Ich bin krank, gestört und hochgradig gefährlich. Seit dem Mord an einer ägyptischen Muslima in einem Dresdner Gerichtssaal am 1. Juli durch einen fanatischen Islamhasser erkenne ich, dass auch ich zur wachsenden Zahl von Menschen gehören könnte, die der weltweiten Pandemie mit dem Namen Islamophobie zum Opfer gefallen sind. Sehe ich eine Frau mit Kopftuch, werden die Symptome unerträglich. Ich habe mir gestern schon, bevor ich auf die Straße ging, ein Messer in die Hosentasche gesteckt und mir eingeredet, ich würde damit nur Äpfel schneiden wollen. Erst später habe ich erschrocken bemerkt, dass ich Äpfel überhaupt nicht gerne esse.
Passiert war das, nachdem ich auf ZEIT Online den Artikel “Im Bett mit dem Tod” gelesen hatte ( http://www.zeit.de/2009/31/Mafia-Frauen ). Roberto Saviano beschreibt dort die Mafia und was diese Organisation im Innersten zusammenhält. Bis dahin kannte ich die Ehrenwerte Gesellschaft nur als Gerücht und aus Coppolas Filmepos “Der Pate”. Ich weiss, dass sie mit Geldwäsche zu tun hat und mit Drogenhandel. Ab und zu schwimmt eine Leiche im Tiber oder in der Themse. Dann heißt es wieder “die Mafia”. Na und - die halbe Finanzwelt, die kolumbianische FARC und die CIA macht so ihre Geschäfte. Bei Saviano lese ich, dass die Macht der Mafia sich vornehmlich auf Liebe und Sex und auf der gnadenlosen Unterdrückung der Frau gründet: “Es gelten vertrackte Regeln, eherne Bräuche, unlösbare Bande. Dort, wo die Mafia regiert, sind Frauen einem starren, unverbrüchlichen Verhaltenskodex unterworfen, der sie zu einem riskanten Balanceakt zwischen
Fortschrittlichkeit und Tradition, zwischen moralischen Zwängen und grenzenloser Kaltschnäuzigkeit in Geschäftsdingen nötigt.” Bis auf die Geschäftsdinge und die dazu gehörende Kaltschnäuzigkeit könnte das Frauenbild der Mafia direkt vom orthodoxen Islam abstammen: “Die Frau existiert nur des Mannes halber. Ohne ihn ist sie ein lebloses Ding. Eine halbe Sache.”
Mein Freund Taylan, der den Koran gut kennt, ohne Islamophobiker geworden zu sein, konnte mir dazu den Vers 282 aus der 2. Sure aufsagen, wo die Frau ebenfalls als “halbe Sache” erklärt wird: “Und lasset zwei Zeugen unter euren Männern es bezeugen, und wenn es keine zwei Männer gibt, dann ein Mann und zwei Frauen von denen, die euch als Zeugen geeignet erscheinen”. Der Mann hat im Islam einfach die wichtigeren Aufgaben zu erfüllen, weswegen die Frau hier wie dort auch nur halb so viel erben kann. Das ist konsequenter Lohn für Leistung. Bei der Mafia geht’s offenbar ähnlich zu.
Mein islamophober Wahn lässt mich dazu an einen Satz denken, den ich kürzlich in einer Fatwa las: Es ist “das Grundprinzip für Frauen, dass sie sich verbergen sollen” (http://www.muslimazone.com/index.php?option=com_content&view=article&id=112:es-ist-einer-frau-nicht-erlaubt-waehrend-des-tawaf-oder-des-sai-zu-laufen&catid=17:ibadah&Itemid=10 ). Das ist der Kern des “Prinzips Burka”. Bei der Mafia gilt die gegenteilige Regel: Ist die Signora schick, adrett und geschminkt, “dann ist ihr Mann nicht weit und frei. Er befiehlt. Und seine Frau trägt dies zur Schau: Ihr Aussehen ist Ausdruck seiner Macht”.
Ihr Schicksal ist erst besiegelt, wenn der Mafioso in den Bau wandert. Dann “bedeutet das für die Mafiafrauen totale Enthaltsamkeit… Sich die Haare zu färben kommt einem Untreuegeständnis gleich.” Das kann für Mafiosi schon ein Grund sein, eine solche “Schlampe” ins Jenseits zu befördern. Bei orthodoxen Muslimen, denen der unabhängige Lebensstil ihrer Töchter oder Frauen nicht gefällt, sind hier die Reflexe wieder ähnlich. So wie neulich in München, als bei einem blutigen Eifersuchtsstreit ein 27-Jähriger Afghane seine ebenfalls afghanische Lebensgefährtin erstach. Er berief sich dabei ehrlicherweise auf den Koran, ohne dass dem Zentralrat der Muslime oder anderen orthodoxen Verbänden dazu etwas eingefallen wäre, außer, wie üblich, dass dies mit dem Islam nichts zu tun habe. Wahrscheinlich haben die Verbandsmuslime Recht - es hat wohl nur mit einigen mafiosen Regeln der islamischen Orthodoxie zu tun.
