Maxeiner & Miersch / 12.02.2014 / 11:25 / 5 / Seite ausdrucken

Elefanten-Krawall

Waidmanns Heil! Der Abteilungsleiter im thüringer Umweltministerium, der in Bots-wana an einer legalen Elefantenjagd teilnahm, ist zur Strecke gebracht. Die Treib-jagd machte Medien, Publikum und Politik einen Riesenspaß. Sie ging über Tage, es musste immer wieder nachgeladen werden, bis der „weiße Mann“, der „sich in kolo-nialer Manier vor der Beute in Pose bringt“ (Bodo Ramelow/Die Linke) waidwund ge-schossen war. Am Schluss gab ihm der thüringer Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) den Gnadenschuss und entsorgte ihn in eine untergeordnete Dienststelle. Alle beteiligten Jäger sind jetzt stolz auf ihre neuste Trophäe. Halali.

Nochmal kurz zur Rekapitulation: Elefantenjagd war in Botswana bis zum Ende des letzten Jahres legal – und ist es in eingeschränktem Masse immer noch. Überhaupt dürfen Elefanten und andere Tiere in vielen Teilen Afrikas bejagt werden. Warum ist das so? Dahinter steht die Idee des „Sustainable development“, was wir auf deutsch mit „nachhaltiger Entwicklung“ umschreiben. Der Terminus wurde von der IUCN ein-geführt, der Dachorganisation des internationalen Naturschutzes. Genau wie durch nachhaltige Forstwirtschaft der Wald erhalten werden soll, so geht es auch beim Ma-nagement von Tier-Populationen darum, den Bestand auf einem verträglichen Maß einzupendeln.

Gibt es zu viele Elefanten zerstören sie ihr eigenes Habitat und obendrein das der Menschen. Für einen afrikanischen Bauer, dessen Felder und Lebensgrundlage sie zertrampeln, sind sie nichts als gefährliches Ungeziefer. Botswana gehört zu den Gebieten mit der höchsten Elefantendichte weltweit. Der Verkauf von Abschusslizen-zen an reiche Ausländer ist daher die klügste Methode den Elefantenbestand zu re-gulieren und obendrein Geld an die örtliche Bevölkerung zu leiten. Anstatt zu wildern, passen die Menschen plötzlich auf die durch dieses Verfahren für sie wertvoll gewor-denen Tiere auf. Jagdtourismus ist für die Dorfgemeinschaften lukrativer als Elfen-bein-Wilderei. Auch wenn es westlichen Prinzipienreitern nicht gefällt: Die legale Jagd auf Elefanten ist kluger und praktischer Artenschutz.

Insofern zeugt es entweder von Unwissen oder von Dummheit und moralischer Bor-niertheit, wenn Menschen, die sonst in jeder Sonntagsrede das Wort „Nachhaltigkeit“ beschwören, aus einem legalen Elefanten-Abschuss einen Skandal machen. Insbe-sondere in einem Land, in dem ein einziger eingewanderter Braunbär „Bruno“ 2006 umgehend als Gefahr für die Allgemeinheit zum Abschuss frei gegeben wurde.

Erschienen In DIE WELT vom 7.2.2014

 

 

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Leserpost

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Peter Schaefer / 13.02.2014

Werter Herr Deister, für was muß sich denn der gemeine Staatsdiener noch alles Ihre persönliche Erlaubnis holen, wenn er seine Freizeit verbringen möchte? Vielleicht bieten Sie ihm Bons an, wenn er ein Bier trinken möchte oder wie oft er den Rasen mähen muß. Schließlich ist er ja was mit UMWELT und so. mit herzlichen Grüßen Peter Schaefer

Martin Torres / 13.02.2014

Vielen Dank, die Herren, ein längst überfälliger Kommentar zum Thema. Jäger lassen sich nun mal mit der Trophäe ablichten. Andere fotografieren sich vor neuen Autos, im Designeranzug oder auch mal im Puff (egal ob vor oder nach den Schuss). Allerdings wäre ich sehr dankbar, wenn auch Sie gnädigerweisen einsehen könnten, dass nachfolgend ausgeführte Wahrheiten als ausgemacht gelten: 1)Milch wird durch das Auspressen von Schokoladentafeln gewonnen, die der Welt von der Lila Kuh geschenkt werden. Die Reste werden dann neu in Form gegossen und enthalten 50 - 70 Prozent Kakao. 2)Fleisch wächst einvakuumiert an Filetbäumen. Der Veggie-Day ist eine Notwendigkeit, da der Wald als Baumaterial herhalten muss und Heizmaterial liefert. Die gefällten Bäume fallen für die Fleischproduktion aus. 3)Katzen würden Tofu kaufen. 4)Das beidseitige Benutzen von Toilettenpapier schont Ressourcen. Das Ergebnis liegt flach auf der Hand. Sollten Sie die von mir verbreiteten Thesen für Unfug halten, sehe ich mich gezwungen, Ihnen klaren Menschenverstand und Vernunft zu bescheinigen. Ich hoffe, Sie können mit dieser Diagnose leben! Nochmals vielen Dank für Ihren Film “Und ewig sterben die Wälder”.

Hildegard Behrendt / 12.02.2014

Nicht nur “Nachhaltigkeit”, auch Klimawandel ist so ein Terminus, der einem nur noch auf den Senkel geht. Inflationärer Gebrauch des einen und Einhämmern eines nicht geklärten Faktums auf der anderen Seite - sowas wirkt, besonders wenn es tagtäglich in TV und Radio und Print auf uns niedergeht. Ansonsten kann ich zu Botswana nix sagen, finde Ihre Argumente aber logisch. Und hoffe, dass das Geld wenigstens bei denen, die es wirklich brauchen, ankommt und nicht wieder nur bei den korrupten Bonzen.

Hans-Peter Hammer / 12.02.2014

Meine Herren Maxeiner & Miersch: Blattschuß!

Chris Deister / 12.02.2014

Nichts verstanden. Darum geht es wirklich: 1. Es ist ein UMWELT-Beamter, der sich in Buffalo Bill - Manier abbilden ließ. Was wieder einmal zeigt: Leute, die (gut dotierte) Positionen besetzen, die kein Mensch braucht sind charakterlich etwas ...andersartig. 2. Dieser Paras… äh, also Beamter, der seinen Lebensstandard inkl. üppiger Pension ausschließlich dem Steuerzahler zu verdanken hat meint er müsse den dicken Max heraushängen lassen. Per se ist dagegen nichts zu sagen, aber dann hätte er nicht in den Staatsdienst gehen sollen! StaatsDIENST. Capiche? . Hoffe geholfen zu haben. Bitte.

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