Dirk Maxeiner / 22.11.2020 / 06:25 / Foto: Imago/Collage Achgut.com / 55 / Seite ausdrucken

Sonntagsfahrer:  Guangzhou dankt Peter Altmaier!

Wir, die Bürger der chinesischen Volksrepublik, verneigen uns vor dem weisen Peter Altmaier! Von Guangzhou über Shanghai und Peking bis Xi’han senken die Massen in tiefem Respekt ihre Häupter. Noch nie in der ruhmreichen Geschichte unserer Nation hat ein Wirtschaftsführer mehr Arbeitsplätze in unseren Provinzen geschaffen als der weise und selbstlose Kadersoldat Peter Altmaier. In ihrer Lesung der Signale des 19. Parteitags der KPCh sagten Analysten aus der ganzen Welt, dass sie zuversichtlich seien, dass die KPCh China dazu anleiten werde, mehr Beiträge zu weltweitem Frieden und Entwicklung zu leisten. Auf Peter Altmaier ist dabei stets Verlass. 

China war unter den ersten Unterzeichnern des Pariser Klimaabkommens und hat sein Engagement zum Kampf gegen die Erderwärmung bestätigt, nachdem die Vereinigten Staaten zuvor ihre Entscheidung bekanntgegeben hatten, aus dem Abkommen auszutreten. Gemeinsam haben wir daher beschlossen, die westdeutsche Wirtschaft endgültig abzuwickeln und die deutschen Arbeitsplätze auf das sichere chinesische Festland zu verbringen, mitsamt der CO2-Emissionen, die nun unter der strikten Kontrolle des KP-Chinas produziert werden. Die zwischen Flensburg und Garmisch höchsten Strompreise der Welt, ein Verbot von Verbrennungsmotoren, Kohlekraftwerken und Atomreaktoren sind mutige deutsche Schritte zum Aufbau der chinesischen Infrastruktur. Peter Altmaier versteht es wie kein Zweiter, der westdeutschen Bevölkerung zu vermitteln, dass diese zur Umsetzung der Großen Transformation gewisse Opfer bringen muss. Der glorreiche Kader Altmaier stemmt sich gegen egoistische deutsche Einzelinteressen wie unser Dreischluchtendamm gegen die Fluten des Jangtsekiang!   

China ist ein vorbildlich freundliches und aufnahmebereites Land. Wir heißen die deutschen Arbeitsplätze deshalb ausdrücklich willkommen, egal, ob sie aus Wolfsburg oder München, Ingolstadt oder Stuttgart zu uns drängen, wir machen da keine Unterschiede. Das zweite Jahrhundertziel zur Feier der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 wird die Erfüllung des chinesischen Traums des Wiederauflebens der chinesischen Nation sein, sogar deutsche Kuka-Roboter werden von der chinesischen Gesellschaft ohne Vorurteile mustergültig integriert. Die vorbildliche deutsche Energiewende und demnächst die Verkehrswende sind eine zwischenstaatliche Gewinnerstrategie und fördern die deutsch-chinesische Freundschaft. Beide Vorhaben kurbeln den Export billiger chinesischer Solarzellen, Windräder, Elektromotoren und Batterien an. Die freiwerdenden deutschen Fachkräfte heißen im Gegenzug chinesische Erholungssuchende willkommen, denen sie in Neuschwanstein und Rothenburg billiges deutsches Bier servieren dürfen. 

Diese beachtlichen Errungenschaften waren nicht leicht, und das Land hat enorme Bemühungen auf sich genommen, um die allgemeinen Reformen zu vertiefen und seine wirtschaftliche Struktur anzupassen, um schwierige Herausforderungen zu handhaben und nachhaltiges Wachstum aufrechtzuerhalten. Die Initiative, die Xi im Jahr 2013 vorstellte, zielt darauf ab, Handel, finanzielle Integration, Interkonnektivität von Infrastruktur und Mensch-zu-Mensch-Austauschen entlang und über die antiken Handelsrouten der Seidenstraße hinaus, die Asien mit Europa und Afrika verbinden, zu fördern. Es leben die weitsichtigen Führer Xi-Jinping und Peter Altmaier! Unter der Führung einer besonnenen, in die Zukunft blickenden KPCh war die chinesische Art der Demokratie noch nie gesünder, und es gibt in China absolut keinen Bedarf, die versagenden parteipolitischen Systeme anderer Länder zu importieren. Wir gratulieren unseren deutschen Freunden, die sich ganz im Sinne von Laotse um die unverbrüchliche Freundschaft unserer Länder verdient machen: „Der Weise hat keine unumstößlichen Grundsätze; er passt sich anderen an“. 