“Es ist einfach üblich”, schreibt Roberto Saviano über die Mafia, “das Mädchen zu ehelichen, das man schon von klein auf kennt, es ist die sicherste Gewähr für ihre Jungfräulichkeit. Der Mann allerdings darf Gespielinnen haben, nur Ausländerinnen müssen es sein”. Solche Doppelmoral gilt nicht nur in Sizilien. Auch in migrantischen Vierteln Kreuzbergs oder Wilhelmsburgs wurde sie schon beobachtet.
Im Deutschlandfunk berichtete am 28. Februar 2008 der türkisch-deutsche Sozialarbeiter Hakan Arslan in einer Sendung von Dorothea Jung über die “Ehre der Muslime”:
“Vorehelicher Geschlechtsverkehr ist ein Tabu. Viele haben eine deutsche Freundin; vor der Ehe mit einem muslimischen Mädchen eine sexuelle Beziehung einzugehen, das geht in den meisten Fällen nicht. Was dann passiert ist eine Abwertung dieses deutschen Mädchens - wenn ich auch meine persönlichen Bedürfnisse mit ihr befriedige, ist sie trotzdem ein schlechtes Mädchen.”
Sinan, ein türkischer Junge, den der DLF in der gleichen Sendung interviewte, meinte gar:
“Meine Schwester darf auch nicht mit jemandem schlafen. Die darf einen Freund haben, aber darf nicht zu weit gehen. Weil - man will ja immer das Blut sehen; und wenn sie jetzt kein Blut hat nach der Heirat, dann wird sie nach Hause geschickt und dann ist wirklich die Ehre kaputt.”
“Selbst beim Flirten markiert man sein Revier. Kommt man einer Frau näher, läuft man Gefahr, in feindliches Gebiet vorzudringen”. Es gelten “eiserne Regeln von Zugehörigkeit, Hierarchie, Macht und Territorialgewalt”. Hier drückt sich “eine Herrschaft über Leben und Tod (aus), die auf Töten und Getötetwerden ruht - und wehe dem, der glaubt, er könne sich darüber hinwegsetzen.”
Worüber spricht Saviano hier - etwa nur über die Mafia? Meine Phobie hat mir längst eingeredet, dass hier auch das archaisch-totalitäre Wertesystem des Islam gemeint sein könnte - die einzige Religion auf Erden, für die man bei Austritt mit dem Leben bezahlen muss. Zumindest theoretisch, außer, man wohnt in Teheran, Riad oder Karthum oder hat sich eine Fatwa wegen Apostasie eingehandelt. Dann wird das als Verrat betrachtet - ein todeswürdiges Verbrechen. Das war so bei der SS, so gilt es bekanntlich noch heute bei der Mafia. Das Regime in Teheran debattiert zurzeit, ob die Todesstrafe für Muslime, die den Islam verlassen, weil sie zum Christentum konvertieren, im Strafgesetzbuch festgeschrieben wird (http://www.merkur.de/2009_30_Gefaehrliche_Miss.35876.0.html?&no_cache=1 ). Auf Sizilien versteht wirklich niemand, dass darüber noch so lange diskutiert wird.
“Der gerechte Lohn derer, welche sich Allah und seinem Gesandten widersetzen, ist es, dass sie getötet oder gekreuzigt werden oder dass ihnen Hände und Füße abgeschlagen werden.” Die Sure 5:33 - sie steht über dem Haupteingang zum Hauptquartier der Mafia. Nur das Wort von “Allah und seinem Gesandten” wurde weggelassen.
“Sich lieben, miteinander schlafen, sich küssen, beschenken, einander zulächeln, des anderen Hand berühren, eine Frau verführen oder von ihr verführt werden kann ein fataler Schritt sein”, schreibt Roberto Saviano über tödliche Grenzüberschreitungen in der Welt von Camorra und Cosa Nostra. Sie sind denen des Islam nicht unähnlich. Schon ein paar harmlose Karikaturen können da einen tödlichen Furor entfachen. Ein Kopftuch kann Lebensgefahr bedeuten, wenn es nicht mehr getragen wird. Ein Kuss auf den Mund eines pakistanischen Mädchens im Swat-Tal kann einen gezielten Kopfschuss auslösen. “Wo Unerbittlichkeit Gesetz ist, werden Gefühle und Leidenschaft, die sich an keinerlei Regeln halten, mehr als alles andere mit dem Tod bezahlt.”
Das Beharren auf der Buchstäblichkeit der Gesetze und der Ehrencodices ist der Kern des fundamentalistischen Wahns. Wer die Mafia für eine Gefahr hält, kann gegen den orthodox-schariatischen Islam und seine Wortwörtlichkeiten eigentlich nicht tolerant sein.
Ein hoch-islamophober Satz. Ich sollte mich rasch behandeln lassen, ehe Dr. Schäuble meine Einweisung in die Psychatrie veranlasst.
Prof. Benz, haben Sie Sprechstunde heute?