Klasse Herr Krämer, bei 1-6 gehe ich mit Ihnen d ´accord. Bei 7 ist´s schön, so lange ich die Fakten zur Situation vor Covid-19 ausblende. Ich hätte personlich Freude daran noch ein wenig länger Entscheidungsspielräume zu haben. Aber ehrlich gesagt, reicht meine Fantasie nicht aus mir vorstellen zu können, dass auf dieser morbiden Bühne noch jemals ein Stück bis zum finalen Vorhang kommt. Die potemkinschen Dörfer umgeben uns. Wenn der Zug der Mächtigen Richtung Horizont entschwindet, fallen uns die letzten Kulissen auf die Füße.
Noch eine Ergänzung zum Punkt “Todesfälle durch Corona”. Natürlich kann man bezweifeln, dass bei einem Todesfall Corona die Ursache war. Aber dann können wir auch bei Grippe-Toten oft vermuten, dass die Grippe eine Vorerkrankung nur verschlimmert hat. Wir können also gleich eine Ursache für alle Sterbefälle unterstellen: nämlich Herzstillstand. Stimmt immer!!
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass uns diese Mathe-Spielchen spätestens im nächsten Winter auf die Füsse fallen werden. Mein normaler Verstand sagt mir, dass jede Zuwachs-Kurve irgendwann abflacht. Wenn ich 1 Kranken habe, verdoppelt sich die Kranken-Zahl innerhalb einer Stunde. Habe ich 100.000 dauert die Verdoppelung wahrscheinlich Tage. Habe ich 5 Mio dauert es noch länger. Da können mir die Mathematiker x-mal etwas von Ansteckungsmodellen erzählen. Das Leben ist kein Mathe-Modell, viele Einflüsse und Umstände spielen eine Rolle. Ich denke auch, das sommerliche Wetter drängt Erkältungen und grippale Infekte zurück, welche ja offenbar parallel zu Corona existieren können. Somit steigt vielleicht die Dunkelziffer von Infizierten. Ohne Symptome wird sich keiner beim Arzt melden.
Bei allen Unsicherheiten ein paar einfache Zahlen: Während einer Grippesaison gibt es eine sogenannte Übersterblichkeit von ca. 200 pro 1 Million Einwohner (macht 16.000 bei ca. 80 Million Einwohner. Im Bundesstaat New York leben knapp 20 Millionen Einwohner. Damit sollte die durchschnittliche Übersterblichkeit während einer ganzen Grippesaison ca. 4.000 betragen. Jetzt haben wir bereits über 7.000 Tote. Und die Corona-Epidemie steht erst am Anfang! In Deutschland werden ca. 2.000 Tote bei 100.000 sicher Infizierten gezählt. Selbst wenn man von einer Dunkelziffer von 1.000.000 ausgeht, liegt die Übersterblichkeit um den Faktor 10 höher als bei einer normalen Grippesaison. Der Hinweis auf die Todesursache (s. LKW-Unfall) erübrigt sich. Bei der Angabe der “Grippetoten” wird auch nicht anders gezählt. Alles klar?
Statistik-Unwissen eines Achse-Autors: EuroMOMO 14. Woche: besonders hohe Übersterblichkeit in Italien, Spanien, Schweiz, Frankreich, hohe in Belgien, etwas erhöht in Portugal. Auch die Kurve der „pooled numbers of death“ kennt nur die Richtung nach oben. EuroMOMO hat selbst immer darauf hingewiesen, dass die Zahlen der letzten Wochen nur vorläufige gewesen sind. Die Corona-Behandlung auf der Achse ist wirklich oberpeinlich.
Bei der Lektüre des Artikels von Walter Krämer freut man sich über die Erinnerung an Statistik-Seminare, in denen man etwas über Reliabilität und Validität gelernt hat. Solche Erfahrungen hat von den täglichen Verkündern der aktuellen Zahlen wohl niemand gemacht, oder sie sind völlig in Vergessenheit geraten. Als dritte Erklärungsmöglichkeit bliebe noch Unkenntnis, als vierte die gewollte Verdummung der Zuschauer, Hörer und Leser von den Berichterstattern, die jedoch oft nur Narrative kolportieren.
@Jens Richer - Ich halte mich aktuell in England auf. Da ist weit und breit nichts von hartem Eingreifen seitens der Polizei zu spüren. Man wird höchstens mal freundlich angesprochen, den Laptop wieder einzupacken und zu Hause weiterzuarbeiten. That’s it . Also bitte keine Märchen im Panikmodus. Das mit den angeblich überlegenen Mathematikkenntnissen der Ostasiaten ist auch so ein Ding: Militärischer Klassenraumthrill ersetzt nicht Kreativität, sprich Herunterbeten von Kochrezepten ersetzt noch lange nicht Hintergrundwissen. Noch ulkiger wird Ihre Verteidigung der EU mit Ihrem sarkastischen Sprüchlein: Sagen wir mal so: 3-Wetter-Taft-Uschi wurde zurecht vom Orban mit an die Kommissionsspitze von diesem verlogenen und korrupten Sauhaufen gewählt, denn schließlich hat sie noch jeden Laden zertrümmert, dem Sie vorstand. Die passt dorthin wie der Arsch auf den Eimer.
@ Thomas Lanzersdorfer: Was bewegt Sie, so zu schreiben, und wie alt sind Sie? Ich bin etwa so alt wie Frau Merkel. Für die Jüngeren, die schulische Bildung brauchen, weiterführende Ausbildungen abschließen möchten und auf eine Stelle angewiesen sind, für Arbeiter und Angestellte in Kurzarbeit und für Menschen, die reisen möchten, was ich reichlich konnte, bin ich bereit, ein höheres Risiko einzugehen. Was gibt uns Älteren das Recht, mit 80 noch acht Jahre (Ihre Aussage) länger leben zu wollen (mittl. Lebenserwartung D zwischen 81 und 82 Jahre). Was ermächtigt Sie, zu erwarten, dass das gesamte Land länger in Shutdown-Melancholie und Arbeitslosigkeit versinkt, und wer soll denn die Renten zahlen, wenn wir so weitermachen? “Wir sind alt, Chevalley, sehr alt” (Lampedusa), und wenn wir alt sind, müssen wir weise sein. Kapitäne sollten wir sein, die notfalls mit der Coronatic untergehen. Den Arbeitenden und Jungen dürfen wir nicht ihre Chancen zerstören, nur für den Fall, dass es gerade uns dann trifft. Wir müssen über uns hinauswachsen. Die Zahlen sprechen für einen milden Verlauf. Wenn Streeck und Hartmann in Gangelt 15 Prozent Infizierte zufällig finden, fänden sie möglicherweise in einer Großstadt 20-30 Prozent. Wir hatten es gut. Kein Krieg, gute Berufschancen, schöne Reisen. Wir haben die Pflicht, den Jungen die Türen zu öffnen. Das ist meine Meinung, und die gut recherchierten Zahlen aus dem Raum Bonn und aus Hamburg machen Mut. Wir dürfen hier nicht egoistisch sein. Dafür verlange ich, auf meinem SUV im Winter nicht schwach angeredet zu werden, falls ich das überstehe. Und dafür werde ich mich selbst zurücknehmen, um die Kliniken vor mir zu bewahren. Ich habe nicht umsonst 70 Bände Karl May nachts unter der Decke gelesen. Kein Indianer würde den kleinen Feigling geben.
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