Dirk Maxeiner / 07.11.2021 / 06:00 / Foto: Pixabay / 55 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Uschi fliegt, Diess fliegt, Wieler boostert

Nachdem Robert von Loewenstern mir heute mit seinem Fahrbericht schlicht die Autobahn geklaut hat, bleibt mir nix anderes übrig, als in die Luft zu gehen. Am Himmel ist halt mehr Platz und die Freiheit grenzenlos, wenn man Reinhard Mey glauben darf. Der Mann kannte halt Uschi von der Leyen nicht und hatte auch keine Ahnung von Herbert Diess, beides fliegende Untertassen, die die Schwerkraft überwunden haben und die dieser Tage den Luftraum über Europa verunsichern. Noch weniger wissen konnte der fliegende Barde von Lothar Wieler, dem einzigen Tierdoktor mit angeflanschtem Booster, wobei es sich bekanntlich um einen Hilfsantrieb für Raketen handelt.

Ich bin schwer fürs Boostern, außer beim Impfen, da ist mir die Methode im Moment zu heikel. Ein Booster-Leugner bin ich aber nicht, dafür ist die Technik auf anderen Gebieten einfach zu bestechend und ausgereift. In der Elektrotechnik nennt man einen Spannungs- oder Leistungsverstärker „Booster", aber auch als Hilfsantrieb für Dampfmaschinen hat sich der Booster bewährt. Karl Lauterbach ist der Beweis. Außerdem nennt man eine Hilfssprengladung zum besseren Zünden „Booster“, ich empfehle sie daher für die Koalitionsverhandlungen. Die CDU fährt derzeit ebenfalls mit einem Booster durchs Gelände, und zwar in Form einer Diesellokomotive ohne Führerstand. Der Übergang zum Booster-Bike, einer Achterbahn im Freizeitpark Toverland in den Niederlanden, ist dabei fließend. Außerdem heißt eine Energydrink-Marke von Edeka „Booster“, ich kauf mir morgen eine Palette und lasse sie im Impfpass eintragen. Always be on the safe side of live.

Und nun zum Fliegen. Uschi von der Leyen boosterte sich bekanntlich mit Hilfe ihres Dienst-Jets über 50 Kilometer von Wien nach Bratislava, was eine fliegerische Meisterleistung darstellt, weil der Landeanflug bei dieser Distanz schon vor dem Start beginnt. 19 Minuten soll das Ganze gedauert haben, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag also gerade mal bei 150 km/h, was einer Behinderung des Luftverkehrs gleichkommt (die Donaudampschifffahrt braucht für die Strecke übrigens auch nur 75 MInuten). Zu Uschis Entlastung kann man also hervorbringen: Sie ist nicht geflogen, sondern lediglich in der Luft rumgestanden, das ist vollkommen in Ordnung und dem Aufenthalt von Annalena Baerbock im Luftraum über ihrem Trampolin vergleichbar.

Ihr nervigen Kritiker, regt euch also ab, die Mädels hüpfen halt gerne ein bisschen rum, müssen ja sonst den ganzen Tag stillsitzen. Und jetzt kommt mir nicht mit irgendwelchen Flugkosten-Abrechnungen. Eine Stunde mit einem Privatjet in der Luft parken kostet gerade mal 500 bis 2.000 Euro Treibstoff, das ist billiger als ein McKinsey-Berater, und der kann noch nicht mal fliegen. Als Verteidigungsministerin gab Uschi über 150 Millionen für solche externen flugunfähigen Vögel aus, dagegen ist ein Privatjet eine Spardose. Wenn Uschi fliegt, kann sie keine Berater empfangen, sie sollte im Prinzip ganz in der Luft bleiben, das wäre für alle das billigste. Man muss die Sachen eben vom Ende her denken.

Eine schöne Frau mit italienischen Wurzeln

Das ist auch bei Volkswagen-Chef Herbert Diess der Fall, der fliegt auch gerade, gestartet ist er bereits, aber kein Mensch hat eine Ahnung, wo er landet, am allerwenigsten er selbst. Schuld daran ist eine schöne Frau mit italienischen Wurzeln und dem noch schöneren Namen Daniela Cavallo, ihres Zeichens Vorsitzende des Betriebsrates bei Volkswagen. Das springende Pferd auf rotem Grund, Markenzeichen von Ferrari, nennt man übrigens Cavallo Rosso, es ist eine Insignie italienischen Stolzes. Insgesamt stellt diese Kombination eine ausgesprochen toxische Mixtur dar, gewissermaßen den finalen Booster für Dynamo-Herberts Frührente.

Und das kommt so: Diess ließ mal eben so en passant fallen, dass sich in Wolfsburg 30.000 Mitarbeiter einen schönen aber nutzlosen Lenz machen, die man deshalb im aufziehenden elektrischen Nirvana nicht mehr vorgesehen habe, weshalb man auch die Sozialvereinbarungen auf Strom umstelle, und der könne halt mal ausfallen. Buddhistisch gesehen, bedeutet Nirvana den Austritt aus dem Samsara, dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten durch Erwachen. Leider sind die VW-Werker früher erwacht als es gut war für Diess. Als er dann auch noch zu amerikanischen Heuschrecken fliegen wollte, statt den abgeklemmten VW-Werkern auf der Betriebsversammlung Rede und Antwort zu stehen, entzog Daniela Cavallo dem hochfliegenden Herbert erst mal die Starterlaubnis.

