Ausgestoßene der Woche: Mario Barth

Komiker Mario Barth darf auf TikTok keine Werbung gegen das Gendern machen, ein Institutsname verliert den Bezug zu den Deutschen und die AfD muss beim Bundespresseball vor der Tür bleiben.

„In Berlin biste am Montag Mann, Dienstag Frau, Mittwoch Straßenschild“, kommentierte der Comedian Mario Barth letzten Dezember in der MDR-Talkshow Riverboat das zeitgenössische Identitätenspiel. Barth, selbst Hauptstädter, trug in der Sendung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich gender nicht! Ich habe einen Schulabschluss“. Vom sächsischen Studiopublikum erhielt er deswegen und für seinen Hinweis, dass die überdeutliche Mehrheit der Deutschen mit der Gender-Sprache nichts anfangen kann, reichlich Applaus. Das T-Shirt vertreibt der Komiker, der zwei Guinness-Weltrekorde für die Größe seines Live-Publikums aufstellte, selbst. Eine jüngst produzierte Auflage sei rasend schnell ausverkauft gewesen.

Ein Video, in dem er dies thematisierte, wurde allerdings bei TikTok gelöscht. „Da gefällt augenscheinlich einem das Thema […] nicht“, kritisierte Barth. Er wolle es aber weiter ansprechen. Auf des Künstlers Instagram-Account findet sich der Beitrag nach wie vor. Bereits im Februar hatte die chinesische Plattform ein Video des 51-Jährigen zum Thema Gendern gesperrt und ihm eine Verwarnung wegen „Hassrede“ ausgesprochen. Der Massenunterhalter war in der Vergangenheit hier und da schon angeeckt, so mit seiner Veralberung der Berichterstattung über Proteste gegen Donald Trump, seiner Kritik an „Fridays for future“ oder durch „seine Parodie eines homosexuellen Flugbegleiters“ im neuen Programm. 2022 flog er wegen nicht ordnungsgemäßen Maskentragens aus einem ICE.

Geschichte ohne Deutsche

Das „Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ (BKGE) heißt inzwischen nur noch „Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa“ (Achgut berichtete). Die Deutschen sind in der Bezeichnung dieser Förder- und Forschungsstelle weggefallen. Bis 2000 hieß das BKGE, das heute zum Geschäftsbereich der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) gehört, „Bundesinstitut für ostdeutsche Kultur und Geschichte“, gemeint waren die früheren Ostgebiete. Es sitzt in Oldenburg und ist inzwischen an die dortige Uni angegliedert. Begründet wird die Umbenennung mit einer Aufgabenerweiterung: Angesichts „der aggressiven Geschichtspolitik Russlands“ nimmt sich die Einrichtung jetzt auch „des Schutzes kriegsbedrohten Kulturguts in der Ukraine“ an.

Allerdings hat lange kaum jemand die Umbenennung, die bereits vor über einem halben Jahr vollzogen worden war, gewürdigt. Damals kritisierte der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius (CSU): „Für uns als Verband und viele unserer Mitglieder fühlt es sich so an, als habe man sich ‚der Deutschen entledigt` und wirke dadurch mit am Unsichtbar-Machen eines originären Teils deutscher Geschichte.“ Aktuell beschweren sich verschiedene Politiker der Union.

Die bayerische Staatsregierung will die Namensänderung im Bundesrat thematisieren und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wollte per Anfrage unter anderem wissen, inwieweit die neue Bezeichnung auf Kulturstaatsministerin Claudia Roth selbst zurückgeht. CDU-MdB Christoph de Vries spricht davon, dass „auch die deutsche Minderheit in der Ukraine durch die russischen Aggressoren bedroht“ sei und die neue Bezeichnung deshalb nicht in die Zeit passe.

