Henryk M. Broder / 07.12.2008 / 17:58 / 0 / Seite ausdrucken

Avrum kehrt heim

Im Lukas-Evangelium lesen wir: “Ich sage euch: So wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.”

Seit vorgestern läuten im Himmel die Glocken, die Engel tanzen Rumba und der liebe Gott gönnt sich eine “Bloody Mary” nach der anderen. Denn Avrum Burg ist heimgekehrt! Im Sommer 2007, also vorgestern, sorgte der ehemalige Sprecher der Knesset und Vorsitzende der “Jewish Agency” für Schlagzeilen, als er das Ende des Zionismus und den Bankrott des jüdischen Staates erklärte, nach Frankreich auswanderte und die Israelis aufforderte, seinem Beispiel zu folgen. Burgs Appell wog umso schwerer, als er nicht nur eine Vielzahl von Ämtern innehatte und “Palästinenser” in achter Generation war, er war auch der Sohn von Josef Burg, dem nach David Ben-Gurion bekanntesten israelischen Politiker. Es war, als hätte ein Sohn oder Enkel von Konrad Adenauer die Deutschen aufgerufen, Deutschland aufzugeben. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/636695/, http://www.hagalil.com/archiv/2007/07/burg.htm

Entsprechend fielen die Reaktionen aus. Entsetzen und Empörung in Israel, Begeisterung und Jubel im anti-zionistischen Milieu. Sogar Ludwig Watzal, der größte Nahostexperte aller Zeiten (GRÖNAZ), war von Burg schwer angetan. http://www.freitag.de/2007/26/07260702.php

Und nun das: Avraham Burg, Sohn von Josef Burg, kehrt heim. Am Wochenende nahm an der 5. Tarbut-Tagung auf Schloss Elmau teil, ließ kein gutes Haar an der israelischen Politik, wofür ihm die Teilnehmer mit Beifall dankten, kam dabei aber ohne anti-zionistische Untertöne und Analogien zu NS-Deutschland aus. Außerdem ist er im Begriff, zusammen mit Amos Oz, David Grossman und A.B. Jehoschua eine neue Partei zu gründen, mit der er bei den kommenden Wahlen antreten möchte. Er sprach sehr wohlwollend über “meinen Freund Ehud Olmert” und erklärte, Israel sei “das Beste, das den Juden passieren konnte”. Auf sein Buch “Hitler besiegen” und seine Auftritte und Interviews aus dem Jahre 2007 angesprochen, reagierte er ausweichend, indem er sofort das Thema wechselte:
Es müsste sich doch inzwischen herumgesprochen haben, dass er ein Polemiker wäre…

So ist das mit den Wundern. Manchmal passiert eines sogar mitten iden Bayerischen Bergen.
Oder auch nicht. Siehe das Neueste von Avrum Burg:
I have a vision of Israel as the driving force behind a global peace process and worldwide reconciliation and as a society guided by a deep sense of responsibility to world justice, but it’s difficult to accept this vision when we are confronted every day with the hardship and perpetual bloodshed reflected in our newspapers. My hope is for a Jewish people that insists “never again”—not only for Jewish victims but for anyone who suffers around the globe today.
http://www.latimes.com/news/opinion/sunday/commentary/la-oe-burg16-2008nov16,0,1932933.story
Former Knesset speaker Avraham (Avrum) Burg said on Wednesday that the two-state solution to the Israeli-Palestinian conflict is about to expire.
http://www.haaretz.com/hasen/pages/ShArtStEng.jhtml?itemNo=996222&contrassID=1&subContrassID=1&title=‘Ex-Knesset%20speaker:%20Time%20for%20two-state%20solution%20running%20out’&dyn_server=172.20.5.5

 

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