Die Wahl Donald Trumps wurde nicht nur von seinen Anhängern gefeiert. Auch Putins weltweite 5. Kolonne war Teil dieser Party. Schuld daran war Trump selbst, bekanntlich. Nunmehr ist Trump seit bald drei Monaten im Amt und die Demokratie seines Landes schliff bereits einiges Putin- und AfD-Identisches vom Handeln des Mannes im Weißen Haus ab.
Entweder man ist Präsident der Vereinigten Staaten oder man scheitert.
Die USA lassen sich nicht alternativ-faktisch regieren. Funktionierendes Handeln setzt zwingend Kenntnis realer Situationen und Zusammenhänge voraus.
Ich neige in aller Vorsicht zur Annahme, Trump wird nie informelles Mitglied der US-Demokraten, ein erkennbares Mitglied der US-Republikaner aber vielleicht doch noch. Zum Stamm derer, die ihr Leben lang nur halbleere beim Anblick halbvoller Gläser erblicken, gehöre ich nicht.
Nach der Wahl ging es hoch her bei Putinisten und Westskeptikern. Moskau und Washington schienen in Bälde Putins Weltsicht wie aus einer Hand zu verbreiten und zur Weltsicht im Allgemeinen zu kreieren.
Spiegelbildlich glaubten dies auch Trumps leidenschaftlichste Gegner und malten genau diesen Teufel an die Pinnwand möglichster und unmöglichster Spielereien und Demonstrationen. Nichts gegen berechtigte Vorsicht und politische Gegnerschaft auf demokratischen Grundlagen, doch Hysterie war noch nie anheimelnd und überzeugend. Im Gegenteil, Hysterie macht auch misstrauisch.
100 Tage abwarten, zu viel verlangt kann das nicht sein
Etwas mehr Ruhe im Blut, Hingucken und 100 Tage abwarten, zu viel verlangt kann das nicht sein.
Trump wollte mit seinen unabgestimmten Dekreten durch die Wände seines demokratischen Staates und rutschte jedes Mal daran runter, wie eine Flunder am Boden anlandend. Inzwischen sind einige dieser Landungen registriert und Trump macht das, was für einen Mann, der Präsident bleiben will, zwangsläufig ist, er lernt. Sicher nicht schnell genug, zumal aus Sicht seiner Gegner, doch er lernt.
Was bisher am wechselnden engeren Personal zu ahnen und seit seinem Luftschlag in Syrien auch in seiner Politik zu erkennen ist. Selbst die EU will er nicht mehr atomisieren. Das Verhandeln mit 27 Einzelstaaten oder mit einem Wirtschaftsbündnis, welches die Interessen seiner 27 Mitglieder selbst austariert, das ist einfach praktischer. Auch für Trump.
Würden Trumps ach so kluge Hass-Gegner das zunehmend hilflose Kreiseln der Putin-Fans bezüglich Trump in den sozialen Medien unaufgeregt unter die Lupe nehmen, wozu sie in ihrer Hysterie nicht in der Lage scheinen, könnten sie eine interessante Lähmung und relative Sprachlosigkeit diagnostizieren.
So wie Putin plötzlich seine prime-Schachposition der gegnerischen Königin gegenüber verlor und sich plötzlich wieder von gegnerischen Bauern umstellt sieht, so sprachlos ist seine community im Netz. Einfach so auf Trump wie immer auf alle Präsidenten des US-Imperialismus eindreschen? Ohne zu wissen, was der große Magier in Moskau an Leitlinien ausgibt?
Mich erinnert diese Hilflosigkeit stark an das Geplättetsein vieler SED-Genossen, die über Nacht Franz Josef Strauß nicht mehr als Gottseibeiuns zu beschimpfen wussten, weil dieser einen Milliardenkredit der Bundesrepublik an die DDR möglich machte.
Damals hörte ich im Bus nach der Schicht ein verzweifeltes Gespräch hinter mir zwischen zwei SED-Mitgliedern mit. Fragte der eine: „Was sollen wir denn jetzt unseren Leuten sagen?“ Antwortete der Andere: „Erst mal nichts. Am Montag haben wir Parteiversammlung. Dann wissen wir, wie die Partei das sieht und wir es verstehen und erklären können.“
Den Putin-Fans ist spätestens seit den 59 Tomahawks mulmig. Ihre Parteiversammlung bestehend aus RT und Sputnik-News ist noch nicht so richtig warm gelaufen, was die neue Situation angeht.
Immun gegen Selbstzweifel
Da wird diskutiert, ob es Sarin oder was anderes war, was das Problem Giftgas nicht im Ansatz zu lösen vermag. Der Umstand, dass Putin den Giftgasangriff nicht durch die UNO untersuchen lassen will, gibt Putins Fans offenbar keinen Grund zu Selbstzweifeln. Wundert mich auch nicht. Nach dem Abschuss der MH 17 in der Ukraine gab die Tatsache, dass Putins Getreue nicht einmal Hilfeleistende an die Absturzstelle vorließen und Monate bis zu einer Begutachtung der Örtlichkeiten durch internationale Gremien vergehen mussten, ebenfalls keinen Anlass zum Nachdenken über ihr Idol.
Der Gedanke, dass Putin in beiden Fällen Beweismittel verschwinden oder verändern lassen wollte, ist aber so naheliegend, dass dafür nicht einmal ein Preis vergeben werden müsste.
US-Amerika ist zurück auf der Weltbühne. Putin muss wieder mit den Vereinigten Staaten rechnen. Rote Linien scheinen wieder rot zu leuchten. Wenn das so stimmt, ist das eine gute Nachricht für die Ukraine, das Baltikum und Israel.
Putin wird sich überlegen müssen, ob er seinen Überfall auf die Ukraine vielleicht nicht doch beendet.
Noch ist die Gefahr, dass ich mich irre, tatsächlich groß. Auch weil ich nicht weiß, ob der Sausebraus in Washington neben seiner Faust auch einen Plan hat. Doch der Gedanke, dass Reagans erfolgreiche Nachrüstung mit Trump eine erfolgversprechende Neuauflage findet, den finde ich nicht ganz schlecht. Die Putins dieser Welt verstehen die klare Kante ihrer Kontrahenten. Darauf würde ich auch beim KGB-Mann in Moskau setzen.