Peter Grimm / 09.01.2023 / 08:20 / Foto: zarteste / 0 / Seite ausdrucken

Morgenlage: Geiselnahme und Grußwort

Guten Morgen, es ist Montag, der 9. Januar und es wieder Zeit für eine Morgenlage. Die Themen der Nachrichten zum Wochenanfang: Im Ukraine-Krieg gab es einen Gefangenenaustausch und heftige Kämpfe in Donezk-Gebiet, Bolsonaro-Anhänger stürmten in Brasilia Regierungsgebäude und hielten sie über Stunden besetzt, in Nigeria wurde ein Bahnhof überfallen und es wurden bis zu 30 Geiseln genommen, der Bundesfinanzminister hat Ärger mit der Korruptionsabteilung der Berliner Staatsanwaltschaft und die Steuerzahler haben zu viel für Corona-Tests bezahlt.

Gefangenenaustausch in der Ukraine

Wir beginnen wieder einmal in der Ukraine. Die von Putin verkündete Waffenruhe zur orthodoxen Weihnacht war erwartungsgemäß keine und nun gehen die Kämpfe ohnehin unerbittlich weiter, aber ein Gesprächsfaden zwischen den Kriegsgegnern schient noch zu funktionieren, denn die Ukraine und Russland haben sich wieder einmal – und zum ersten Mal in diesem Jahr – auf einen Gefangenenaustausch geeinigt. Das russische Verteidigungsministerium habe auf Telegram von 50 russischen Soldaten berichtet, die aus der Gefangenschaft zurückgeholt worden seien. Sie seien demnach mit einem Militärflugzeug bereits nach Moskau gebracht worden. Kurz darauf soll auch die ukrainische Seite den Austausch und die Befreiung 50 ukrainischer Soldaten bestätigt haben. (Quelle: zeit.de)

Schwere Kämpfe im Donezk-Gebiet

Bei den Kämpfen im Donezkgebiet im Osten der Ukraine ist die Kleinstadt Soledar zu einem Ziel massiver russischer Angriffe geworden. "Derzeit ist es schwer in Soledar", habe die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar in ihrem Telegram-Kanal geschrieben. Von Häuserkämpfen sei die Rede. Soledar gilt wie das seit Monaten umkämpfte Bachmut als Teil des ukrainischen Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Seine Einnahme wäre demnach fast gleichbedeutend mit der Eroberung des Donbass - eines der öffentlich genannten Kriegsziele Russlands. Vor Soledar hätten die Russen nun große Kräfte konzentriert. Neben regulären Einheiten der russischen Armee, seien auch Söldnertruppen beteiligt, habe Maljar erklärt. In dem Raum um Bachmut und Soledar - beide Städte sind nur 14 Kilometer voneinander entfernt – würden die als gut ausgerüstet geltenden Söldner der "Wagner"-Truppe angreifen. Auch tschetschenische Verbände sollen hier im Einsatz sein. (Quelle: n-tv)

Rätselhafter „Vergeltungsschlag“

Widersprüchliche Berichte gibt es wegen eines angeblichen russischen „Vergeltungsschlags“ in Kramatorsk. Nachdem bei einem ukrainischen Angriff auf die russische Armee in der besetzten Kleinstadt Makijiwka zu Silvester zwischen 89 und 400 Militärangehörige getötet wurden, hatte die russische Armee nach eigenen Angaben gestern mit einem Angriff auf Kramatorsk „Vergeltung“ geübt. Das russische Verteidigungsministerium sprach dabei von 600 toten Ukrainern. Das sei jedoch nach Angaben von Analysten der US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" falsch. Ein Reporter aus Finnland hätte jedoch am selben Tag den mutmaßlichen Angriffsort besucht und festgestellt, dass eine leere Schule und kein ukrainischer Stützpunkt getroffen worden sei. (Quelle: n-tv)

Das FBI warnte zu Weihnachten vor Islamisten

Dass mit der Verhaftung zweier Iraner am Sonntag in Castrop-Rauxel möglicherweise ein islamistischer Terroranschlag verhindert werden konnte, war nur durch Informationen des FBI möglich, die deutsche Behörden bereits zu Weihnachten bekamen. Offenbar hatten amerikanische Ermittler die Telegram-Chatgruppe infiltriert, in der sich die beiden mutmaßlichen Täter zunächst nach Bombenbauplänen und später nach Giftstoffen erkundigt hätten. Zunächst habe es Hinweise darauf gegeben, dass die Brüder zu Silvester zuschlagen wollten, doch dann hätte ihnen wohl noch eine Zutat zur Herstellung des Gifts gefehlt, die nicht vor dem Jahreswechsel geliefert werden konnte, habe es in Behördenkreisen geheißen. Einer der beiden Brüder soll nach Spiegel-Informationen polizeilich bereits mehrfach in Erscheinung getreten und aktuell in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.

