Das „Neue Forum“, das seit zwei Wochen aktiv ist und tausende Unterstützer um sich gesammelt hat, wird von den DDR- Behörden weiterhin als illegal angesehen. Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst teilt mit, dass der Antrag des „Neuen Forums“ auf offizielle Zulassung abgelehnt wurde. Aufhalten kann das SED-Regime damit nichts mehr. Es hat inzwischen auch die Unterstützung der Mehrheit der Leitung des Bundes der Evangelischen Kirchen verloren. Die eben beendete Synode verkündete in ihrem Beschluss: „Wir brauchen ein allgemeines Problembewusstsein dafür, dass Reformen in unserem Land dringend notwendig sind…verantwortliche pluralistische Medienpolitik; demokratische Parteienvielfalt; Reisefreiheit für alle Bürger; wirtschaftliche Reformen… Möglichkeit friedlicher Demonstrationen; ein Wahlverfahren, das die Auswahl zwischen Programmen und Parteien ermöglicht.“ Auf diese Erklärung folgte ein wütender Angriff im „Neuen Deutschland“. „Großdeutsche Ladenhüter auf der Kirchenversammlung“ titelte das SED-Blatt und warf der Evangelischen Kirche vor, von der BRD beeinflusst zu sein. Gleichzeitig wurden Wohltaten für die noch verbliebenen SED- treuen Kirchenmänner vorbereitet, z. b. eine Ehrenpromotion für Konsistorialpräsident Manfred Stolpe an der Universität Greifswald.
Die Wahl rückt näher und die Parteien werden zusehends nervöser. Nachdem die CSU wochenlang gegen die FDP gestänkert hat, legt sie nun ein „Sofortprogramm“ für Steuersenkungen nach der Wahl vor, das die FDP-Vorschläge noch übertrifft. Wir dürfen gespannt sein, ob das hilft. Angeblich soll die SPD aufholen. Das erinnert an die angebliche „Aufholjagd“ der CDU unter Kohl im Wahljahr 1998. Am Ende stellte sich das als Schimäre heraus. Das kann der SPD jetzt auch passieren. Die abenteuerliche Koalitionsakrobatik in Thüringen dürfte viele SPD-Wähler, die kein Bündnis mit der umbenannten SED wollen, abschrecken.