Auch mit dem Wort “Afro-Deutsche” könnten sich wieder diejenigen mit schwarzer Hautfarbe diskriminiert fühlen, die zwar in Deutschland leben, aber (noch) keine eingebürgerten “Pass"deutschen sind. Wer sich empören will, findet immer jemanden, der diskrimiert wird, da kann man sich noch so sprachlich politisch-ideologisch korrekt verbiegen. Nicht nur die gendergerechte Sprache s. Bernhardt Lassahn, sonder auch die um Himmels willen keinen diskriminieren wollende Sprache führt einfach zu Sprachverhunzung. Irgendwann wird auch einer das Wort “Schwarzer” schlimm finden, wenn jetzt schon die Gesinnungspolizei selbst Kinderbücher von Kästner und Lindgren schreddert.
Ein guter Artikel, Herr Bonhorst. Allein die Verwendung des Begriffs ‘Shitstorm’ stört mich. In der Presse, auch der so genannten Qualitätspresse, findet man ihn immer häufiger. Ich warte jetzt auf den Tag, wo ich ihn in einem der auch von mir durch Zahlung der Demokratieabgabe finanzierten Rundfunk- und Fernsehsender zu hören bekommen. Stellen Sie sich das süß-saure Lächeln der Susanne Daubner vor, mit der sie uns in der TAGESSCHAU über den Shitstorm informiert, den die Bundeskanzlerin aufgrund ihres von den Zuschauern als ‘kalt’ bzw. bestenfalls als ‘ungelenk’ erlebten Verhaltens angesichts eines weiteren aus dem Vorderen Orient zu uns gestoßenen Mädchens erlebt, welches durch seine Tränen auf seinen und seiner Eltern unsicheren Aufenthaltsstatus hier in Deutschland aufmerksam machen will: “Als zu kühl empfanden sehr viele Zuschauerinnen und Zuschauer das Verhalten der Bundeskanzlerin auf die Tränen der vierzehnjährigen Reem XYZ. Regierungssprecher Seibert berichtete in der Bundespressekonferenz von einem größeren Shitstorm, den das Bundeskanzleramt registrierte…” Shitstorm übersetzt man mit ‘Sturm aus Scheiße’. Noch ist man in Deutschlands Qualitätsmedien noch nicht zu weit, dem Publikum diesen Begriff zuzumuten. Wahrscheinlich werden wir dies aber nicht erleben - der Drang der Deutschinnen und Deutschen zur ‘linugistic submissiveness’, zur sprachlichen Unterwürfigkeit angesichts des Englischen ist hierzulande einfach zu starkt ausgeprägt, als dass man sich der deutschen Übersetzung bediente. ‘Sprachliche Unterwürfigkeit’? Ja, diesen Ausdruck verwendete der Dortmunder Professor Walter Krämer in der von mir sehr geschätzten ‘Achse des Guten’ in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des ‘Vereins Deutsche Sprache’, dessen Hauptanliegen die Zurückdrängung des ‘Denglischen’ aus dem deutschen Sprachraum ist. Lesen Sie doch mal nach, was er am 27. Mai 2015 unter dem Titel German Muschi by Christian Lindner geschrieben hat. Kürzlich verbrachte ich in Berlin einige Tage mit zwei gebildeten Amerikanern, Hochschulprofessor der eine, der andere Collegeabsolvent. Ich sprach ihnen von diesem neudeutschen Begriff und fragte sie, ob sie den denn auch in ihren Zeitungen - The New York Times und Wallstreet Journal - fänden. Sie verneinten beide. Sie konnten sich auch gar nicht vorstellen, dass eine andere respektable Zeitung ihn drucken würde: “This expression would be considered too vulgar to appear in print”, erklärte einer von ihnen. Too vulgar = zu vulgär und gleichzeitig ein Ausdruck der Unterwürfigkeit, zu der manche Deutschinnen und Deutsche bereit sind. Übrigens schrieb ich einem Redakteur meiner überregionalen Tageszeitung einen Brief, nachdem ich auch in einer seine Arbeiten auf den Begriff ‘Shitstorm’ gestoßen war. Er antwortete mir, sah in dem Begriff aber doch etwas Neuartiges, was dem von mir vorgeschlagenen Begriff ‘Proteststurm’ nicht anhafte: die auf die Vernichtung der charakterlichen und auch beruflichen Existenz des Menschen, den ein solcher Sturm aus Scheiße treffe, anhafte. Ich schrieb zurück, dass es diesen Phänomen ja auch in den USA gebe, und wahrscheinlich noch in stärkerem Maße als in Deutschland, sind die Vereinigten Staaten doch das Land, in welchem die ‘politische Korrektheit’ erfunden worden ist. Was machen also amerikanische Medien, wenn sie über eine solche Übel wollende Publikumsreaktion berichten? Der bis dahin von mir geschätzte Journalist, seit langen Jahren Redaktionsmitglied, hat darauf nicht geantwortet.
Und es stimmt ja, dass „schwarz“ die von den Betroffenen akzeptierte Farbbezeichnung ist, während „Neger“ als despektierlich empfunden wird. So war der Begriff, als er noch üblich war, ja auch gemeint. Nein er war ganz Wertneutral gemeint.Oder meinen sie jemand hätte “Schaumküsse” nach einer Beleidigung benannt`?Auch hat sich in Deutschland früher kein Schwarzer an der Bezeichnung gestört so wie sich auch Z. selber als Z. bezeichnen und sich fragen (ausser paar Berufsz.) was es uns angeht wie sie sich nennen. In der Spanisch und Portugisisch sprechenden Welt (also auch Afrika) ist NEGRO immer noch ein ganz normaler begriff. Die Rockband Turbonegro heisst in ihrer Heimat Norwegen übrigens Turboneger und wirdehier sogar vom WDR übertragen…
Ich kann mich an die Zeiten vor ca 1995, als das Wort Neger noch nicht tabu war, noch ganz gut erinnern. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, daß das Wort per se eine despektierliche Bedeutung hatte. In meiner Familie hatte es jedenfalls stets die neutrale, abstrakte Bedeutung.
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