Während meiner Ausbildung hatte auch ich das sgn. BAFÖG in Anspruch genommen (DM 340,-) und nebenbei zwei Aushilfsjobs, um über die Runden zu kommen. 40-Stunden-Woche? Zu der Zeit undenkbar, jeder in meinem Umfeld hatte mindestens 60 Stunden. Damals (70er) bekam ich die Leistungen als Darlehn unter der Maßgabe gewährt, daß ich nach der Ausbildung mindestens drei Jahre sozialversicherungspflichtig in Deutschland arbeite. Nach diesen drei Jahren wurde das “Darlehn” nicht mehr zurückgefordert - war ich schuldenfrei.
Lieber Herr Piatov, BAFöG ist leider ein Darlehen, was jede Student irgendwann abzahlen muss und von etwas über 600 € kann heute nicht leben. Jeder H-4 er hat mehr. Das was die Gesellschaft also tut ist rechts wenig.
Das Bafög sollte nicht ans elterliche Einkommen, sondern an die Studienleistung geknüpft sein. Wer seine Prüfungen halbwegs in der angesetzten Zeit absolviert, für den ist das Studium eine Vollzeitangelegenheit (insb. mit den obligatorischen Praktika). Wer aber bummelt, der sollte zur Konsequenz auch finanziell die Zunge bekommen. Insgesamt aber sollte die Einstiegshürde an der Uni hochgelegt werden. Eine studium generale Vorprüfung (mit viel Allgemeinbildung, Statistik und kreativem Denken) im nullten Semester (1. Mal kostenlos, danach jedes Mal 500 Euro mehr), sollte die Eier rauskegeln, die ansonsten das Niveau runterziehen.
Ein Punkt kommt zu kurz: 40 Wochenstunden an der Uni sind zu viel und machen unselbstständig. Die Hälfte würde reichen. Der Rest muss dann allein erarbeitet werden, zu Hause oder in der Bibliothek. Das ist das anglo-amerikanische System, das eigenständige Leistungsträger erzeugt. Die Deutschen haben nur den Titel Bachelor übernommen und dann das System verschult, wie es den Deutschen eigen ist. Alles, um weitere Staatsbedienstete zu benötigen. Sie erzeugen also dort auch ihren eigenen Nachwuchs (jenseits der MINT-Fächer), alles schön auf dem Rücken des Steuerzahlers. Ich selbst war nur in Pflichtkursen und brillanten Vorlesungen. Den Rest konnte ich mir schenken und nachts, noch nicht erschöpft, allein erarbeiten. Zeit zum Geldverdienen war dabei auch noch. Hinzu kommt, dass jemand mit einem Abiturs-Durchschnitt unter 2 sich auf der Universität schwer tut. Aber wir brauchen ja (arbeitslose) Akademiker. Man kann das auch Bildungsblase nennen, die später gern zum gebildeten Taxifahrer führt. Oder auch zum Politiker. Von den vielen Praktika halte ich gar nichts. Sie halten Arbeitgeber von der Arbeit. Ein Studium sollte so gestaltet sein, dass nach Vollendung innerhalb der Probezeit alles angeeignet werden kann. Wozu ist das Studium da, wenn die potentiellen Arbeitgeber den Studenten erst zwischendurch fit machen müssen? Ihnen ein Lob für Eigeninitiative!
Nach meiner Lehre habe ich nur studieren können, weil am Nachmittag und in den Ferien gejobt wurde. Ich war froh, dass ich nicht wie mein Vater Schulgeld und Studiengebühren zahlen musste. Was ist nur aus der heutigen Studentenschaft geworden?