Unpassende Partei

Erstmals seit Jahren ist die AfD beim Bundespresseball unerwünscht. Zu dem jährlichen gesellschaftlichen Ereignis in Berlin, bei dem die Hofberichterstatter selbst Hof halten, wurden Vertreter der Partei bisher meist eingeladen. Diesmal lautet das Motto: „Für die Pressefreiheit. Demokratie schützen.“ Der Vorsitzende des ausrichtenden Bundespressekonferenz-Vereins, ZDF-Journalist Mathis Feldhoff, räumt zur Begründung des neuen Kurses offen ein: „Die Partei passt nicht zu uns.“ Und weiter: „Mit denen kann man kaum die Demokratie verteidigen.“ Kommt ganz darauf an, was mit „Demokratie“ – oft „unsere Demokratie“ genannt – gemeint sein soll.

Bayern für Informationssauberkeit

Eine „potenzielle Gefahr für unsere Demokratie“ will Bayerns Dauer-Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekämpfen: „Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und manipulative Erklärungsversuche.“ Eine „Bayern-Allianz“ der Staatsregierung soll daher anlässlich der EU-Wahl aus vollen Rohren schießen: Passanten auf öffentlichen Plätzen und Schüler will man mit Informationsangeboten erreichen, Social-Media-Betreiber & Co. mögen bitte „Desinformation offenlegen oder abschwächen, aber auch seriöse Nachrichten von offiziellen Quellen hervorheben“. Eine „Antidesinformationskampagne“ „mit etablierten Medienpartnern“ soll „das Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich der Seriosität von Quellen, der Qualität von Informationen und den Gütekriterien von Journalismus […] stärken“. Die Beurteilung, was seriöse Quellen sind und worin guter Journalismus besteht, dürfte bei der Staatsregierung in allerbesten Händen liegen.

Ein „Mann“

Nicht nur das Deutsche wie beim erwähnten BKGE, sondern auch das Ausländische kann entfallen. So hat die Bild-Zeitung einem „Mann“ seine Herkunft genommen. Aus „Syrer sticht Mädchen (4) im Supermarkt nieder!“ wurde Ende letzter Woche kurzzeitig „Mann sticht Mädchen (4) im Supermarkt nieder!“ Offenbar kam es innerhalb von gerade einmal einer Stunde zu dieser Änderung und gleich wieder einer Rückänderung, die die Abstammung des in Wangen/Allgäu aktiven Messermannes erneut transparent macht. An dieser habe es „kurzzeitig Zweifel“ gegeben, die das Springer-Medium zu diesem Hin und Her bewogen hätten, behauptet deren Digitalchef. Im Hinblick auf die Staatsangehörigkeit des – Überraschung – mutmaßlich psychisch Kranken wäre auch die Überschrift „Niederländer sticht ...“ möglich gewesen, ergänzt um den Hinweis: „Einzelfall“.“

Boykott-Bumerang I

Ihre syrische Abstammung wird in Artikeln über Helen Fares übrigens oft unterschlagen. Und derer sind zuletzt viele erschienen über die 29-jährige „Syrerin in Almanya“ (Selbstbezeichung). Die woke Moderatorin und Aktivistin verbreitet auf Instagram seit Monaten hauptsächlich antiisraelische Posts und hat zuletzt für eine App geworben, mit der man im Einzelhandel Produkte erkennen kann, die Israel-Bezug aufweisen. Die solle man nicht erwerben (Achgut berichtete). Als „‚Kauft nicht bei Juden‘ 2.0“ verurteilte dies (nicht nur) CDU-Bundestagsabgeordneter Matthias Hauer. Nach einigem Protest (Fares: von „Menschen aus dem rechten Flügel“) an die Adresse des SWR ging ihr Boykottaufruf für die junge Frau nach hinten los: Der behördliche Sender hatsie von ihren Moderationsaufgaben entbunden, nachdem sie wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat.“ Bisher hatte sie dort eine Online-Sendung moderiert.

