Henryk M. Broder / 05.09.2007 / 20:26 / 0 / Seite ausdrucken

Blasen und Geigen für die Revolution

Langsam spricht es sich in der Republik herum, dass eine konspirative Zelle namens “Osnabrücker Symphonie Orchester” den Versuch unternommen hat, das Mullah-Regime in Teheran zu stürzen, um eine “Zivilgesellschaft” im Iran zu etablieren. Der Initiator der Konzertreise hat gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärt, ““dass wir nicht auf Einladung, sondern gegen den massiven Widerstand des Regimes in den Iran gereist sind”. Das haben sie wirklich gefickt eingeschädelt, die Musik-Guerilleros aus der Friedensstadt Osnabrück, sie müßten uns nur noch erklären, wie sie es geschafft haben, die Grenzkontrollen zu umgehen und ihre Instrumente, einschließlich der Tubas und Baßgeigen, in den Kulturbeuteln zu verstecken. Und “wäre Ahmadinedschad zum Konzert erschienen, wäre das Orchester nicht aufgetreten”. Ein Jammer, dass wir das nicht erleben durften: Ahmadingsbums betritt den Konzertsaal, die Orchsterfrauen reißen sich die Tücher vom Kopf, raffen ihre Röcke und stürmen davon, gefolgt von den Männern mit Fracksausen. Worauf Ahmadingsbums auf die Bühne geht, “Hänschen klein, ging allein” anstimmt und sich selbst applaudiert, weil der Saal inzwischen leer ist. Das wäre was gewesen!
Wie es bei der musikalischen “Kulturrevolution” wirklich zuging, lesen Sie hier:

http://fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1203986
http://www.stern.de/unterhaltung/musik/596943.html?nv=cb
http://www.aller-zeitung.de/newsroom/kultur/zentral/kultur/art180,109825#

Inzwischen sind die Osnabrücker Musiker wieder zu Hause. Wären sie nur ein, zwei Tage länger geblieben, hätten sie die iranische “Zivilgesellschaft” von ihrer besten Seite erleben können: Heute wurden im Iran 21 Menschen öffentlich hingerichtet. http://www.zeit.de/online/2007/36/Exekutionen-Iran http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,504138,00.html. Wie so etwas aussieht, sehen Sie hier: http://www.youtube.com/watch?v=bcmTh3WMJLQ, Mit Allahs Hilfe werden die Musiker bei ihrer nächsten Iran-Reise mehr Glück haben und nicht nur eine Hinrichtung erleben, sondern dabei auch aufspielen können: “Spiel mir das Lied vom Tod”, speziell arrangiert für große Ensembles mit Geigen, Pauken und Trompeten.

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