Robert Habeck macht sich um die Senkung der Mehrwertsteuer für klimafreundliche Lebensmittel vorbildliche Gedanken. Das kann ich nur begrüßen! Gerichte mit Blumenkohl, grünen Bohnen und Sauerkraut gehören auf den Index. Ich sage nur: Methan.
Ich mache gerade eine Fastenkur und träume daher schon am Sonntagmorgen von einem Schwäbisch-hällischen Schweinebraten mit Rosmarinkartoffeln. Sabine träumt nicht vom Schweinsbraten, aber vom Ende meiner ZKK-Aktion (Zero-Kalorie-Kampagne), weil ich angeblich unentspannt bin und ständig in der Wohnung hin- und herlaufe wie ein Zirkustiger im Käfig. Das tue ich sonst auch, allerdings um zum Kühlschrank zu eilen und mal unverbindlich reinzuschauen. Und danach bin ich dann wieder entspannt und laufe auch nicht mehr hin und her. Beides ist schlecht für die Figur, aber gut für den Ehefrieden. Das Leben ist halt voller Zielkonflikte.
Ansonsten heißt es ja, dass der Verzicht auf feste Nahrung spätestens nach drei Tagen zur Ausschüttung von Endorphinen führt, die mit einem euphorischen Hochgefühl verbunden sind. Da ich mich nun bis zum vierten ZKK-Tag vorgekämpft habe, stellen sich bereits die ersten Halluzinationen ein, beispielsweise dass ich mit Ricarda Lang in der Bayerischen Staatsoper den Schwanensee tanze.
Anlass zu gehobener Laune bietet allerdings auch ihr Parteikollege Robert Habeck, der sich angesichts der Debatte um die Senkung der Mehrwertsteuer für Lebensmittel vorbildliche Gedanken um meine Ernährung macht. Er prüft die Anpassung der Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln an deren Umweltverträglichkeit und hat wohl vor, „die Mehrwertsteuersätze für Lebensmittel entsprechend ihrer Klimawirkung anzupassen“. Dadurch soll meine „klimafreundliche Ernährung“ gefördert werden.
Bohnen und Sauerkraut gehören auf den Index
Gute Idee, das könnte ich dem allzeit besorgten Robert persönlich souffliert haben. Gerichte mit Blumenkohl, grünen Bohnen und Sauerkraut gehören beispielsweise auf den Index, weil der damit verbundene Methanausstoß nicht nur das Weltklima gefährdet, sondern auch den Sonntagsausflug mit dem Automobil in eine Hölle verwandeln kann, besonders wenn alle das Gleiche gegessen haben. Es imponiert mir, dass Robert Habeck als Vegetarier sich an die Spitze der Bewegung stellt und auf geschmorte Bohnen nach toskanischer Art künftig verzichtet, um die Welt zu retten.
Ein Furz besteht aus etwa 65 Prozent Stickstoff, 20 Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Kohlendioxid, drei Prozent Methan sowie zwei Prozent Sauerstoff (außer in der Politik, da bestehen die Fürze zu beinahe 100 Prozent aus Vorlagen und Verordnungen, darunter vorwiegend Klimaschutzgedöns, Covidgängelei, Genderhuberei und Diskriminierungsgedöns). Für den üblen Geruch sorgen Schwefelwasserstoff, Mercaptane und Indole (liebe Annalena, bitte nicht mit Schwafelwasserstoff und Hupfdohle verwechseln). Bei normaler Verdauung produzieren die Bakterien etwa einen Liter Furz pro Tag, das deutsche Parlament bringt es pro Sitzungstag im Schnitt sogar auf zwei (Gesetze). Macht bei 8 Milliarden Menschen also 8 Milliarden Literfürze pro Tag, die in der Kantine des Bundestages ersonnenen nicht mitgerechnet, ein Kuhstall ist dagegen eine Frischluftoase.
8 Milliarden Liter! Zum Vergleich: Auf dem gesamten Oktoberfest werden gerade einmal 8 Millionen Liter Gerstensaft von stämmigen Kellnerinnen zum Zwecke der internationalen Völkerverständigung ausgeschenkt, weshalb hier ein ermäßigter Steuersatz im Sinne der deeskalierenden feministischen deutschen Außenpolitik geboten ist.
Auch klimapolitisch scheint mir der Aufenthalt in einem Bierzelt fördernswert, da man ja danach nicht mit dem Auto nach Hause fahren kann. Mitunter ist man sogar tagelang nicht zu irgendwelchen klimaschädlichen Aktionen in der Lage. Nichtalkoholische Getränke sollten hingegen ab sofort mit dem höchsten Mehrwertsteuersatz bestraft werden, da ihr Genuss den gleichzeitigen Betrieb eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor gestattet.
Nur geringe pflanzliche oder tierische Restmengen
Wenn ich meine Ernährungsgewohnheiten betrachte, bin ich steuerlich, wie gesagt, äußerst optimistisch, zumal ich wöchentlich auf meinen Fahrten ein halbes Dutzend Autobahnsemmeln zu mir nehme. Dieses überall an den Fernstraßen dargereichte Schnellgericht verdient eine energische steuerliche Förderung, da es nur geringe pflanzliche oder tierische Restmengen enthält (Formschinken, Formkäse) und in seiner Konzeption konsequent der Recylingidee folgt. Das Geschmackserlebnis ähnelt zum Auftakt dem einer Wärmedämmplatte aus Styropor in Kombination mit kaltem Wasser (Gurke, Salatblatt). Dann kommt der Belag zum Tragen mit einem sympathischen Hauch von rutschfester Gummimatte, mit einem Top von Nitrofen (Ei). Im Abgang hallt dann ein leichter Zitronengeschmack (Dressing) nach, am ehesten einem Erfrischungstuch vergleichbar. Also ein klarer Fall für nur 7 Prozent Mehrwertsteuer.
Wegen ihrer Vorbildfunktion dürfte auch die Autobahn-Bockwurst einem staatlich geförderten Verzehrbonus entgegensehen, da sie in erster Linie aus regionalem Wasser, nachhaltig gewonnenem Separatorenfleisch sowie diversen und bunten Zusatzstoffen der heimischen Chemieindustrie gefertigt wird. Die Bockwurst kommt gleichsam aus dem Nichts, klimafreundlicher geht es nicht. Ich kann sie außerdem empfehlen, weil sie so kommunikativ ist. Die letzte sprach mit mir von Leipzig bis Nürnberg. Eine Unterhaltung, die ich eindeutig dem Programm des Deutschlandfunks vorziehe.
Eine Fertigpizza darf es bei mir in der Woche auch sein, ich habe noch eine Palette Ja-Pizza von Rewe in der Truhe, die sich laut Ökotest bei einer Analyse durch „sehr stark erhöhte Mineralölanteile" auszeichnete. Sollte der Strom für die Tiefkühltruhe einmal ausfallen, kann ich die Pizza einfach kaltpressen und in den Tank des alten Volvo füllen. Sie entspricht gewissermaßen tiefgefrorenem E 10 Kraftstoff, ein klarer Fall für Steuerermäßigung. Außerdem spare ich die Mineralölsteuer.
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