Sie stellte ihm ein „Armutszeugnis für den Volkswagen-Konzern" aus und ließ ihn anschließend erst einmal erden. Erdung ist die elektrisch leitfähige Verbindung mit dem Erdboden und aus Sicherheitsgründen dringend geboten. Dynamo-Herbert, der Volkswagen zum führenden E-Auto-Hersteller des Planeten machen will, war dieses Detail offenbar nicht bekannt. Jedenfalls traf ihn der Blitz, und er musste den Gang nach Cavallo zur Betriebsversammlung antreten, wo seine Karriere ins Trudeln geriet wie ein auslaufender Brummkreisel. 

Seitdem fliegt Herbert Diess und man lässt ihn vorläufig in der Luft betanken. Der Aufsichtsrat grübelt darüber, wie man ihn unauffällig auf dem Erdboden einer für alle gesichtwahrenden Verwendung zuführen könnte. Das Problem: Diess hat schon länger das Radar ausgeschaltet.    

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Sascha Hill / 07.11.2021

Hmm, ich weiß nicht wirklich, ob man Cavallo nun wirklich unterstützen muss. Ich glaube, ideologisch sind sich beide ziemlich nah. Vermutlich wird Cavallo den “Kampf” gar verbitteter als Diess führen. Jedenfalls ist sie große Anhängerin von Elektroautos. Es geht also wahrscheinlich nicht um den Kurs, es ist ein reiner stupider Machtkampf eines, vielleicht aber auch zweien Verblendeten. Jedenfalls, die Medien feiern sie. Schliesslich ist sie Frau und hat Migrationshintergrund. Was ja schon für manche ausreichend ist. Was ich bisher sagen kann, sie ist qualifiziert, (Abitur + Ausbildung + jahrelange Erfahrung bei VW) was mir persönlich lieber ist als Geschlecht oder Abstammung. Klar ist eins, sie legt Wert auf den Green-Deal und will die Umstellung auf Elektroantriebe vorantreiben. Wir wissen, ohne Stellenabbau wird das nicht gehen. Oder vielmehr, beim Bau von Elektroteilen, werden nicht mehr soviele Mitarbeiter benötigt. Wahrscheinlich geht es also nur darum das Großmaul Diess an die Kandare zu legen.

Peer Doerrer / 07.11.2021

Mein Tip für den Herrn Diess um dem Chip - Desaster zu entgehen : baut doch einen Volkswagen E - Trabi , klein und rund ( ich würde ihn ” Merkelchen” nennen 90 % der Bevölkerung würden ihn kaufen und mindestens 16 Jahre damit fahren ) , der Duro - Plastbomber läuft auch mit einer einfachen Flachbatterie hat keine Gangschaltung nur einen Knopf für an und aus . Für ganz harte Puristen könnte man das Öko -Modell ” Bärböckchen ” kreieren , in die Bodenplatte Löcher reinfräsen , so dass der Fahrer laufend das Fahrzeug bewegen kann ( gab es auch schon bei Fred Feuerstein ) . Schönen Sonntag , vielleicht gibt es ja auch neue Ideen .

Christine Weißmann / 07.11.2021

Gestern wollte ich auswandern!  Heute morgen habe ich nur schallend gelacht Herr Maxeiner.  Es hat gut getan. Weiter so, vielleicht bleibe ich noch ein bischen in Deutschland, denn mit viel Humor können wir die schreckliche Zeit hier besser ertragen und hoffentlich überwinden.

Paul Greenwood / 07.11.2021

Wann in ihrem Leben war Ursula von der Leyen nicht Prinzessin ?

Ludwig Luhmann / 07.11.2021

Apropos “Schwedentrunk”: Die Eliten scheißen auf uns! - Wie weiß man, ob man zur Elite gehört? Wenn man nicht beschissen wird, sondern das Recht hat, andere ungestraft bescheißen zu können - immer und immer wieder!

Albert Martini / 07.11.2021

Wäre das schön, wenn der Diessenflieger endlich fliegt.  Denn spätestens seit er sich, nach den gewaltigen internen Verwüstungen, ganz unironisch höhere Spritpreise gewünscht hat, stellt jeder neue Tag immer dringender die Grundsatzfrage nach der Daseinsberechtigung des Aufsichtsrates.

Peter Bernhardt / 07.11.2021

@Jan Häretikus   ” Madame, ich liebe es nicht, daß die Frauen sich mit Politik befassen!”  Napoleon I. Bonaparte

Manfred Knake / 07.11.2021

„Das springende Pferd auf rotem Grund, Markenzeichen von Ferrari, nennt man übrigens Cavallo Rosso…“ - Ein springendes weißes Pferd auf rotem Grund ist das Wappen des Bundeslandes Niedersachsen, mit 20 Prozent Anteilen am VW-Konzern. Böse Zungen behaupten, das Niedersachsen-Ross stehe deshalb auf zwei Beinen, weil es nicht mit allen Vieren in der Scheiße stehen mag… (Das Titelbild zeigt übrigens eine zischend-attackierende Nilgans, eine sog. Halbgans, ein Neozoon, die sich langsam in Deutschland ausbreitet.)

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