Boykott-Bumerang II

Prof. Nancy Fraser ist nicht mit einer namensähnlichen deutschen Spezialdemokratin zu verwechseln, sondern amerikanische Philosophin. Die Antikapitalistin und Feministin gehört zu den Unterzeichnern einer am 1. November letzten Jahres erschienen Erklärung gegen Israel samt Aufruf zum „wissenschaftlichen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen“. Nun schlägt die Kölner Universität zurück. Dort hätte Fraser im Rahmen einer kurzen Gastprofessur nächsten Monat zwei Vorlesungen und ein Seminar abhalten sollen. Diese Termine wurden jetzt abgesagt. Der Uni war die einschlägige Positionierung der Wissenschaftlerin erst im März aufgefallen. Nach einer Korrespondenz der Hochschule mit Fraser, in der diese von ihren Standpunkten nicht abrücken wollte, wurde die 76-Jährige ausgeladen. Die Uni Köln sieht in der von ihr mitunterschriebenen Erklärung das Existenzrecht Israels nicht respektiert, den Hamas-Terror relativiert und einen Widerspruch zu ihren akademischen Beziehungen mit israelischen Partnereinrichtungen.

Fraser sieht sich als Opfer – „ein Ausdruck erstaunlicher Doppelmoral“, wie der Cicero kommentiert. „Die Cancel Culture frisst ihre Kinder“, schreibt die Tagespost. Das katholische Medium hat sich eine Stellungnahme von zahlreichen in- und ausländischen Wissenschaftlern mal angeschaut, die sich über die Ausladung Fraser empören. Bei den Unterzeichnern fand es Prof. Stephan Lessenich aus Frankfurt, der 2021 im Hinblick auf „hiesige Universitäten“ noch aussprach: „Ich bestreite, dass es eine Cancel Culture gibt.“ Oder Prof. Robin Celikates aus Berlin, der im gleichen Jahr ähnliche Töne vernehmen ließ, als er sich an der Kampagne gegen Achgut-Gastautorin Kathleen Stock beteiligte, die wegen ihrer Kritik am Transaktivismus von einer britischen Uni verjagt wurde.

Politologe Prof. Claus Leggewie lehnt die Ausladung Frasers ab: „Mit der Absage gibt man einer Persönlichkeit scheinbar recht, die selbst zum Boykott, das heißt: zur Beendigung des philosophischen und politischen Disputs, aufgerufen hat.“ Leggewies Haltung brächte „einen Sieg der Dummen“ ein, entgegnet Stefan Laurin bei den Ruhrbaronen. Die erwähnte Tagespost bringt die Problematik auf den Punkt:

So schlecht die Wahl von Fraser [für die Gastprofessor] aus fachlichen Gründen von Anfang an auch gewesen sein mag, ihre rückwirkende Ausladung beruft sich nicht auf die mangelnde Qualität ihrer philosophischen Veröffentlichungen, sondern auf eine unliebsame politische Stellungnahme. Genau diese Vermischung von fachlicher Kompetenz und im weitesten Sinne politisch-gesellschaftlicher Meinungsäußerung gehört aber zum Kern des Cancelns. Daher dürfen Freunde des feien Diskurses zwar über die Ironie im Fall Fraser schmunzeln, aber wirklich freuen können sie sich nicht.“

Debattenscheu in Irland

Bleiben wir beim Nahostkonflikt und in der Hochschulwelt. Es hätte Ende letzten Monats heiß hergehen können bei einer einschlägigen Debatte an der Dublin City University (DCU) in Irland. Die kommunistische Europaabgeordnete Clare Daly, kremltreu und israelfeindlich, wäre auf Mark Humphrys gestoßen, außerplanmäßiger Professor für Informatik an der DCU und dezidiert proisraelisch sowie antikommunistisch. Auch Fragen aus dem Publikum waren vorgesehen. Die Diskussion wurde dann aber vom Veranstalter, einem studentischen Debattierclub, verschoben. Die Uni hätte die Sicherheit der Veranstaltung nicht garantieren können, so dessen Begründung.

