Niveau des Sounds bis hin zur Unzufriedenheit der gesamten Filmbesetzung, die sich „vom Produzenten ausgenutzt fühlte“. Aber genau vor diesem Hintergrund soll man sich auch fragen, wie es sein kann, dass die Mitglieder einer gleichwertigen Kultur sich angesichts einer solchen peinlichen Produktion nicht mehr beherrschen können, so dass sie wie verhext immer wieder in Richtung der amerikanischen Botschaft marschieren müssen, um ihre verlorene Würde durch orgasmische Gewaltausbrüche wieder zu gewinnen?

Diese Frage interessiert leider keinen. Alle befassen sich mit dem Film und mit der Frage, ob der Produzent, Sam Bacile, überhaupt existiert und ob er jüdisch ist oder nicht. Dass einer der Grundwerte der Demokratie, die Meinungsfreiheit, angegriffen wird, scheint nicht so wichtig zu sein.

Man kann sich nur vorstellen, wie die Ritter der Meinungsfreiheit reagieren würden, wenn die Juden wegen jedes antisemitischen Clips auf YouTube eine Botschaft in die Luft sprengen würden. Dann würde sich keine Sau mit der Qualität des Sounds befassen. Eher würden die Moralvertreter, die taz- und die Spiegel-Leser über die Brutalisierung der Religion durch den Zionismus diskutieren. Viele würden dann sagen, was sie heute verschweigen: Es geht um einen kulturellen Wahn, um einen kollektiven Minderwertigkeitskomplex, welcher durch extatische Ausbrüche kompensiert wird.

Vor unser aller Augen geht eine der Hauptkulturen der Welt Bankrott, und wir bestehen auf unserem Recht, dafür schuldig zu haben. Relativ zu diesem kulturellen und gesellschaftlichen Gau, dem Untergang der islamischen Welt auf der einen Seite und den Schuldkomplexen der westlichen Welt auf der anderen, sind die Fragen nach der echten Identität des Produzenten nebensächlich und irrelevant.

Diskriminierung, lernen wir, wird in bestimmten Kulturen zur metaphysischen Grundlage, zu einer grundsätzlichen Position dem Leben gegenüber, zum kosmischen Zustand. Deshalb soll man endlich die Vielfältigkeit der Menschheit funktionell betrachten und analysieren. Unterschiedliche Kulturen suchen sich unterschiedliche politische Strukturen aus, um ihr kollektives Leben zu regulieren und zu gestalten. Das ist kein Betriebsunfall der Geschichte sondern eine bewusste kollektive Entscheidung. Die Diskriminierung als Selbstdarstellung ist eine politische Waffe im Kampf der Kulturen.

Die Tragödie der westlichen Welt ist, dass sie hartnäckig mitmacht. Während die arabische Welt sich schon Jahrzehnte in der Zone des politischen Absurden bewegt, während diese Gesellschaften akzeptierten Maßstab sowohl geistig als auch physisch am Rande des Abgrundes tanzen, wenn sie noch nicht schon abgestürzt sind, kann die westliche Welt ihre tief verankerten Schuldgefühle nicht loswerden. So kommt es dazu, dass während der Mob die amerikanischen Botschaften attackiert und einen Botschafter ermordet, man bei uns über die jüdischen Wurzeln des Filmproduzenten diskutiert.

Das „Sich-Geißeln“ ist schon lange zum europäischen Nationalsport geworden und wird mit einem religiösen Eifer praktiziert. Auch in diesem Fall. 

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