Henryk M. Broder / 08.07.2016 / 19:50 / Foto: Clay Junell / 24 / Seite ausdrucken

Barbara Hendricks kann nicht alle Kühe auf einmal schlachten

Sehr geehrte Frau Ministerin Hendricks,

mit großer Anteilnahme verfolge ich Ihre Bemühungen, den Fleischkonsum zu verringern, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu reduzieren.

(http://www.bild.de/politik/inland/dr-barbara-hendricks/deutsche-sollen-weniger-fleisch-essen-46572052.bild.html) Ich halte die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen für richtig, habe nur eine Frage zu der quantitativen Dimension des Problems.

Wie Sie vermutlich wissen, gibt es etwa 12,7 Millionen Rinder und 4,3 Millionen Milchkühe in Deutschland. Das macht zusammen 17 Millionen "Kühe" im weitesten Sinne.

(http://www.kuhparadies.de/kuh/rinder_deutschland.php) Die Zahl scheint hoch, dürfte aber winzig sein im Verhältnis zur Zahl der Kühe, die in Indien leben, wo sie als heilig gelten und nicht geschlachtet werden dürfen. Nun gibt es für Treibhausgase, die in die Atmosphäre entweichen, keine Herkunftsangabe, für Treibhausgase gilt kein  "Made in Germany" oder "Made in India". 

Das bedeutet: Selbst wenn Deutschland bis 2050 die Wiederkäuerbestände komplett abbauen würde, wenn also alle Rinder und Milchkühe von den Wiesen und Weiden verschwinden würden, hätte das auf die Klimaentwicklung keinen bis gar keinen Einfluss, weil die Wiederkäuer in Indien weiterhin fröhlich Treibhausgase produzieren würden.

Deswegen meine Frage Sie: Was gedenkt die Bundesregierung, was gedenken Sie zu unternehmen, um in die Inder von der Notwendigkeit des Abbaus ihrer Wiederkäuerbestände zu überzeugen? Und wie wollen Sie das Thema angehen, das mit religiösen Sensibilitäten belastet ist?

Ich bin sicher, dass Sie sich zu dieser Frage bereits Gedanken gemacht haben. Lassen Sie mich bitte an Ihren Überlegungen teilhaben.

Mit Dank und vielen Grüßen

Ihr HB

Sehr geehrter Herr Broder,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 1. Juli 2016, die uns vom Bundestagsbüro der Ministerin übermittelt wurde. Frau Hendricks hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Es freut uns, dass Sie die im Entwurf des Klimaschutzplans 2050 dargelegten Maßnahmen für richtig halten. Ihre Sorge um den Treibhausgasausstoß der heiligen Kühe in Indien ist durchaus nachvollziehbar. Ja, wir stehen nicht an, unumwunden zuzugeben, dass unser Land nicht alle heiligen Kühe auf dieser Welt schlachten kann.

Nicht, dass wir dies bedauern würden. Keineswegs, im Gegenteil: Vielleicht ist das ganz gut so. Haben wir Deutsche denn nicht genug zu tun mit unseren eigenen heiligen Kühen, die mit quasi-religiösen Sensibilitäten behaftet und einfach nicht tot zu kriegen sind? Freie Fahrt für freie Bürger, Steuernachlässe auf Blumen und Dienstwagen, Strom aus Braunkohle, jeden Tag Fleisch – um nur einiges zu nennen.

Vor wenigen Tagen hat Frau Hendricks in Berlin Prakash Javadekar getroffen, den Umweltminister von Indien. Beide haben sich über die Klimaschutzpolitik in ihren Ländern unterhalten. Heilige Kühe waren dabei zwar kein Thema – weder hier noch in Indien. Dennoch war es spannend, zu hören, welche Anstrengungen Indien für den Klimaschutz unternimmt. Und das ist beachtlich.

Trösten wir uns also mit der Gewissheit, lieber Herr Broder, dass der Fortschritt keine heilige Kuh ist, sondern eine Schnecke, also unaufhaltsam.

Mit besten Grüßen 

Michael Schroeren

Sprecher der Ministerin 
Leiter Presse- und Informationsstab 
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

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Leserpost

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Jürgen Althoff / 08.07.2016

Übrigens hat der indische Premierminister bei seinem letzten Besuch in Deutschland wissen lassen, dass Indien die zur Verstromung dienende Kohlemenge bis 2020 verdoppeln will, weil eine verlässliche Stromversorgung zur Verbesserung der Lebensqualität seiner Untertanen erforderlich sei. Herr Broder, ich bitte um Ihre Berechnung analog der durch Rindviecher verursachten Emissionen.

Engelbert Gartner / 08.07.2016

Hallo Herr Broder, wenn es Sie nicht schon gäbe, man müßte Sie erfinden. Ich muß aber auch gestehen, dass die Antwort aus dem “grünverseuchten” Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) auch nicht schlecht ist. Und in diesem Ministerium sehe ich das entscheidende Problem. Das BMUB befand sich viele Jahre in den Klauen der “Grünen Realitätsverweigerer”. Nach meinen bescheidenen naturwissenschaftlichen Kenntnissen ( Chemiestudium) arbeiten in diesem Verein keine Naturwissenschaftler mehr, sondern “Grüne Weltverbesserer”. Fr. Hendricks steht nun als SPD Mitglied diesem Verein vor.  Da Sie selbst kein naturwissenschaftliches Studium besitzt, ist sie gezwungen, den Käse, den dieses Ministerium von sich gibt, auch noch zu vertreten bzw. zu fördern. Diese Frau tut mir von Herzen leid und glauben Sie mir bitte, dass meine ich wirklich nicht ironisch.

Wolfgang Richter / 08.07.2016

Hat die Frau Hendricks schon ihre ministeriellen Metzger nach Afrika auf die Reise geschickt, wo bei Massai und anderen Volksstämmen das Vieh, insbesondere eine möglichst hohe Zahl von Rindviechern den Reichtum des Eigentümers darstellen. Dort und anderswo auf dem blauen Planeten von Deutschland ausgehend die Klimarettung durch Zwang zum Abbau der Viehbestände durchzusetzen, dürfte einen weiteren Aufgabenbereich für die Bundeswehr nach sich ziehen, Schutzmandat für Hendricks Metzger. Und wenn Afrika dann von der Klimarettung überzeugt wurde, wird’s im genannten Indien richtig spannend, zumal die meisten der dort vor allem in den Städten vagabundierenden Rinder ohnehin keinen materiellen Wert haben, eher asketisch mager sind, Haut und Knochen auf 4 Beinen. Je mehr ich drüber nachdenken, Frau Hendricks und ihre ministerialen Berater sollten doch zuerst gen Indien ausschwärmen, dort ihre Klimarettungsmission bei Reisen über Land der Bevölkerung nahe legen. Diese Mission wäre so umfassend, daß wir über Generation zukünftig von derlei Sektierertum verschont wären.

Rolf Menzen / 08.07.2016

Und woher sollen die Bio-Bauern ihren Dünger nehmen, wenn es keine Kühe mehr gibt? Sollen die dann - unvorstellbar - etwa Kunstdünger verwenden?

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