Reinhard Mohr, Gastautor / 24.01.2024 / 06:00 / Foto: Pixabay / 49 / Seite ausdrucken

Völker der Welt, bleibt zu Hause!

International bekannte Kulturschaffende, die sich bis jetzt damit begnügt haben, Israel zu boykottieren, rufen jetzt zu einem Boykott der Bundesrepublik auf. Das ist ausbaufähig.

Deutschland war allzeit das „Land der Ideen“ gewesen, so die geniale Parole während des „Sommermärchens“ der Fußballweltmeisterschaft 2006: The Länd of Invention, die Heimat der Erfinder, Schrauber und Tüftler. In letzter Zeit, unter sleepy Olaf, hat dieses Image freilich stark gelitten, und so braucht es Impulse von außen.

Wie gerufen kommt da eine kreative Initiative von „Kulturschaffenden“, die deutschen Kulturinstitutionen unter anderem „Racial Profiling“ und „McCarthyistische Maßnahmen“ vorwirft – Methoden wie zu Zeiten der Kommunistenverfolgung im Nachkriegs-Amerika. Kritik am „Genozid in Gaza“ werde einer „systemischen und systematischen Zensur“ unterworfen, während Israel gleichsam in Watte gepackt werde, was andere kreative Kräfte schon mit dem Appell „Free Palestine from German guilt!“ beantwortet haben – ein Ruf wie Donnerhall, der schon in den 50er Jahren vom „Traditionsverband“ der SS-Totenkopfverbände erging: Schluss mit der Holocaust-Duselei! Noch 1979 fand ein feucht-fröhliches „Traditionstreffen“ der SS-Division „Totenkopf“ statt. As time goes by.

Den Aufruf von „Strike Germany! Boykottiert Deutschland!“, der in den Farben Palästinas daherkommt, haben inzwischen weltweit tausende Künstler und Intellektuelle unterschrieben, darunter die Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux, die Gender-Gott*in Judith Butler und die einstige documenta-Direktorin Cathérine David. Der famose Boykottaufruf ist ein fernes Echo auf die Nazi-Parole „Kauft nicht bei Juden!“ Andersherum wird ein Schuh daraus: „Fahrt nicht nach Deutschland, bleibt zu Hause!“ 

„Think big!“ sagt der Amerikaner

Geht nicht dahin, wo Schüttelreime wie „From the river to the sea – Palestine will be free!“ nicht ganz so gerne gehört werden wie in Harvard, Princeton und Yale! In good, pardon: bad old Germany begnügt man sich mit der diplomatischen Leerformel von der „Zwei-Staaten-Lösung“, die Annalena Baerbock inzwischen sogar ohne Sprechzettel flockig über die Lippen kommt.

Doch seien wird nicht allzu kleinlich mit unserer Kritik. Gehen wir doch einmal positiv an die Sache heran und denken das Ganze weiter. „Think big!“ sagt der Amerikaner, und er muss es wissen. 

Womöglich also ist die Sache mit dem Deutschlandboykott ebenso zielführend wie zukunftsträchtig, eine Win-Win-Situation. Dieses strukturell rassistische und prä-faschistische Deutschland, dessen hässliche Fratze sich zuletzt auf dem „Geheimtreffen“ von Potsdam gezeigt hat, sollten nicht nur Videokünstler, Performance-Akrobaten und Gender-Theoretiker*innen meiden, sondern auch Flüchtlinge aus der ganzen Welt, denen offenbar ein gänzlich falsches und irreführendes Bild vom wohlhabenden, demokratischen und toleranten Deutschland vermittelt wird.

Einige sitzen auf gepackten Koffern

Schon jetzt tut die Ampelregierung alles, aber auch alles dafür, dass diese Fehlwahrnehmung korrigiert wird. Die Wirtschaft schrumpft, die Armut wächst wie der Unmut. Nun kommen auch die Massendemonstrationen gegen die AfD dazu: Ein weiteres untrügliches Zeichen für den Niedergang der Bundesrepublik, in der jetzt auch noch ein faschistischer Putsch droht. Nicht wenige überlegen bereits, wohin sie auswandern könnten. Einige sitzen auf gepackten Koffern. 

Wer in dieser Lage vor einer hysterischen Übertreibung der „rechten Gefahr“ warnt und darauf hinweist, dass die drei obersten Staatsämter der Republik mit Sozialdemokraten besetzt sind und nicht mit einem Wiedergänger des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, gilt nicht nur bei Redakteurinnen der Süddeutschen Zeitung und kurdischstämmigen Volontärinnen des Berliner Tagesspiegel als „unsensibler Verharmloser“ und verantwortungsloser Beschöniger.

