Henryk M. Broder / 20.03.2007 / 09:51 / 0 / Seite ausdrucken

Begegnungen im Vorfeld der Proteste

Aus der “kulturzeit” auf 3sat von gestern:

= Neben der Düsseldorfer Ausstellung ist nun auch Gregor Schneiders umstrittenes Projekt “Kubus” fertig gestellt. Nach heftigen kulturpolitischen Querelen in Venedig und Berlin wird Schneiders schwarzer Würfel, der an die Kaba in Mekka erinnert, am Donnerstag in Hamburg eröffnet. Der Künstler hat seinen 14m hohen, 13m tiefen und breiten Kubus auf dem Plateau zwischen der Kunsthalle und der Galerie der Gegenwart plaziert. Das Kunstwerk ist Teil der Ausstellung “Das schwarze Quadrat - Hommage an Malewitsch”. Um eventuellen Protesten bereits im Vorfeld zu begegnen wurde die Ausstellung gemeinsam mit den Vertretern der moslemischen Gemeinden vorbereitet, die dagegen nichts einzuwenden hatten, denn es sei nicht verboten, die Kaba darzustellen.=

Diesen Text spricht der Moderator der “kulturzeit”, ohne auch mit der Wimper zu zucken oder mit der Bewegung eines Gesichtsmuskels die Frage anzudeuten, was er davon hält, dass Vertreter eines Glaubensgenmeinschaft um ihr Placet zu einer Ausstellung gebeten werden, von der sie sich eventuell beleidigt fühlen könnten. Und deswegen stellt er auch nicht die Frage, wann zuletzt in Hamburg der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke um seine Zustimmung zu einem Kunstprojekt gebeten wurde, von dem sich Katholiken eventuell beleidigt fühlen könnten. Denn es liegt kein Fall von Appeasement, grundloser Feigheit und vorauseilender Kapitulation vor, man will nur auf Nummer Sicher gehen. Dass dabei auch die Moslems verarscht werden, die weder so dumm noch so fanatisch sind, wie ihnen unterstellt wird, gehört mit zur Inszenierung der freien Kunst, die immer dann Courage zeigt, wenn es keinen Mut kostet.

Siehe auch:
http://magazine.web.de/de/themen/unterhaltung/kultur/kulturnews/3718528-Hommage-an-Malewitsch-Gregor-Schneiders-schwarzer-Kubus.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,466584,00.html

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