Ein hervorragender Artikel. Was er fordert, ist letztendlich eine Restauration. So wie ich das jetzt hier eben gemacht habe, so abstrahiert der Artikel aber doch sehr stark. Unsere derzeitige Misere und das Elend der Volksparteien ist sicher nicht nur oder auch nicht vorrangig auf den Gegegnsatz Nation - Einbindung/Globalisierung zurückzuführen. Für die Misere der Volkssparteien gibt es noch viele , schwerwiegende und kaum zu revidierende Ursachen, nur als Beispiele: Niedergang der (alten) Ideologien, Verlust der Bindungs- und Orientierungskraft von etwa Religion oder Klasse. Eine neue, aber wie ich glaube nicht lebensfähige, weil zu heterogene Ideologie (Gerndermainstreaming, Identitätspoilitik, Ökogrößenwahn etc.) ist in dieses Vakuum getreten und beginnt aber bereits an sich selbst zu scheitern. Was danach kommt, mir fehlt da als Historiker die Fantasie. Der Rückgriff auf die Nation könnte aber eine Atempause verschaffen, um neue Orientierung in einer sich massiv verändernden Welt zu finden, in der, soviel scheint jetzt schon festzustehen, Wort und Sprache auf dem Rückzug in elitäre Zirkel sind und Bilder in der Masse zum Hauptkommunikationsmittel werden. Wer mit einer reduzierten Sprache ala SMS, Twitter etc. aufwächst, wird keine komplexeren Texte mehr verstehen können. In einer solchen Entwicklung wird der Rückgriff auf die Nation, wie gesagt, nur ein Atempause verschaffen können, aber die wäre schon viel wert.
“Jamaika” oder besser “Fluch der Karibik” ?
Merkels Macht verdünnisiert sich, das Balkenwerk Jamaika ist ein lächerliches Provisorium, so ähnlich wie die Krücken bei Dali. Aber hoppla, zurück auf 89, geht das wirklich?
Sehr guter Ansatz der das grundlegende Problem deutscher Politik treffend beschreibt. Das Verhältnis zur Nation ist in Deutschland immer noch gestört und kann nur als neurotisch beschrieben werden.
...«Für das vereinigte Deutschland bedeutet das, dass es endlich als demokratisches, produktives und um seiner selbst willen liebenswertes Land auftreten kann. Und dass es sich dafür weltpolitisch nicht überheben muss. » Hierfür bedarf es jedoch auch ein gewisses Mass an nationalem sich selbst-bewusst-sein.Und wie es darum steht, war in Anabel Schunkes Artikel «Jede Kultur ist wertvoll, so lange es nicht die eigene(deutsche) ist.» fein analysiert zu lesen.
Herr Held, kann Ihnen nur zustimmen. So ist folgende Forderung von François Mitterrand (1989) belegt: “Deutschland kann nur dann auf die Wiedervereinigung hoffen, wenn es in einer starken Gemeinschaft steht” verbunden mit der Forderung der Abschaffung der D Mark und Einführung des Euro. (SPON, 25.9.2010) Deutschland war seit dem WKII niemals selbständig und frei in seinen Entscheidungen betreffs nationaler Souverenität. Aber der Geist der Selbstbefreiung in D (Ost) und Ost/ Südosteuropa war aus der Flasche. Nun wird krampfhaft versucht ihn in Flasche zurückzubekommen. Ich sage, no way.
Sie sprechen von den Grundkoordinaten, die unsere Politik bestimmen und über die geredet werden müsse. Fangen wir doch gleich einmal damit an und gehen zurück in das Jahr 1945. Seit diesem Zeitpunkt ist Deutschland nie wieder souverän gewesen. Die Amerikaner haben als Besatzungsmacht, die sie nach wir vor sind, kein Interesse daran, daß sich das ändert. Die Dinge sind recht simpel: Die USA haben das 20. Jahrhundert beherrscht und gedenken nicht, diese Vorherrschaft im 21. Jahrhundert freiwillig abzugeben. Ein souveränes Deutschland, das möglicherweise auch noch freundschaftliche Beziehungen zu Russland unterhält, passt nicht in die US-amerikanische Agenda; dies gilt es zu unterbinden. 1989 war zwar eine Zäsur, das Entscheidende Datum ist jedoch 1945. Die Amis haben die Lage seinerzeit perfekt für die endgültige Zementierung ihrer uneingeschränkten Machtausübung genutzt und durch eine gezielte „Reeducation“ die Deutschen weichgekocht. Selbsthass aufgrund der von den westlichen Siegermächten unter der Führung der USA festgestellten Alleinschuld am Krieg wurde den Deutschen wie ein langsam aber konsequent sich ausbreitendes Gift injiziert. Ungezählte Kino- und Fernsehfilme sowie „Dokumentationen“ mit dem Tenor der „unheibar bösen Deutschen“ müssen wir nun seit Jahrzehnten über uns ergehen lassen. Die Konsequenz ist eine junge Generation, die sich selbst in Ihrer Eigenschaft als Deutsche hasst, ob nun offen wie bei Teilnehmern von Demonstrationen, bei denen Transparente mit „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ mitgeführt werden, oder im Unterbewusstsein mit der Konsequenz, alles hinzunehmen, was von den regierenden Politikern gegen das Interesse des Deutschen Volkes entschieden wird. Jetzt sind wir wieder bei 1989: Die Deutschen jenseits des Eisernen Vorhanges sind anders sozialisiert. Die Russen haben zwar die DDR dominiert, aber sie sind nicht so tief in die Köpfe der Menschen eingedrungen, wie es die Amis mit ihren westdeutschen Helfershelfern vermochten. Die Landsleute in Mitteldeutschland haben sich das Gespür für eine Politik, die gegen die Interessen des Deutschen Volkes gerichtet ist bewahrt. Das Ergebnis ist der dortige Niedergang der ehemaligen Volksparteien SPD und CDU, die nur allzu willfährig das Verschwinden einer Kulturnation orchestrieren.
„Der freiheitlich, säkulare Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Was für ein genialer Satz. Das genau unterschied Weimar von der Bonner Republik. Nach 45 gab es Demokraten in Deutschland und somit die genannten Voraussetzungen. Die Regierung selbst hat aber im September 15 genau diese Voraussetzungen zerstört oder zumindest stark und dauerhaft gefährdet. Wenn in einem Spiel, und die Gesellschaft ist ein „Gesellschafts-Spiel“, ein bedeutender Teil der Spieler sich nicht mehr an die Spielregeln halten will, dann versagen die Regeln, seien sie auch noch so gut. „Jamaika“ ist ein verzweifelter Versuch eine Regierung zusammen zu schustern ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Regierung, wenn sie zustande kommt, ist kein Aufbruch. Sie kann gar keine neuen Impulse geben, sie ist ein vermurkster Ersatz für eine richtige Regierung. Sie sollte auch nicht Jamaika heissen sonder Merkel-Lindner-Grün. Denn genau darum geht es. Noch nie wurde die Machtgier um jeden Preis von Politikern in der Geschichte der BRD klarer und abstossender demonstriert.
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