Wieder Staatsbesuch in Ostberlin: diesmal ist es der neu ernannte Kanzleramtsminister Rudolf Seiters, der sich bei Partei-, und Staatschef Erich Honecker und dessen
Außenminister Oskar Fischer vorstellt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die brisante Flüchtlingssituation in Ungarn bei den Gesprächen eine Rolle gespielt hätte. Dabei flüchten wöchentlich dutzende, wenn nicht hunderte DDR-Bürger über die grüne Grenze zwischen Ungarn und Österreich.
„Bild“ berichtet über einen VW-Arbeiter, dem der Kopf wieder angenäht wurde. Er könne schon wieder vorsichtig nicken.
Doppeltagebuch 198972009- 4. Juli
Der Strom der Besucher bei Erich Honecker reißt nicht ab. Diesmal ist es der chilenische Kommunist und Schriftsteller Volodia Teitelboim, mit dem der Staatsratsvorsitzende ein „herzliches Gespräch“ führt. Während die beiden Herren miteinander plaudern, stirbt in Moskau Andrej Gromyko, im Westen auch „Mister njet“ genannt. Vor seinem politischen Absturz war Gromyko der am längsten amtierende Außenminister der Welt ( von Februar 1957 bis Juli 1985). kurz nach dem Amtsantritt Gorbatschows wurde der Altkader durch Eduard Schewardnadse ersetzt. Gromyko wurde dann noch für eine Übergangszeit von drei Jahren Chef des Obersten Sowjets, bevor er in den längst überfälligen Ruhestand geschickt wurde. Den konnte er nicht genießen, ihm fehlte die Macht.Er soll tief verbittert gestorben sein.