Die institutionalisierte Konsultativdemokratie ist uns chinesischen Werktätigen genauso wichtig wie unseren deutschen Kollegen. Das chinesische System führt zu sozialer Einheit anstelle der Spaltungen, die eine unvermeidbare Konsequenz der kontradiktorischen Natur der westlichen Demokratie heutzutage ist. Endlose politische Verleumdung, Streitereien und politische Rückschritte, welche die Merkmale der liberalen Demokratie sind, haben den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt verlangsamt und die Interessen der meisten Bürger ignoriert. Auch in dieser Beziehung sehen wir eine erfreuliche Vertiefung des gegenseitigen deutsch-chinesischen Respekts, wie er von Peter Altmaier in all seiner Fülle repräsentiert wird: „Der Weise lebt in der Einfalt und ist ein Beispiel für viele. Er will nicht selber scheinen, darum wird er erleuchtet“. In parlamentarischer oder präsidialer Demokratie erhalten Parteien ihre Legitimität durch Wählerstimmen, was zu häufigen Regierungsveränderungen und oftmals zu einer vollständigen Wendung in der Politik führt. Fortschritte gehen häufig wieder verloren und Ineffizienz herrscht vor. Die chinesischen Werktätigen wünschen Peter Altmaier, dass diese Last von ihm abfallen möge, auf dass er noch wirkungsvoller für den Wohlstand und das Wohlergehen unserer Volksrepublik tätig werden kann.

Hinweis:

Am heutigen Sonntag feiert die Bundeskanzlerin ihr 15-jähriges Dienstjubiläum. Achgut.com hat dies zum Anlass genommen, den Jubeltag in angemessener Form zu würdigen: Dem Achgut.com China-Tag! Bekannte Autoren und verdiente Künstler wurden herangezogen, um Frau Merkel und die Ihren auch respektvoll ins Bild zu setzen, sie orientierten sich dabei an großen Vorbildern, überwiegend aus dem asiatischen Kulturkreis. Lesen Sie auch diese Beiträge aus unserem China-Zyklus:

15 Jahre Große Vorsitzende. Welch ein Tag!

Eine Ode auf den prächtigen Lotsen Söder!

Sonntagsfahrer: Guangzhou dankt Peter Altmaier

Folgen wir unserer geliebten Führerin!

Lobrede auf den geliebten EKD-Vorsitzenden Bedford-Strohm

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Imago/Collage Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

K. Schmidt / 22.11.2020

Das ist keine Satire! Jedes Wort stimmt! Ich weiß aber nicht, an wen die Chinesen ihre Produkte noch verkaufen wollen. Die Deutschen (und andere Europäer) werden definitiv kein Geld dafür haben. Vielleicht kann man im Tausch blonde Haare nach China schicken, wie in der Antike zu den Römern.

Ilona Grimm / 22.11.2020

@Thomas Brox: Korruption haben Sie vergessen! KORRUPTION! Mir wurde erzählt, dass man kräftig schmieren muss, um eine letzte Ruhestätte zu erwerben, um eine ordentliche Krankenhausbehandlung zu sichern, um irgendwelche von irgendwem verlangten behördlichen Bescheinigungen zu bekommen usw. Nur für Leute wie Habeck, Merkel und Co. ist das verlockend. Die kleinteilige Kontrolle funktioniert, eine für die großen Fische existiert nicht.

A. Waldbruder / 22.11.2020

@ Sabine Schönfelder: Verstehen Sie schwarzen Humor, wenn Sie ihn lesen?