@Wolfgang Schmid Das kann ich nun so nicht stehen lassen. Meine Eltern sind beides Akademiker, ich studiere Wassertechnologie an der Fakultät für Umweltingenieurwesen der FH Weihenstephan Triesdorf und ich bekomme kein Bafög da meine Eltern zu viel verdienen. Nun stehe ich allerdings vor einem kleinen Problem. Ich habe zwar in den 2 1/2 Jahren Ausbildung davor einiges Geld beiseite gelegt und lebe hier auf dem Land in Triesdorf vergleichsweise günstig, aber nun halten die Ersparnisse nicht ewig und hier gibt es nun mal so gut wie keine Jobs mit denen man sich nebenbei über Wasser halten kann. In meinem Ausbildungsberuf (Schiffsmechaniker) werden momentan kaum Leute für die Semesterferien eingestellt und auf 450€ Basis reicht nicht um den Rest des Semesters durchzufinanzieren. Für mich würde Bafög, sofern ich es denn bekommen würde, eine große Hilfe darstellen. Vor allem in anbetracht dessen dass ich eigentlich meine Eltern entlasten wollte. Mit Bafög finanziert man eben nicht nur Lebenskünstler, sondern auch Leute die später Leistungsträger dieser Gesellschaft werden. PS. Man darf auch nicht unterschätzen wie viele jobs am Bafög hängen, das Geld wird ja nicht auf ihrgendwelchen Offshorekonten gelagert, sondern fließt zu großen Teilen wieder in die heimische Wirtschaft. Und Anstatt das Bafög zu erhöhen wäre es sinnvoller zu verbieten das ein Vermieter für 15m² 400€ und mehr verlangen darf!
Einerseits kann ich die Argumentation verstehen, insbesondere was die fehlende Motivation bei manchen Studenten angehen mag, andererseits wird in diesem Kommentar doch arg viel generalisiert. 1. Dass viele Studenten an der Uni eingeschrieben sind, weil das Lehrer, Eltern und insbesondere auch gerade die Politik so wollen, wird hier nicht erwähnt. Da jedoch von Seiten der Politik das Abitur für Alle gefördert und gefordert wird, ist es eben nur konsequent das sich viele junge Leute an der Universität einfinden die da weder hingehören noch hinwollen… 2. Insbesondere die Naturwissenschaften (der Autor bewegt sich ja im Dunstkreis der Geisteswissenschaften…) erfordern nicht nur ein großes Engagement um überhaupt durch ein Semester zu kommen, Es werden auch verschiedene Selektionsmechanismen verwendet um die Anzahl der Studenten auf diejenigen zu reduzieren die tatsächlich dafür taugen: -Mediziner, Pharmazeuten u.A. müssen harte Vorauswahlen bestehen um überhaupt zum Studium zugelassen zu werden -Andere führen eine große Auslese in den ersten Semestern durch 3. Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Studiengänge ist sicher evidenter als der unzähliger Soziologen oder Wiwis, somit stellt sich natürlich die Frage warum nicht diese Studiengänge selbst bezahlt werden müssen, denn zu viele Manager, Banker oder Philosophen helfen niemandem. Das andererseits relevante Studiengänge deutlich mehr Arbeit als die erwähnte 40h Woche benötigen erklärt auch warum das begleitende Arbeiten nicht immer möglich ist. Geschweige denn Sonderfälle wie die von Studenten die selbst schon Eltern sind. Beide Fälle würden durch die prohibitiv hohen Schulden vom Studium ausgeschlossen, oder es müssten auch z.B. Im Gesundheitswesen amerikanische Preise erlaubt sein um die Schulden überhaupt zurückzahlen zu können. Somit kann ich dem Autor aus der Sicht seines eigenen Studienfaches sicher zustimmen, plädiere jedoch weiterhin für das Studiengebührfreie Studium in gesellschaftlich relevanten Fächern mit entsprechender Vorauswahl.
Die Gedanken des Autoren sind nachvollziehbar. Doch kann man es den Studenten wirklich übel nehmen, ihre Situation, in der sie sich finden, verbessern zu wollen? Das ist doch das normalste von der Welt. Jeder Mensch versucht, seine Situation zu verbessern. Studenten aus anderen Ländern kennen die Situation vor Ort und sind natürlich erfreut, wie es hier in Deutschland läuft. Auch sie kommen gern hier hin, um ihre Situation zu verbessern. Das ist völlig legitim. Die politische Diskussion dahinter (BAFöG, Studiengebühren, können wir uns das leisten?) ist eine völlig andere Ebene. Den Studenten sollte man das jedenfalls nicht vorwerfen.
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