Nun denn, dann kommt in dieser dramatischen Situation die Kampagne „Strike Germany! Stay at home!“ ja gerade zur rechten (!) Zeit. Was Künstlern und Intellektuellen nicht zuzumuten ist, sollte man erst recht nicht von Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern verlangen, die sich seit Jahren auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg nach Deutschland machen. 

So rufen wir denn aus: „Völker der Welt, bleibt zu Hause oder geht woanders hin! Etwas Besseres als dieses Deutschland werdet Ihr gewiss finden!“

 

Reinhard Mohr, geb, 1955, schrieb als Journalist unter anderem für den Pflasterstrand, die taz, die FAZ und den stern. Von 1996 bis 2004 war er Kulturredakteur beim Spiegel. „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ von Henryk M. Broder und Reinhard Mohr erschien im Europa Verlag. Sie können das Buch ab sofort im Achgut Shop bestellen.

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Markus Viktor / 24.01.2024

Ob Judith Butler den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt zurückgeben wird? Vermutlich würde sie es gegebenenfalls vorziehen, ein palästinensischer Macho zu sein als eine israelische Frau. Queersexuell aber von der überwiegend heteronormativen Realität umzingelt. Da kommen manche auf abstruse Ideen.

Thomin Weller / 24.01.2024

Ich bin inzwischen sicher das diese kriminellen Regierungsfaschisten ihr gespieltes Totalversagen und demnächst Kriegseintritt der AFD in die Schuhe schieben will. Der Eikonal Doppelagent und Folterexperte Steinspalter und sein heiliger Hubertus Heil ist in Vietnam und will gerade in Vietnam, nicht Korea, “Fachkräfte” wie eine Ware einkaufen, dort der Wirtschaft abkaufen?, man achte auf das Bildungsniveau, und plappert davon das die AFD ihr Humankapital Einkauf nach Deutschland verhindert. Koreaner würde nicht freiwillig den EU Boden betreten, zu schlecht die Bedingungen. Kaum hat die Türkei zugestimmt das Schweden der NATO beitreten darf, kauft die NATO für zig milliarden Waffen und Ausrüstung. Es geht um die Ausbeutung von laut Forbes ca. 14 Billionen Dollar Rohstoffe in der Ukraine. Und dieser noch vorhandene Lindner plappert das die Deutschen “härter und noch länger” arbeiten sollen damit ihr Wohlstand gesichert wird. Na, ich freue mich auf die Zukunft. Das wird heftig. Aus Nürnberg 2.0 wird noch 3.0 für diese politischen Kriegstreiber. Nebenbei die schwedische Bevölkerung wird auch auf einen Krieg eingestimmt.

Jürgen Fischer / 24.01.2024

Wer will denn heutzutage nach Deutschland, außer den „Geflüchteten“? Und gerade die sind mit diesem „Boykottaufruf“ ja nicht gemeint, die werden ja zum „Einwandern“ ermuntert. Schon schizophren, gell?

gerhard giesemann / 24.01.2024

@Peter F. So ist es und darum geht es.

gerhard giesemann / 24.01.2024

@Volker K.: Bin soo froh, dass die Amis in Ramstein sind, Sie glauben es gar nicht. Will kein “souveränes” Deutschland, das wäre das Letzte für mich. Sie können es haben, schenke ich Ihnen. Kriegen Sie aber nicht. Welch Glück, dass SIE nichts zu sagen haben. Wie haben sie geweint, als Trump ein paar US-Truppen aus DE abziehen wollte, Mannomann. Am besten habe ich mit den Amifliegern gesoffen, früher, als ich noch ein Bergbauernbub war und kleiner Pilot mit 15/16. Mein Fluglehrer war in den letzten Kriegstagen von einer “Mustang” abgeschossen worden, unweit von unserem Flugplatz, am Rande des Nord-Schwarzwaldes. Beim Aussteigen aus seiner Fw-190 hat er sich was gebrochen, der Ami hat ihn dann im KH besucht - Flieger halt. Seitdem waren die beste Freunde. Wünschte mir das auch mit den Russen - aber, das ist wohl noch nicht so weit. Zum Glück sind wir heute - ganz unsouverän - mitten in Europa, relativ kuschelig. Wem das nicht passt, der soll zum Teufel gehen, kein Bedarf. Sogar die Polen haben es heute mit den Russen und nicht mit uns - MIR ist das recht. Sollen sich doch die Slawen ... . Besser, als dass sie zu gemeinsamer Hand auf uns losgehen, oder? Und die Amis, die Engländer bomben uns gemütlich den Arsch weg. Alles schon da gewesen. In der NATO sind wir relativ sicher, das ist VIEL wert. Usw.

