Das ZDF hat seit gestern eine neue Literatursendung. Das wussten Sie nicht? Macht nichts, jetzt wissen Sie’s. „Die Vorleser“ heißt sie anspielungsreich. Die Vorleser sind zwei, ein Literaturkritiker mit Zukunft und eine bewährte Talkmasterin von der Konkurrenz. Und noch etwas: Es ist die Nachfolgesendung für das schnöde eingestellte „Lesen!“ der Elke Heidenreich. Eines zumindest hat die neue mit der alten Sendung schon gemeinsam: Die niedrige Einschaltquote. Dort zum Schluss, hier am Anfang.
Ansonsten ist alles im grünen Bereich, und das ist auch das Problem. Es ist eines, das unsere Öffentlichkeit insgesamt hat. Indem man darauf bedacht ist, den Boden der politisch korrekten Grundharmonie nicht zu verlassen, verliert man alles andere aus den Augen. So glaubt man sich auf dem Teppich, in Wahrheit aber steht man auf Linoleum, und zwar mit der Erkenntnis, das Bücher mit Witz verrissen und mit Streitlust verteidigt werden wollen.
Die beiden Vorleser, und das ist schnell heraus, haben sich praktisch nichts zu sagen. Sie sprechen verschiedene Sprachen, und das nicht erst, wenn es um die Literatur geht. Amelie Fried, die Fernsehmoderatorin und Marlitt der Neunziger hat die Welt des Schöner-Lesens im Auge. Ijoma Mangold dagegen, neueste Wunderwaffe des ZEIT-Feuilletons, ist ein Kritiker, der solide Bücher als solide Bücher zu beschreiben weiß. Ein Unterfangen, das es in den Printmedien trotz allem weiterhin gibt.
Das Fernsehen wendet sich bekanntlich gerne an alle, und zwar mit Vorliebe gleichzeitig. Diese Art Konzession an den Gebührenbürger kennt der Zuschauer bereits aus zahlreichen anderen Sendungen. Man hat wieder einmal versucht ein Konzept so zu gestalten, dass es alle anspricht. Für jeden etwas, und am Ende für alle nichts?
Die vermutlich einzige Szene der Sendung, die dem wahren Leben entstammen könnte, war jene, in der Amelie Fried ihre Brille vermisste und sich herausstellte, dass Ijoma Mangold drauf saß. Um es gleich zu sagen: Die Brille hat keinen Schaden genommen. Wir aber schließen daraus: Das Sofa war weich.