Im Vorfeld hatte eine Gruppe von Uni-Mitarbeitern den Debattierclub angeschrieben, um sich zu beschweren, nicht etwa über die Abgeordnete Daly, sondern über Mark Humphrys. Ihn wollten einige Hochschulangehörige schon 2021 loswerden wollten, weil er (außerhalb seiner Berufstätigkeit) die Black-Lives-Matter-Bewegung kritisiert hatte. Er habe mit seinen Standpunkten damals die „physische Gesundheit“ eines früheren Studenten beeinträchtigt, führten die Autoren des Schreibens an, um Humphrys Teilnahme an der kürzlich anvisierten Debatte zu verhindern. Bei diesem ehemaligen Studenten handelt es sich übrigens um einen Aktivisten der Moslembrüderschaft … Der Debattierclub zeigte sich erschüttert über diesen Versuch, den freien Austausch von Meinungen zu zensieren, und antwortete unmissverständlich: „Wir […] haben jeden Respekt für das gesamte Personal verloren, das diesen Brief abgesegnet hat.“

Bellender Bulle

Zurück in heimische Gefilde. Fußballfans, die im Stadion ein Banner präsentieren, kann der Bannstrahl treffen. Wie etwa die Bayer-Leverkusen-Anhänger, für deren Aussage „Es gibt […] nur zwei Geschlechter” ihr Verein 18.000 Euro Strafe zahlen musste. Solche Banner können aber auch in umgekehrter Richtung genutzt werden. Bei einem Heimspiel des FC Union Berlin am Samstag – zufälligerweise gegen Bayer – wandten sich Union-Fans auf mehreren Spruchbändern gegen Werbung für den Hauptsponsor des Clubs. Paramount+ (der Streamingdienst des Paramount-Konzerns) lässt Motive aus Film und Fernsehen verbreiten, so etwa ein Star-Trek-Logo auf dem Spielertrikot.

Besonders schlecht ist bei einigen Union-Anhängern offenbar der Aufdruck auf den Trikots der Einlaufkinder angekommen. Dort sind – altersentsprechend – Figuren der Zeichentrickserie PAW Patrol – Helfer auf vier Pfoten abgebildet. Zu diesen zählt der Hund Chase, der sich als Polizist betätigt. „Auch Chase ist nur ein Bullenschwein!“, heißt es auf einem Spruchband, „Werbung für Cops muss nicht sein“. Eine Positivliste der für Aufdrucke erlaubten Berufsgruppen wurde im Stadion nicht verteilt.

Posse um Pose

Dominik Asch soll aus der Freiwilligen Feuerwehr Schöneck geworfen werden. „Innerhalb der Feuerwehr habe er sich nichts zuschulden kommen lassen“, wird die Bürgermeisterin der Gemeinde im hessischen Main-Kinzig-Kreis, Conny Rück (SPD) zitiert. Asch, ein Handwerksmeister, betätigt sich in örtlichen Vereinen sowie mittlerweile auch in der AfD. Dass er deren Jugendorganisation Junge Alternative angehört, und dort das Amt eines stellvertretenden Landesvorsitzenden ausübt, ist für einen örtlichen Fußballverein kein Problem. Als Linienrichter agiere er „immer vorbildlich“. Bei der Feuerwehr beziehungsweise der Gemeinde war man nach ersten Medienberichten noch zurückhaltend. Asch habe sich „im Einsatz- und Übungsdienst stets weltanschaulich neutral“ verhalten.

Angesichts „nunmehr vorhandener Informationen und Stellungnahmen übergeordneter Behörden“ wurde nun allerdings ein Ausschlussverfahren eröffnet, der Betroffene sei währenddessen auf seinen eigenen Wunsch hin beurlaubt. Ob zu den behördlichen Infos gehört, was der HR berichtete? „Beim Politischen Aschermittwoch der AfD Rödermark stellte sich der Kraftsport-Amateur in Bodybuilder-Pose vor die rund 1.000 Gegendemonstranten. Die Polizei wertete dies als Provokation und ermahnte Asch“. Was an der Pose problematisch gewesen sein soll, bleibt deren Geheimnis. Asch erwidert: „Die Menschenmenge, welcher ich mit eindrucksvoller Symbolik begegnet bin, zeigte mir unmissverständlich abgrundtiefen Hass, Hetze und strafbewehrte Beleidigungen.“ Sind die Gegendemonstranten dafür auch „ermahnt“ worden?

