Vera Lengsfeld / 03.09.2016 / 17:40 / 8 / Seite ausdrucken

Rückführungen: Merkel verspricht Luftnummer

Die Wahl in Meckpom steht unmittelbar bevor, die in Berlin folgt in vierzehn Tagen. Da sich abzeichnet, dass die Merkel-CDU im Stammland der Kanzlerin ein desaströses Ergebnis einfahren und sogar auf dem dritten Platz landen könnte, ist die Kanzlerin noch einmal aktiv geworden. Dabei griff sie ganz tief in die Trickkiste. Am vergangenen Donnerstag behauptete sie in einer nichtöffentlichen Sitzung der Unionsfraktion, dass Deutschland in diesem Jahr nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen wird wie 2015. So etwas werde es nicht noch einmal geben. Das könnten die Abgeordneten „den Menschen“ sagen. Dies berichtet die Welt unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung des Fraktionsvorstandes von CDU und CSU in Berlin.

Das Wichtigste sei nun, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben, um den wirklich Hilfsbedürftigen helfen zu können. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhalten, müsse man entschlossen jene in ihre Heimat zurückschicken, die nicht schutzbedürftig seien. Wörtlich: „Für die nächsten Monate ist das Wichtigste Rückführung, Rückführung und nochmals Rückführung.“ Wenn es Rückführungen nicht gäbe, sei dies ein Anreiz für Menschen ohne Bleibeperspektive, trotzdem nach Deutschland zu kommen.

Was sich nach einer Kehrtwende der Willkommenspolitik anhört, ist nur der Versuch, die Wähler hinter die Fichte zu führen. Denn Abschiebungen sind Ländersache. Die Kanzlerin kann problemlos fordern, aber durchführen lassen kann sie die Abschiebungen nicht. Wenn die, wie vorauszusehen ist, nicht im angekündigten Umfang erfolgen, kann Merkel jede Verantwortung mit Verweis auf die Zuständigkeit der Länder ablehnen.

Derselbe Trick hat schon einmal funktioniert

Derselbe Trick hat schon einmal bei der angeblichen Verschärfung des Asylrechts funktioniert. Da wurde beschlossen, dass abgelehnte Asylbewerber nur noch Sachleistungen, kein Geld, mehr erhalten sollen. Das wurde auf Bundesebene beschlossen, die Zuteilungen an Asylbewerber sind aber Ländersache. Mir ist kein einziger Fall bekannt, dass dieses Gesetz je angewandt wurde.

Das Spiel lässt sich beliebig oft wiederholen. Im Juni klang die Kanzlerin mit dem freundlichen Gesicht und der fehlenden Empathie für ihre Landsleute sogar regelrecht martialisch. Da sprach sie auf einer Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrares sogar von einem „Angriff“ auf Europa. Nicht nur einen, sondern sogar„zwei Angriffen“ auf „diese europäische Union, auf diesen europäischen Binnenmarkt“. Angriff Nummer eins sei die Eurokrise, Nummer zwei die Fluchtbewegungen der vergangenen Monate – auch wenn sie das Wort „Flucht“ nicht verwandte, sondern von einem „Angriff auf etwas Konstitutives in unserer Europäischen Union, (…) auf unsere Außengrenzen“ sprach.

Wenn man aber genauer hinhörte, dann meinte sie nur, man solle die Einwanderung nicht den „Schleppern und Schmugglern zu überlassen, nicht Menschenleben aufs Spiel zu setzen“. Im Klartext: Der bessere Schutz der Schengen-Außengrenzen besteht darin, dafür zu sorgen, dass alle, die einen Seelenverkäufer besteigen, um nach Europa zu kommen, das auch unversehrt tun können. Merkels Forderung läuft auf nichts anderes hinaus, als dass Frontex sich noch effektiver als Fluchthelfer betätigt, indem es dafür sorgt, dass alle Schlepperboote ihr Ziel auch erreichen.

Mit Politik oder gar Verantwortung für das Land oder Europa hat das nichts zu tun. Merkel setzt darauf, dass der Souverän blind und vergesslich genug ist, um ihre Täuschungen der Öffentlichkeit nicht zu durchschauen.

Dieser Text erschien zuerst auf "Freedom is not free"

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Leserpost

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Wolfgang Prabel / 04.09.2016

Doch, es gab zwei Landkreise, wo es Sachleistungen gab: Greiz und Weimarer Land. Waren aber wirklich Ausnahmen.

Hjalmar Kreutzer / 04.09.2016

Ich bin heute sehr gespannt auf das Ergebnis in Merkels Wahlkreis.

