Wahied Wahdat-Hagh / 24.07.2012 / 22:22 / 0 / Seite ausdrucken

Die Angst der Mullahs vor einem Gebet

In den letzten Wochen hat die systematische Verfolgung der Bahai im Iran zugenommen. Immer wieder werden Bahai unter falschen Vorwürfen verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Diese Politik dient im Kern den Zielen der Verbreitung von Angst und Schrecken und der gänzlichen Vernichtung der iranischen Bahai-Gemeinde.

Besonders grausam ist die Tatsache, dass den Bahai immer wieder die Bestattung ihrer Angehörigen nach den Bahairegeln verboten wird. Erst kürzlich wurden die Familienangehörigen einer verstorbenen Bahai informiert, dass die Leiche nach islamischem Gesetz beigesetzt wird. Dabei sind die Bahai-Regeln nicht kompliziert. Die Toten werden in ein Tuch eingewickelt und dann in einen Sarg gelegt. Zudem sprechen die Angehörigen ein Bahai-Gebet für die Toten. Dies widerspricht nach der Meinung der islamistischen Inquisitoren dem islamischen Gesetz.

Die Frage ist welche Angst die islamistischen Herrscher treibt? Offenbar handelt es sich um die Angst vor einem anderen Verständnis von Religion und vor der gesellschaftlichen Entwicklung, denn die Bahai treten nicht für den Krieg ein, sondern für Frieden und Emanzipation.

Allein die Mitgliedschaft in der iranischen Bahai-Gemeinde reicht aus, um in der “Islamischen Republik Iran” kriminalisiert und verfolgt zu werden: Frau Faran Hessami wurde am 15. Juli 2012 verhaftet. Sie war dabei den Behörden eine Vollmacht ihres Ehemannes Kamran Rahimian zu übergeben als sie selbst verhaftet wurde. Kamran Rahimian sitzt im berüchtigten Rejaischahr-Gefängnis eine vierjährige Haftzeit ab, nur weil er an die Bahai-Religion glaubt. Beide waren zuvor gegen eine hohe Kaution von jeweils rund 100.000 Euro frei gelassen worden, um dann bald wieder verhaftet zu werden. Der Vater von Herrn Kamran Rahimian war 1984 wegen seiner Zugehörigkeit zur Bahai-Religion hingerichtet worden, berichtete die exiliranische Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA).

Erst am 10. Juli 2012 waren neun Bahai in Teheran verhaftet worden. Die Sicherheitskräfte der totalitären Diktatur stürmten Wohnungen und Büros. Computer, Kameras, private Photoalben, Eheverträge, Eigentums- und Bankunterlagen, Ausweise wurden beschlagnahmt. Die neun Bahai wurden zu einem unbekannten Ort gebracht.
Bei den verhafteten Personen handelt es sich um Adel Naimi und seine Frau Elahe Farahani, Sarang Etehadi und seine Ehefrau Assim Ascharafi, Shahab Dehghani und seine Frau Schamsi Mohajer, um Amir Maghamifard, Amir Moseydi und Jinus Rahimi.

Am 18. Juli 2012 trat Frau Sarah Mahbubi eine zehnmonatige Haftstrafe in der Stadt Sari an. Wie HRANA berichtet, gehört Sarah Mahbubi zu den Studentinnen, die wegen der islamistischen Gesinnungsjustiz nicht studieren dürfen.

Am 22. Juli 2012 berichtete HRANA von der Inhaftierung von Gudarz Beydaghi. Dieser Bahai ist etwa sechzig Jahre alt. Er wurde zu einem Jahr Haftstrafe verurteilt und wurde für weitere zwei Jahre aus seiner Stadt Semnan verbannt. Seine Tochter Rufia Beydaghi wurde vor rund zwei Monaten verhaftet. Beide wurden allein wegen ihres Glaubens an die Bahai-Religion zu einem Jahr Haft verurteilt.

Im Iran dürfen seit der islamischen Revolution von 1979 die Angehörigen der Bahai-Religion nicht studieren. Sie dürfen keine staatlichen Berufe ausüben und werden zudem aus der privaten Wirtschaft systematisch verdrängt. Sogar ihre Friedhöfe werden zerstört.

Trotz der diktatorischen Repressionen ist die Sympathie der iranischen Bevölkerung für die Bahai-Religion, die für Gleichberechtigung von Mann und Frau eintritt, gewachsen. Die iranische Bahai-Gemeinde ist von einer genozidalen staatlichen Politik im Iran bedroht.

Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy (EFD).

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