Evangelische Nächstenliebe

Von der ehrenamtlichen Feuerwehr zu einem großen deutschen Arbeitgeber, der Diakonie. Die evangelische Sozialorganisation gehört zu den bedeutenden Verbänden der Wohlfahrtsindustrie; sie hat dank reichlicher Finanzierung ihrer Angebote durch den Steuerzahler um die 600.000 hauptamtliche Mitarbeiter, fast so viele wie die Kirche sonntäglich an Gottesdienstbesuchern. Der Diakonie-Präsident, Pfarrer Rüdiger Schuch, erklärte dieser Tage: „Wenn sich die Leiterin einer unserer Einrichtungen öffentlich aktiv als Funktionärin, Kandidatin oder Abgeordnete für eine Partei einsetzen würde, die wie die AfD in vielen Bereichen eine ausgrenzende Menschenfeindlichkeit propagiert, wäre das mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.“ Aber auch mit Mitarbeitern, die keine Leitungsfunktion innehaben, seien „in solchen Fällen intensive Gespräche zu führen“, die in „dienstrechtliche Konsequenzen“ münden könnten. Denn man will ja keine Menschen ausgrenzen.

Schloss für alle

Das Schloss Reinbek hätte geschlossen bleiben sollen für die AfD, fand die Stadt Reinbek in Schleswig-Holstein. Dennoch darf eine Vortragsveranstaltung der Partei in dem kommunalen Renaissancebau stattfinden. Im Vorfeld hatte die Stadt unter Berufung auf eine neue Satzung, die Veranstaltungen „extremistischen, rassistischen, antisemitischen, nationalistischen, sonstigen menschenverachtenden oder antidemokratischen“ Charakters im Schloss verbietet, das Mietgesuch der AfD abgelehnt. Die Rechtsprechung dazu – wie vor ein paar Monaten bei einem ähnlichen Fall in Brandenburg erwähnt – bleibt eindeutig: Nicht verbotene Parteien sind bei der Nutzung solcher kommunalen Räumlichkeiten gleich zu behandeln. So entschied nun auch das Verwaltungsgericht Schleswig: Die AfD darf mieten. Und die „Omas gegen rechts“ halten vorm Schloss eine Mahnwache ab.

Was zu Deutschland gehört

Erst vergangene Woche ging es bei uns um einen französischen Schulleiter, der wegen Drohungen gegen seine Person zurückgetreten war, nachdem er das Kopftuchverbot an seiner Schule durchsetzen wollte. Die Religion des Friedens macht sich nun gegenüber dem FDP-Politiker Paul Bressel bemerkbar. Der Schweriner, der auf einem chancenlosen Listenplatz für die EU-Wahl steht, hatte auf Instagram den erhobenen Zeigefinger des Fußball-Nationalspielers Antonio Rüdiger kritisiert: „Der Islamismus gehört nicht zu Deutschland.“ Daraufhin wurden Bressels Kontaktdaten im Internet verbreitet, er erhielt Morddrohungen und Beschimpfungen aller Art, und zwar „von Islamisten und jungen Heranwachsenden“, wie er einschätzt. Niveau: „Deine Mutter ist eine zionistische Hure“, „du schwuchtelsohn […] nur der islam bleibt bestehen du kafir“ [Schreibweise i.O.].

Es wird deutlich, dass in Deutschland eine neue Generation heranwächst, die sich sicher fühlt, zahlenmäßig immer größer wird und hoch problematische Umgangsformen hat“, so der in seiner Partei „umstrittene“ FDP-Mann. Er sei auch schon vor einem Schweriner Café von einem Mann belästigt und „als Handlanger Israels“ bezeichnet worden. Zu seinem Schutz habe Bressel die Behörden eingeschaltet. Er beklagt, „dass Menschen, die sich gegen Extremismus und Fanatismus aussprechen, um ihr Leben und ihre Sicherheit fürchten müssen“.

