Alexander Wendt / 10.12.2013 / 18:10 / 3 / Seite ausdrucken

Auf besonderen Wunsch: Wo steckt Mojib?

Ein Achgut-Leser stellte die berechtigte Frage, wo in der Vor- und Nachbereitung und vor allem in der Liveberichterstattung über den Jahrtausendorkan „Xaver“ eigentlich unser Lieblingsklimatologe  Mojib-Esgibtkeinschneemehr-Latif auftauchte.
Um ehrlich zu sein: es reichte dieses Mal nur zu einem Cameoauftritt Latifs in dem meteorologischen Fachorgan BILD.de, und zwar hier:

ACHT FRAGEN ZUM ORKAN XAVER

Als erste der acht Fragen musste erst einmal dringend die Identität der beiden Hamburger Jungs geklärt werden, die in einer Tagesschau-Schalte hinter der Puschelmikrofon-Reporterin mit nackten Oberkörpern tanzten:
„Was machten die beiden Nackten denn da in der Tagesschau?“

Liebe Leute von BILD.de, wäre angesichts der Spontantänzer „Wackeln im Sturm“ nicht eine entschieden bessere Headline gewesen als eure langweiligen acht Fragen? Aber gut, ihr seid eben eine seriöse, wissenschaftlich ausgerichtete Website. Weshalb etwas weiter unten Mojib Laftif auftritt, nämlich als Beantworter der Frage acht von acht:

„Die Zunahme extremer Wetterereignisse ist laut Klima-Experte Mojib Latif (Universität Kiel) ein deutliches Anzeichen der Erderwärmung. Zum Extrem-Wetter zählen schwere Stürme, aber auch tropische Taifune. Aktuelle Beispiele sind Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen oder auch Überschwemmungen bei der Jahrhundertflut in Deutschland im Sommer.

Latif: „Weil wir zu viel Kohlendioxid in die Luft pumpen, heizt sich die Atmosphäre auf. Mehr Wasser verdunstet, die Luftfeuchtigkeit steigt, Wolken saugen sich voll und regnen sich
über Land ab.“

So viel Differenzierung muss sein: Wir erkennen seit ungefähr 15 Jahren die Klimaerwärmung zwar nicht mehr direkt an zunehmenden Temperaturen, dafür aber an „extremen Wetterereignissen“. An Stürmen eben, und, das führen uns die Klimamodelle des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung eindrucksvoll vor, an extrakalten Wintern mit viel Schnee und Eis.

Das heißt, die Sache mit den Stürmen könnte sich, wie wir zeitgleich auf Spiegel Online lesen, doch noch ein bisschen anders herausstellen:

„Für die Zukunft sagen Klimamodelle eine leichte Zunahme von Winterstürmen im Laufe dieses Jahrhunderts vorher. Die Rechnungen sind allerdings umstritten - zwei Effekte liegen im Wettstreit: Erwärmen sich die Polarregionen besonders stark, könnten sich Luftdruck-Gegensätze abmildern - und Stürme schwächen. Oder fachen wärmere Meere die Winde an? Eine befriedigende Antwort steht noch aus.“

In Potsdam arbeiten die Forscher übrigens an einem alternativen Computermodell: danach wäre es ein besonders untrügliches Anzeichen für die Klimaerwärmung, wenn die Zahl der Stürme genau gleich bliebe.

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Leserpost

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Dr. Reinhard Barkmann / 11.12.2013

Wo Mojib steckt? Der ist damit beschäftigt, seinen dummen Mitbürgern Tips zum Stromsparen zu geben. Empfohlen vom Kieler Energiewendeministerium.

Frank Holbers / 10.12.2013

Laut richtigen Experten wie z.B. H.v. Storch hat man bisher weder für Deutschland noch weltweit eine Zunahme der Sturmanzahl, auch nicht der Sturmstärken feststellen können.

Eberhard Schwarz / 10.12.2013

Ich warte auf den Moment, wo die Klimaforscher endlich erkennen, dass die Klimaerwärmung in Wahrheit durch die Kontinentaldrift verursacht wird. Diese ständig hin und her rutschenden tektonischen Platten und Kontinente, zwischen deren Spalten mal mehr und mal weniger Wärme aus dem Erdinneren “nach oben sickert” - das geht doch gar nicht. Und dann bin ich auf Vorschläge für Gegenmaßnahmen gespannt. Gottlob wissen wir, dass wir bei den Potsdamer Öchsperten in den richtigen Fängen, äh, pardon, Händen sind.

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