Gudrun Meyer / 24.01.2024

Wer als Wokist*in allmählich bemerkt, dass es immer leerer um ihn/sie/es herum wird, weil die Leute merken, dass sie sich von gefährlichem, totalitärem Quatsch haben beeinflussen lassen, der/die/das braucht eine Projektionsfläche. In den USA besteht seit Generationen eine auffällige Faszination durch den NS und besonders durch AH persönlich. Keine Ahnung, was an den Soziopathen und Perversen in Hitlers Umgebung, an der totalitären Gleichschaltung der deutschen Gesellschaft und an den Verbrechen der Nazis faszinierend sein soll, aber so ist es nun einmal. Diese Faszination spiel tauch in Deutschland selbst eine gewisse Rolle. Aber dass Deutschland mal wieder das Reich des Bösen sein soll, während es in Wirklichkeit eine stumme Kolonie der USA ist (und als stumme Kolonie Russlands um nichts besser dran wäre, eher noch schlechter), folgt aus den “notwendigen” Projektionen angesichts der offensichtlichen Zerstörungen, die die woke-“demokratische” Herrschaft anrichtet, Beispiel San Francisco, aus den inneren Konflikten der woken Kulturschaffenden-Sekte und aus ihrer Ahnung, bald wieder vergessen zu sein. Wenn sie das schon nicht verhindern können, muss doch wenigstens Deutschland schuld am ruhmlosen Zerfall der Wokeness und ihrer Priesterschaft sein. Deutschland dient seit langem als Schuldabladefläche. Dass die Wokeria selbst versagt hat, wird sie nie einsehen. Sie kann auch durchaus mal andere Projektionsflächen als Deutschland nutzen, aber ohne Projektionsflächen kommt dieses Milieu nicht aus.

Volker Kleinophorst / 24.01.2024

@ Faethe Genau, die Meisten wollen lieber US-Kolonie bleiben und haben Ampel gewählt. Andere Wahlergebnisse wären Faschismus. Und diese Mehrheit entsteht vollkommen ohne Propaganda. Nicht ganz Dichte als Denker. Ich nenne das Krankheitsbild LongTagesschau. Ich bin immer wieder begeistert, wie man doch hier @Achse schon den Konsens hat, wir werden belogen und verarscht. Aber nicht bei der Ukraine, nicht zu Trump und schon gar nicht bei unserem “Freund und Helfer”. Was wurde eigentlich aus, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht mehr? Wenn all das, was uns den ganzen Tag in die Ohren gepustet wird, nicht als die reine Wahrheit wäre, bräuchte man keine Zensur.  „Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ George Orwell. PS.: Ich habe überhaupt nicht gegen Amerikaner. Ich kenne einige, die diese Dinge exakt genau so sehen. Mich nervt die US-Politik der US-Einheitspartei mit 2 Flügeln. Ausnahme Trump, der eben nicht aus dem Politklüngel hervorgegangen ist: Trump wollte die Weltpolizeinummer ja auch zurückfahren und hätte auch in der Ukraine anders gehandelt. Aber der Klassiker Verträge schließen (Minsk 2), um sie selbst zu brechen (klappt seit den Indianerkriegen), schien für die Investitionen der Machtclique wohl besser zu sein. Im Übrigen bis ich natürlich dafür, dass untersucht wird, wer Nordstream gesprengt hat. Eigentlich ist es ja eh klar, man hat sich ja damit gebrüstet. War natürlich ein “Freundschaftsdienst”. PS.: Ami go home war ja früher urlinks. Diese halbe Baerbockwende (180 von 360 Grad) würde mir als Amiphilem zu denken geben.

Franz Klar / 24.01.2024

“Völker der Welt, bleibt zu Hause”! Seriosly? “Der Zentralrat der Juden hat die Verlängerung der Visafreiheit für Israelis in Deutschland begrüßt….Der Zentralrat erklärte, viele Menschen aus Israel suchten nach den barbarischen Terrorangriffen der Hamas und dem andauernden Nahost-Krieg die Nähe von Freunden und Angehörigen in der Bundesrepublik (Quelle dlf.de , 23.01.2024) . „Ihr Völker der Welt, kömmt in dieses Schland” scheint doch treffender ...

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