Mal wieder Debanking

Vor einer Woche hatte ich Ihnen berichtet, dass das Magazin Manova nach einer Kontokündigung bei der GLS Bank zur Volksbank Pirna geflüchtet ist. Diese, so dürfen wir von keinem Geringeren als Correctiv-Chef David Schraven höchstselbst erfahren, „macht Geschäfte mit Linksradikalen, mit Rechtsradikalen und russischen Propagandisten“. Recherchen seines Hauses sowie des Tagesspiegel hätten ergeben: Die kommunistische MLPD, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), ein russisches Medium und der Pegida-Förderverein – sie alle sind Kunden des Kreditinstituts aus der Sächsischen Schweiz, das von Hauke Haensel geleitet wird. Zu allem Überfluss stammt dessen Lebensgefährtin auch noch aus Weißrussland.

Jetzt hat jedoch ein Medium sein Konto bei der Volksbank Pirna verloren. Und zwar apolut, das von Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen gegründet wurde. Jebsen („ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat“ [Schreibweise i.O.]) war 2011 beim RBB schon den Weg gegangen, den die oben erwähnte Helen Fares gerade eingeschlagen hat. Die Kontokündigung erfolgte laut apolut „ohne Angaben von Gründen“. Gewechselt ist das Online-Medium nun zu einer Online-Bank mit litauischer Lizenz.

Schwarzer Diener triggert

An der Universität Oxford wurde ein Gemälde entfernt, das einen Adligen aus dem 18. Jahrhundert porträtiert, wobei im Hintergrund ein schwarzer Diener zu sehen ist. Angeblich gilt dies nur vorübergehend aus restauratorischen Gründen und das Bild soll an seinen angestammten Platz im Oriel College der namhaften Hochschule zurückkehren. Einer Quelle der Daily Mail zufolge habe die Aktion aber mit der Hautfarbe der Abgebildeten zu tun – man wolle nicht, dass sich Studenten angegriffen fühlen. Der Telegraph führt das Abhängen auf die Kampagne eines früheren Oxford-Studenten und –Doktoranden namens Alexander von Klemperer, zurück. Solche „rassistischen Abbildungen“, so der (weiße) südafrikanische Mediziner vor Jahren, könnten bei Schwarzen zu „Gefühlen der Entfremdung“ fühlen. Von Klemperer war in Oxford übrigens in den Genuss eines Rhodes-Stipendiums gekommen, das nach dem Kolonialisten Cecil Rhodes benannt wurde, dem Namensgeber Rhodesiens. Eine Rhodes-Statue befindet sich – nach jahrelangen Bemühungen, sie zu entfernen – immer noch am Oriel College.

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Website auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

 

Christoph Lövenich ist Novo-Redakteur und wohnt in Bonn. Er hat zum Sammelband Sag, was Du denkst! Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culture“ beigetragen.

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Leserpost

netiquette:

Ralf Ross / 12.04.2024

Mario Barth ist ein lupenreiner Nazi und Rassist. Das weiß man doch ... hust… hust…

Jörg Themlitz / 12.04.2024

Was solls. In der Deutschen “Demokratischen” Republik Pressefest genannt. ” In der Regel sollen dabei eine politische Botschaft über ein Unterhaltungs- und speziell Musikprogramm vermittelt werden, Sympathisanten geworben und der Kontakt und die Solidarität der gleich Gesinnten mobilisiert werden.” Zitat Wiki Alles in Ordnung! Bitte weiter machen!  Wer es nicht verstanden hat: Demokratie kommt aus dem Griechischen. Und galt nicht für Frauen und Sklaven. Sprich, Demokratie ist nur, wenn große Gruppierungen nicht mitmachen dürfen. si capisce

Robert Schleif / 12.04.2024

„Kommt ganz darauf an, was mit „Demokratie“ – oft „unsere Demokratie“ genannt – gemeint sein soll.“ – Von „ihrer“ Volksherrschaft schließen die linksgrünwokistischen Volksvertreter jenen Teil des Volkes aus, der ihnen nicht genehm ist. Wer zum Volk (= Souverän) gehört, bestimmen künftig Herr Haldenwang und Frau Faeser.

Wilfried Cremer / 12.04.2024

hi, sind die “Einlaufkinder” eine Insider-Bezeichnung aus der Hardcore-Kinderschänderszene?

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