Arthur Dent / 04.09.2016

Schweift zwar ein wenig vom Thema ab, ist mir beim Lesen des Textes in den Sinn gekommen: Ich frage mich bis heute, was Frau Merkel geritten hat, als sie die Grenzen geöffnet hat. Zufällig habe ich mich an Artikel erinnert, der im Januar 2015 erschienen ist. Darin wurde vor einer Asylflut von bis zu 360.000 Personen pro Jahr aus den Balkanstaaten gewarnt. (“Halte dieser Trend an, so könnten es 30.000 Personen im Monat und 360.000 Personen im Jahr 2015 sein.”). Damals zeigte sich, dass Medien und Bevölkerung dem sehr negativ gegenüberstanden. Nach den 1,5 bis 1,6 Mio. Flüchtlingen, die letztes Jahr gekommen sind, ist man jetzt doch froh, wenn es jetzt “nur noch” 300.000 - 400.000 sind. D.h. eine Zahl, die vor zwei Jahren noch zu einem mittleren Aufstand geführt hätte, wird jetzt schon von der breiten Masse als Erfolg gefeiert. Kann es sein, dass Merkel dass Volk weichkochen wollte, um die angestrebten Immigrationszahlen (400.000 - 500.000 pro Jahr) salonfähig zu machen? 

Michael von Hauff / 04.09.2016

Gott sei Dank gibt es die “Achse”. Zur Zeit das bekannteste Medium das gegen die “Hofberichterstattung” gegenhält. Ganz besonders die direkten und immer ins Schwarze treffenden Artikel von Faru Lengsfeld sind mir ein echter Lichtblick! Dass erste Mal, dass mir auffiel, dass Frau Merkel - von der ich zunächst auch in persönlicher Begegnung recht beeindruckt war - wenn es ihr passt, lügt wie gedruckt, war,  als sie vor der Wahl (2009?)  verkündete, sie sei gegen die viel zu weitgehende Eurovorschrift betreffend “sexual harrassement” im Büro. Was dann rauskam, war ein viel weitergehndes Gesetz als es “Europa” verlangt hatte. Seitdem habe ich ihre öffentlichen Äußerungen mit Argwohn verfolgt und man kann sie ja auf Schritt und Tritt beim Lügen und Verdehen ertappen. Als die Massen im Mittelmeer ersoffen sind, hat sie das nicht interessiert. Als sie Grenzöffnung erzeugen wollte, hat sie das so raffiniert bewerkstelligt, daß auch wieder keiner in der Lage sein wird, sie dabei zu greifen. Sie werden sehen, daß wenn sie sich eines Tages - politisch passend,  von der Willkommemskultur verabschiedet, waren es alle anderen, die das ja gewollt haben. Ihre jetzt in MV stark geäusserten Hinweise auf Verstärkung der Polizei und Abschieben, Abschieben sind logischerweise reiner Bluff. Gott sei Dank ist die Achse in der Lage nahezu täglich die schlimmsten Auswüchse der Lücken-Presse zu wiederlegen. Manchen sie bitte unverdrossen weiter!

Wolfgang Richter / 04.09.2016

Das ist die gleiche Finte, mit der die Dame heute ihren politischen Alleingang “Energiewende” und Abschaltung der AKW den Ländern nachträglich in die Schuhe schiebt. Sie hat die energiepolitische Kehrtwende nach Fukushima verkündet, will aber heute die Verantwortung nicht übernehmen, weil die Genehmigungen Ländersache sind. Sie spielt ein ums andere mal Politpoker mit gezinkten Karten. Und meint, der (Wahl-) Bürger merkt es nicht. die Quittung kommt hoffentlich deftig.

Anna Märsch / 03.09.2016

Wie Sie schon sagen betätigt sich Frontex im Mittelmeer als riesige Schlepperorganisation. Die Menschen werden vor Lybien abgeholt und nach Italien gebracht. Ich weiss nicht wie viele Rückführungen es letztes Jahr gab. Großzügige Schätzung 2000 pro Bundesland, macht 32.000. Andere vorsichtige Schätzung ausreisepflichtiger Personen; 300.000 Áltfälle´von vor 2015 und 500.000 Neufälle von 2015/16. Wir bräuchten also 25 Jahre um alle abzuschieben. Kostenpunkt: Pro Abschiebung 10.000 Euro = 8.000.000.000 Euro. Oder 320.000.000 pro Jahr.

Ilonka Muller-Getahun / 03.09.2016

Inzwischen ist der Wähler nicht mehr so vergesslich, wie s die Politiker gerne hätten. Und dieses Gerede kurz vor einer Wahl ist ja schon mehr als durchsichtig. Ich glaube Frau Merkel auch ihren Willen zur Abschiebung nicht, selbst wenn der Bund dafür verantwortlich wäre. Sie ist total unglaubwürdig und mit ihr die gesamte Regierung.

Beatrice Hamberger / 03.09.2016

Die Trickkiste geht beim Asylgesetz weiter. Die viel gepriesene Wohnortauflage bleibt nämlich ebenfalls den Ländern überlassen. Außer Bayern und NRW setzt bislang kein Bundesland die wachsweiche Kannbestimmung um, die meisten haben kein Interesse daran oder lehnen sie wie Rheinland Pfalz eindeutig ab. Die Maßnahme wird wie viele andere auch verpuffen, während sich die Regierung weiterhin für ihre Taten auf die Schulter klopft.

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