Bei dem Hauptverdächtigen handele es sich demnach um Monir J., einen iranischen Sunniten. Aus den Telegram-Chats lasse sich schließen, dass er mutmaßlich ein Sympathisant des Islamischen Staats (IS) ist. Der Terrorismusexperte Peter Neumann habe darauf hingewiesen, dass bei fast jedem aufgedeckten Terrorplan der vergangenen Jahre der entscheidende Hinweis von US-Geheimdiensten gekommen sei. Deutschland wäre auch bei der Terrorismusbekämpfung im Inneren nach wie vor abhängig von US-Geheimdiensten. (Quelle: spiegel.de)

Bolsonaro-Anhänger stürmten Regierungs-Gebäude

Mehrere Stunden hielten radikale Anhängern von Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro in Brasilia die von ihnen gestürmten Gebäude des Kongresses, des Obersten Gerichtshofs und des Regierungssitzes Palácio do Planalto besetzt, bevor sie von Sicherheitskräften wieder unter ihre Kontrolle gebracht werden konnten. Spezialkräfte der Militärpolizei und der Präsidentengarde hätten die Gebäude geräumt. Dutzende Verdächtige wurden festgenommen. Die Militärpolizei habe gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt, über dem Regierungsviertel kreisten Hubschrauber.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva war zum Zeitpunkt der Attacke nicht in Brasília und verurteilte den Angriff; „Alle Vandalen werden gefunden und bestraft“, habe der Staatschef erklärt. „Wir werden auch herausfinden, wer sie finanziert hat.“ Per Dekret habe Lula angeordnet, dass die Bundesregierung die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit in Brasília übernimmt. Auch Bolsonaros Partei habe die Angriffe verurteilt. „Heute ist ein trauriger Tag für die brasilianische Nation. Wir können mit der Erstürmung des Nationalkongresses nicht einverstanden sein“, habe der Vorsitzende von Bolsonaros Liberalen Partei (PL), Valdemar Costa Neto, in einem Video erklärt. „Alle geordneten Demonstrationen sind legitim. Aber das Chaos hat nie zu den Grundsätzen unserer Nation gehört. Wir verurteilen dieses Verhalten aufs Schärfste. Das Recht muss durchgesetzt werden, um unsere Demokratie zu stärken.“ (Quelle: faz.net)

Überfall und Geiselnahme in Nigeria

In Nigeria gab es auf einem Bahnhof einen bewaffneten Überfall, bei dem bis zu 30 Reisende entführt worden sein sollen. Der Angriff habe sich am Bahnhof in Igueben im Südwesten Nigerias ereignet. Mit Kalaschnikows bewaffnete Männer hätten die Reisenden unvermittelt angegriffen. Bislang habe sich niemand zu Überfall und Entführung bekannt, allerdings denkt man bei solchen Attacken in Nigeria schnell an die islamistische Boko-Haram. Die hatten beispielsweise bei einem Überfall auf einen Bahnhof unweit der Hauptstadt Abuja im März 2022 acht Menschen erschossen und etliche weitere entführt. (Quelle: faz.net)

Vorteilsnahme beim Minister-Grußwort?

Zurück nach Deutschland: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Ärger mit der Korruptionsabteilung der Berliner Generalstaatsanwaltschaft. Bei der Erstellung eines Minister-Grußworts für eine Karlsruher Privatkundenbank im Mai 2022 habe er offenbar verschwiegen, dass er bei eben diesem Institut einen Kredit für seinen privaten Hauskauf aufgenommen hatte. Weil er sich nach dem Grußwort bei derselben Bank einen weiteren Kredit geben ließ, drohe ihm jetzt ein Strafverfahren wegen Vorteilsannahme. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit die Aufhebung von Lindners Immunität als Abgeordneter, um förmlich ermitteln zu können, berichte der Berliner Tagesspiegel. (Quelle: welt.de)

Überteuerte Testpreise gezahlt

Ob es auch etwas mit Korruption zu tun hat, dass der Staat und die Krankenkassen jahrelang überteuerte Preise für PCR-Tests gezahlt haben, ist nicht bekannt. Klar ist aber offenbar nun, dass die Tests überteuert abgerechnet wurden. Insgesamt seien für die Tests sechs Milliarden Euro bezahlt worden. Ob sich irgendwann auch die Erkenntnis Bahn bricht, dass nicht nur überhöhte Preise gezahlt wurden, sondern dass das Testregime in der hierzulande praktizierten Form am Ende kaum sinnvoll und nötig war? (Quelle: zeit.de)

Mit dieser Frage endet die Montags-Morgenlage, wie immer mit den besten Wünschen für diesen Tag. Morgen früh erscheint die nächste Nachrichtenübersicht für den Tagesbeginn.

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