Gastautor / 21.09.2011 / 22:17 / 0 / Seite ausdrucken

Der Tod des afghanischen Friedensfürsten

Von Gunnar Heinsohn

Afghanistan hat bei 30 Millionen Einwohnern wuchtige 6,5 Millionen Jungen unter 15 Jahren, Deutschland dagegen bei einer Bevölkerung von 82 Millionen nur 5,6 Millionen. Doch erst bei Betrachtung der Bürgerkriegsindexes, der die Zahl der nach oben strebenden 15-19-Jährigen ins Verhältnis setzt zu den 55-59-jährigen Männern Richtung Ruhestand, zeigt sich das Ausmaß der demografischen Extremrüstung Afghanistans.  Er erreicht fast den Wert 6 (1,817 Mill. zu 0,313 Mill.). Außerhalb Schwarzafrikas verfügen nur Jemen und der Gazastreifen über eine vergleichbare Explosivität. Selbst Länder mit Dauertötungen wie Irak, Syrien und Pakistan keuchen „nur“ unter einem Index von 4. Deutschland, das gegen die Taliban Krieg führt und für Gaza bezahlt, zeigt mit 0,79 einen Wert, den nur das demografisch ebenfalls suizidale Japan ( 0,72) noch unterbieten kann.
Frieden mit den Taliban hat für Afghanistans Herrschende höchste Priorität, weil die Weltmacht 2012 abzieht und man sich nicht an die Kufen von Hubschraubern klammern will wie im April 1975 die Vietnamesen beim fluchtartigen Abzug der Amerikaner aus Saigon (Operation Frequent Wind). Auch damals wurde mit gewaltigen Beträgen dafür gesorgt, dass der westliche Partner dem Vietkong mit überlegener Rüstung die Stirn bieten konnte. Zweimal so viele Panzer und Soldaten, dreimal so viele Kanonen und dazu 1.400 Flugzeuge sollten den Übergang sicher machen. All das sinkt als Yankee-Kumpanei in den Orkus.
Burhanuddin Rabbani (1940-20.9.2011), Jurist und Theologe, war gewiss eine umstrittene Wahl für die Aussöhnung, denn er stand an der Spitze der Nordallianz, als die paschtunischen Taliban von 1996 bis 2001 in Kabul die Macht hatten und der gelehrte Tadschike von Faizabad her ihr angesehenster Gegner war.
Gleichwohl war es Rabbani, der als Präsident 1992 Afghanistan in eine islamische Republik verwandelt hat. Seine Ende durch eine Turbanbombe belegt nur einmal mehr, dass mit den Taliban keineswegs Fromme gegen ein gottloses Regime antreten, sondern dass die Religion zum Vorwand wird für die Einnahme von Herrschaftspositionen. Und warum sollten die Taliban teilen? Es steht schließlich nicht nur etwa so Harmloses wie die Zeit auf ihrer Seite, sondern der fast grenzenlose Rekrutierungspool aus Brüdern und Cousins des Selbstmordattentäters. Der Vietkong hat damals auch alles genommen und umgebracht, was nicht als boatpeople übers Meer entkommen konnte. Dabei verfügte Vietnam 1975 nur über einen Bürgerkriegsindex von 4 (2,726 Mill. zu 0,695 Mill.). Die Taliban stehen noch einmal fünfzig Prozent besser da. Niemand kann das vor ihnen verheimlichen.

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