Ein unabhängiges Bürgerkomitee zur Auflösung des Ministeriums für Staatsicherheit, jetzt Amt für Nationale Sicherheit genannt, wird in Leipzig gegründet. In Magdeburg desgleichen.
Allerdings lassen sich die Bürgerkomitees zu oft von der Stasi an der Nase herumführen. In Leipzig versucht der Stasichef den Bürgerrechtlern einzureden, das AfNS müsse unbedingt weiterexistieren, weil Rechtsextremismus bekämpft werden müsse. In Magdeburg sind es zögerliche Kirchenleute, die sich gegen eine Besetzung der Bezirksverwaltung aussprechen, um eine geordnete „friedliche Übergabe“ nicht zu gefährden. In Berlin war zwar die Stasizentrale in der Normannenstraße von einer Bürgerrechtlergruppe, begleitet von Medien, besucht worden. Die noch warmen Reißwölfe wurden gefilmt, Aktenschränke versiegelt. Sogar aus Mielkes Büro gibt es erste Bilder im DDR-Fernsehen. Aber dann verlässt die Gruppe wieder das Gebäude und die Zentrale kann bis zum 15. Januar ungestört mit der Aktenvernichtung fortfahren.
In Suhl hat das „Neue Forum“ mehr Erfolg. Als auf einer Versammlung in der Stadthalle bekannt wurde, dass in der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit Akten vernichtet werden, zog eine große Menschenmenge vor das Tor der Zentrale. Zwar versucht die Staatssicherheit, die Menschen hinzuhalten, aber muss schließlich dem Druck nachgeben. Eine kleine Abordnung wird durch das ganze Gebäude geführt, auch in den Archivkeller. Einige Schräke werden versiegelt. Am nächsten Tag blockierten Busfahrer mit Bussen und LKWs alle Zufahrten zur Stasizentrale. Dann fuhr ein Bus durch das Haupttor. Sofort strömten hunderte Suhler auf das Gelände. der Stasichef rief im Büro des „Neuen Forum“ an und bat um Schutz. Spontan wurde ein Bürgerkomitee zur Auflösung der Staatssicherheit ins Leben gerufen und begann sofort, alle 600 Stasileute, die an diesem Tag Dienst hatten, zu entlassen. Sie wurden streng kontrolliert, bevor sie das Gebäude verlassen durften, damit niemand noch in letzter Sekunde heimlich Akten entwenden konnte. Damit war die Aktenvernichtung im Bezirk Suhl gestoppt.
„Bild“ berichtet, dass Erich Honecker unter Hausarrest gestellt wurde. Das „Neue Deutschland“ titelt, dass es keinerlei Hinweise auf den Verbleib des SED-Devisenbeschaffers Schalck-Golodkowski gäbe, der am Vortag in den Westen geflüchtet war.