Thomas Brox / 22.11.2020

Boshaft, brillant. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. ++ Verstehen Europäer wirklich wie dieses riesige Reich mit seiner alten Hochkultur tickt? Das kann man vermutlich nur von innen heraus verstehen, wenn man einige Jahrzehnte dort gelebt hat. ++ Das Folgende ist deshalb mit vielen Fragezeichen versehen. China wird durch ein autoritäres Regime regiert, vermutlich ein Diktatur. Ist es ein Sozialismus im Sinne unserer dekadenten westlichen Vorstellungen? Ich behaupte mal, die Komponente “Wohlfahrtstaat” fehlt. Ein faktisch bedingungsloses Grundeinkommen, wie etwa Hartz-4, gibt es anscheinend nicht. Wann gehen Chinesen in Rente, von was leben Rentner? Die Wirtschaft funktioniert anscheinend kapitalistisch? Also eine Diktatur mit kapitalistischer Wirtschaft? Um ein Land aufzubauen, die industriellen Grundstrukturen zu schaffen, ist das durchaus effizient. Chinas Stern wird daher noch eine Zeit lang steigen. Ist das aber langfristig stabil? Diktaturen neigen nach einiger Zeit zu Korruption, Nepotismus, und Ineffizienz (aufgeblähte staatliche Strukturen). Sind Menschen, die in einer kapitalistischen Wirtschaft arbeiten, langfristig mit einer politischen Diktatur zufrieden? Erzeugt die kleinteilige Überwachung aller möglichen Lebensbereiche (z.B. Internet) nicht enorme Reibungsverluste? Erzeugt eine enorme Überwachung nicht gefährliche Apparate mit Tendenz zum Totalitarismus (totalitären Sozialismus)?

Walter Elfer / 22.11.2020

Tja, zu spät, liebe Mitleidenden. Zu spät begriffen. Aber genau das wurde von einigen schon vor sehr sehr langer Zeit (vorher-)gesagt. Damals war noch Zeit, gegenzusteuern. Ihr habt aber damals denen nicht geglaubt, die als Spinner abgetan. Aus den Spinnern sind nun Nazis u. Verschwöhrungstheoretiker, Rechtspopulisten u. Radikale geworden. Das kommt davon, wenn man sich in seinem Wohlstand suhlt u. sich aus Politik u. Tagesgeschehen heraushält. Zu spät, liebe Freunde. Selbst wenn jetzt viele aufwachen - Ihr bekommt das nicht mehr gebacken. Ihr habt nicht mehr die Zeit, Euch zu organisieren u. zu strukturieren. Ihr verlauft Euch dagegen allenfalls in Kleinkriegen. Ihr habt einfach den Marxismus unterschätzt, belächelt, toleriert. Und nun steht Ihr vor den Trümmern Eurer ehemals gut laufenden Gesellschaft ...

Ilona Grimm / 22.11.2020

Was für ein fulminanter Thementag: Es ist ein wahres Feuerwerk des Geistes (Esprit, Witz, Intelligenz), das wir hier vorgesetzt bekommen. Ich weiß gar nicht, welchen Beitrag ich lauter bejubeln soll. Ein dreifaches Hurra für alle Beteiligten; auch für die herrlichen Montagen/Kollagen zur Illustrierung des Grauens. -//- Leider ist alles wahr, was Sie schreiben, verehrter Herr Maxeiner. Und leider kann ich auch einen kleinen Beitrag hinsichtlich der Gestaltung unserer Zukunft leisten: Von einem Freund aus Peking (der lange in München gelebt hatte) hatte ich lange Zeit nichts gehört, nachdem er aus Heimweh nach China zurückgekehrt war. Ich bat ihn per Mail dringend um ein Lebenszeichen, weil ich mir Sorgen um seine “Gesundheit” machte. Seine Antwortmail kam ohne Worte, war aber vielsagend: Angehängt war ein Foto aus 1968 von ihm mit vier Kommilitonen – alle im Mao-Anzug – vor der Uni. Ich schreibe ihm nicht mehr, damit er keine Schwierigkeiten mit seiner BigBrother-Obrigkeit bekommt.

M.-A. Schneider / 22.11.2020

Sie geben uns den Glauben an gute Satire wieder, lieber Herr Maxeiner, bei der allerdings das Lachen im Halse steckenbleibt, denn sie enthält immer Wahrheit.

Herbert Umlauf / 22.11.2020

Ein erheblicher Dank gebührt aber auch dem ehemaligen Wirtschaftsminister Gabriel (SPD), in dessen Zeit in großer Teil von 100%igen Unternehmensverkäufe an die Chinesen fiel, z.B. Schlüsseltechnologien wie Industrieroboter etc. Mir ist nicht bekannt, dass ein ausländisches Unternehmen in China mehr als 49 % Anteil an einer Firma haben darf.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com