Gastautor / 13.01.2015 / 19:36 / 5 / Seite ausdrucken

Nach PEGIDA: Wer kennt BEGGIA?

Von Hans-Joerg Jacobsen

Während sich allenthalben über die PEGIDA-Bewegung gestritten wird und sich Gegenbewegungen entwickeln, hat sich seit Jahren klammheimlich ein neues Bündnis gegründet, die BEGGIA. „BEGGIA“ steht für „Bornierte Europäer gegen Gentechnik im Abendland“. Die Parallelen sind frappierend: Auch hier werden diffuse Ängste ausgenutzt, um populistische Politik zu machen. So behauptet die neue Galionsfigur von BEGGIA, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks „Die grüne Gentechnik hat sich als Holzweg erwiesen”.

Es ist entweder Ignoranz der wissenschaftlichen Sachlage oder Dummheit, wenn eine Ministerin derartiges von sich gibt. Offenbar ist sie fachlich nicht kompetent und lässt sich von den falschen Leuten beraten.  Vermutlich sind noch etliche grüne U-Boote in ihrem Ministerium, die von ihren Vorgängern installiert wurden. Hendricks behauptet weiter, „diese (grüne Gentechnik) sei für Umwelt und Natur riskant und werde von Verbrauchern nicht gewünscht“. Während die EU-Kommission nach der Ausgabe von etlichen hundert Millionen Euro in der Sicherheitsforschung zu einem gegenteiligen Schluss kommt (den die Ministerin ignoriert oder den man ihr vorenthält), hat sie mit letzteren Aussage recht.

Nur: Woher kommt diese ablehnende Haltung der Verbraucher? Und schon sind wir wieder bei den Parallelen zu PEGIDA: Die Ablehnung der grünen Gentechnik kommt wohl kaum aus der Kenntnis, was gentechnisch veränderten Pflanzen überhaupt sind, denn kaum jemand hat in Europa bewusst aus gentechnisch veränderten Pflanzen erzeugte Lebensmittel zu sich genommen, obwohl bereits 70 bis 80 Prozent unserer Lebensmittel mit Gentechnik in Kontakt waren. Genauso wenig haben Dresdner wohl viel Kontakt mit Ausländern, sie sind also auf die veröffentlichte Meinung angewiesen. Betrachtet man die Berichterstattung in den populären Medien, ist nachvollziehbar, dass die öffentliche Meinung ein ablehnendes Verhalten an den Tag legt: Von wenigen Ausnahmen abgesehen (die Zahl der Zeitungen und Journalisten, die sachlich über das Thema berichten, ist einstellig) wird ohne jede seriöse Recherche jede, aber auch jede noch so bescheuerte Pressemeldung der Angstindustrie abgedruckt.

Wenn sich dann später heraus stellt, dass Greenpeace, BUND, NABU oder Foodwatch die Fakten verdreht oder erfunden haben, gibt es keine Entschuldigung für schlampige journalistische Arbeit. Somit ist klar, dass sich in der grundsätzlichen Zielrichtung PEGIDA und BEGGIA gleichen: Die einen wollen keine offene Gesellschaft und instrumentalisieren die Probleme mit dem Islam für ihre Zwecke, die anderen wollen keine Gentechnik im Abendlande und bedienen sich dabei trüber Quellen, die Probleme der grünen Gentechnik erfinden müssen.

Weitere Quellen:
http://www.spektrum.de/news/meinung-ahnungslosigkeit-oder-populismus/1326989

Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen war bis zum Oktober 2014 Leiter der Abteilung Pflanzenbiotechnologie am Institut für Pflanzengenetik der Leibniz Universität Hannover und hat seine Arbeiten mittlerweile nach Nordamerika verlagert.

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Leserpost

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Engelbert Gartner / 14.01.2015

Diese Beiden Themen kann man nicht vermischen. Die Leute von Pegida suchen, nachdem die CDU zu einer Linkspartei geworden ist einen politische Heimat. Das hat nichts mit Angst zu tun. Dagegen haben Sie recht wenn Sie sagen, dass Angst- und Panikmacherei von den angesprochenen Organisationen genutzt werden um ihre Existenzberechtigung nachzuweisen. Denn diese Organisation sind auf Spendengelder angewiesen. LG E.Gartner

Roland Müller / 14.01.2015

Was meint der Professor, auf welcher Seite wohl mehr Gentechnikbefürworter zu finden sind, bei PEGIDA oder der “breiten” Gegenfront?

Kai Schirmer / 13.01.2015

Leider voll daneben, Herr Professor! Hätte von einem Akademiker mehr analytischen Verstand erwartet!

Christian Speicher / 13.01.2015

Ich bin (auch nach tausendfacher Wiederholung der Schmähungen von allen Seiten) immer noch nicht überzeugt, dass besonders fair (oder demokratisch) mit “PEGIDA” bzw. mit der Mehrheit der Teilnehmer von “-GIDA” Demonstrationen umgegangen wird. Zu Denken geben sollte Ihnen, dass diesselben “Zukunftsfeinde”, die in den letzten Jahrzehnten gegen Gentechnik, Atomkraft, Fracking, für “Wind und Sonne”, “Bio” und “gegen die Amis” auf die Straße gegangen sind (keinesfalls immer gewaltfrei, oft zusammen mit zwielichtigen Gestalten) nun auch vorneweg auf den Anti-PEGIDA Demos marschieren. Ich war noch auf keiner dieser Veranstaltungen und werde mir das auch in Zukunft schenken, bin kein “deutscher Patriot”, sehe aber weder verfassungsfeindliche Symbole, noch Gewalt bei “PEGIDA” und stattdessen eine Liste von Forderungen, die im Vergleich zu der unglaublich hysterischen und aggressiv ausgrenzenden Reaktion auf die “-GIDA” Demonstranten geradezu lachhaft harmlos erscheinen. Ist es nicht zumindest denkbar, dass die Mehrzahl der Teilnehmer sich einfach mit genau diesen harmlosen Forderungen identifiziert? Wenn ich an jeden Menschen in Deutschland die PEGIDA Messlatte von der “hidden Agenda” anlegen möchte, dann nehmen die Wahnvorstellungen und Unterstellungen ja kein Ende mehr. Verschwörungstheorien sind auch Feinde des Fortschritts. Ich sehe hier eine echte Massenhisterie am Werk.

Klaus Lepinat / 13.01.2015

Was die Gentechnik betrifft: kein Einwand. Jedoch zur PEGIDA-Darstellung hätte ich vom Autor eine differenziertere Darstellung erwartet: Der Islam wird von den meinungsbildenden Medien (Tagesschau etc.) wahrlich nicht kritisiert. Im Gegenteil! Oder habe ich da einiges übersehen?

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