Wahied Wahdat-Hagh / 23.08.2013 / 18:26 / 2 / Seite ausdrucken

„Die zionistischen Amerikaner“

Mashreghnew veröffentlichte am 22. August 2013 einen Artikel mit dem Titel „Die zionistischen Amerikaner“. Dieser Artikel widerspiegelt den puren Antisemitismus der iranischen Staatsdoktrin.

Die ideologische Zielsetzung des Artikels sollte die Europäer nachdenklich machen. Denn es wird behauptet, dass nur zionistische Kreise ein Interesse an Sanktionen gegen den Iran haben. Jüdische Organisationen werden zu den Schuldigen erklärt, die die Sanktionen gegen den Iran zu verantworten haben. Sie würden die US-Regierung und die europäischen Regierungen zwingen sich gegen eine Normalisierung der US-amerikanisch-iranischen Beziehungen auszusprechen. Es wird höchste Zeit, dass die europäischen und die US-amerikanische Regierungen deutlich machen, dass nicht die „Zionisten“ verantwortlich sind für die Sanktionspolitik.

American Jewish Community, Zionist Organization of America (ZOA) und The Jewish Institute For National Security Affairs (JINSA) werden als drei Organisationen genannt, die die Sanktionspolitik gegen den Iran beeinflussen würden.

Mashreghnews nennt auch Namen wie David A. Harris, Roberta Elman (AJC), Morton Klein (ZOA) und Eric Edelman (JINSA). Diese Organisationen sind für die einflussreiche iranische Zeitung „Pressure groups“, die die US-Regierungspolitik zugunsten Israels beeinflussen. Sie werden als „zionistische Lobbyorganisationen“ bezeichnet. Diese hätten nicht nur politische Institutionen, sondern auch Wirtschaftsunternehmen unterwandert. Die „Lobbyorganisationen“ seien ein „untrennbarer Bestandteil der US-amerikanischen Außenpolitik gegenüber dem Iran.“ Sie würden versuchen Iran als eine „Bedrohung für die Welt“ darzustellen.

Die „Sicherheit des zionistischen Regimes“ habe die „größte Priorität“ bei der Arbeit von AJC. Diese „Lobbyorganisation“ sei einer „der einflussreichsten Arme des zionistischen Regimes in Amerika und weltweit.“ Weiter heißt es: „Diese zionistische Organisation ist faktisch der diplomatische Arm des internationalen Zionismus.“ AJC täusche vor eine „humanistische“ Organisation zu sein, um so das „Ansehen des zionistischen Regimes zu steigern.“ Davis Harris würde immer wieder über die Relevanz der Sanktionen gegen den Iran sprechen. Die „zionistischen Organisationen“ würden zudem regelmäßig US-amerikanische Politiker zu ihren Konferenzen einladen.

Die ZOA habe in den USA rund 30.000 Mitglieder schreibt Mashreghnews. Morton Klein sei einer der „schärfsten Gegner der Verbesserung der amerikanisch-iranischen Beziehungen.“ Die ZOA kämpfe „gegen die Hamas und Fatah und verfolge die Sanktionen gegen den Iran.“ Die ZOA wird von Mashreghnews kritisiert, weil sie gegen den Antisemitismus kämpfe, indem sie in Schulen und Universitäten versuche die „arabische Propaganda“, die antisemitisch ist, zu stoppen.

Die JINSA sei eine andere zionistische Organisation, die im US-amerikanischen Verteidigungsministerium aktiv sei, schreibt Mashreghnews. Diese Organisation habe sich zum Ziel gesetzt sich für die „Sicherheit Amerikas und die Stärkung Israels einzusetzen.“ Die Organisation würde jährlich Reisen von hohen Offizieren der US-amerikanischen Armee nach Israel organisieren.

Auch die Kommentare, die Leser auf Persisch unter den in Mashreghnews erschienen Artikel geschrieben haben, widerspiegeln den im Iran herrschenden Antisemitismus:

Ein Leser bezeichnet die Juden und die Zionisten als „Mäuse“ - im Übrigen ein klassisches antisemitisches Stereotyp.

Ein anderer Leser schreibt, dass „Gott prophezeit hat, dass der Jude leiden wird, weil er die Propheten Gottes getötet und ihnen nicht gehorcht hat.“

Ein anderer Leser dreht die Parole iranischer Demonstranten im Jahre 1999 um, die sich von dem Einsatz iranischer Revolutionsgardisten in Gaza und in Libanon distanziert hatten. In Maschreghnews heißt es nun: „Sowohl Gaza als auch Libanon, ich opfere mein Leben für den Iran. Weder Westen noch Osten, nur die Islamische Republik.“

In einem anderen Artikel, der am 14. August 2013 in Mashreghnews erschienen ist, wurde die Vermutung ausgesprochen, dass der „Held Israels“, der ägyptische General Abdel Fattah al-Sisi „ein Jude“ sei.

Der „Jude“ ist per se ein Feindbild für die Islamisten. Auch die Verwendung des Begriffs „Zionist“ ist als purer Antisemitismus zu bewerten, wenn angesehene jüdische Organisationen wie der AJC als „zionistische Lobbyorganisationen“ in antisemitischer Wendung bezeichnet werden.

Der Einfluss der antisemitischen Presse des Iran auf die arabische Presse ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Al-Jazeera beispielsweise propagierte drei Tage nach Mashreghnews am 17. August 2013 eine solche antisemitische These, wie Memri berichtete.

Mashreghnews verbirgt indessen auch nicht seine stillschweigende Sympathie für Al-Qaida, wenn sie jubelnd am 22. August 2013 berichtet, dass Aiman Az-Zawaheri, früher Chef der Terrororganisation des Islamischen Dschihad und heute einer der Führer der Al-Qaida, die ägyptischen Muslimbrüder verteidigt und ankündigt General Al-Sisi durch einen Terroranschlag zu töten.

In Krisenzeiten nähern sich die islamistischen Terrororganisationen wieder an. Hamas wird nach kurzer Zeit wieder von Iran unterstützt und Al-Qaida will den ägyptischen Muslimbrüdern zur Hilfe kommen. Auch der Iran verschweigt seine Unterstützung von Mursi nicht, auch wenn Mursi zu „moderat“ für die iranischen „Moderaten“ war. Es ergibt sich ein offensichtliches Bild: Die meisten islamistischen Kräfte scheinen gegen die Entmachtung Mursis zu sein. Die Unterstützung der Al-Qaida für die ägyptischen Muslimbrüder erinnert an den Terrorchef Mughnia, der eine Schlüsselfigur war, die die Fronten der Hisbollah mit denen der Al-Qaida und der „Islamischen Republik Iran“ verbinden wollte.

Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy.

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Leserpost

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Peter Merbt / 24.08.2013

“Es wird höchste Zeit, dass die europäischen und die US-amerikanische Regierungen deutlich machen, dass nicht die „Zionisten“ verantwortlich sind für die Sanktionspolitik.” Warum sollten sie? Der allgemeine Tenor zumindest der deutschen Presse lässt nicht darauf schließen, dass die hiesigen Meinungsmacher generell anderer Auffassung sind.

Günter Siebert / 23.08.2013

Die kleinste Maus macht jedem Elephant zu schaffen.

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